(ots) - Jetzt bloß kein Säbelrasseln an der falschen Stelle:
Selbst wenn russische Stellen hinter dem generalstabsmäßigen Angriff
auf die Bundestagscomputer stecken sollten, wären das grundsätzlich
nicht anders zu beurteilen als etwa die Attacke der NSA auf das Handy
der Kanzlerin. Außerdem zählen in der Netzwelt Tarnen und Täuschen,
das Legen falscher Fährten, zum Geschäft aller Nachrichtenbeschaffer.
Vor nicht eindeutig belegbaren Schlüssen sollte man sich also
zumindest vorerst sehr hüten. Auch weil sie von dem ablenken, was
jetzt erst einmal wichtig ist: Schadensbegrenzung und Neuanfang. Erst
kürzlich musste sich die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt
bescheinigen lassen, beim Thema digitaler Wandel vielfach ein
Entwicklungsland zu sein. Viele Bereiche der Gesellschaft sind
hierzulande immer noch analog, sei es wegen falscher Prioritäten oder
überkommener Prinzipien, die sich keineswegs immer noch gut begründen
lassen. Die Nachricht, dass wir die Computer des Bundestages nicht
verteidigen können, passt da leider nur allzu gut ins Bild. Das
Krisenmanagement von Bundestagspräsident Norbert Lammert muss also
kritisch betrachtet werden. Das Parlament ist - aus eigentlich gutem
Grund - ein eigener Polizeibezirk mit Ermittlern, die nur dem
Präsidenten unterstehen. Aber aus den Fluren des Reichstages
schwappen Misstrauen und Kompetenzgerangel. Das macht es einem
Angreifer noch leichter. Wer die Frage beantworten will, was getan
werden muss, damit sich der elektronische Zusammenbruch des
Parlaments so schnell nicht wiederholt, muss genau an dieser Stelle
ansetzen. Und erst dann der Frage nachgehen, ob es wirklich Wladimir
Putin ist, der seine Hacker ein paar ganz große Rechnungen eintreiben
lässt.
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