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"Denkmale sind Zeugen und Ausdruck der Geschichte und Kultur eines
Landes. Die Vielfalt unserer Denkmale und damit unser kulturelles
Gedächtnis zu bewahren, zählt daher zu den wichtigsten Aufgaben
staatlicher Denkmalpflege. Dabei sind wir auch auf das private
Engagement der Bürger unseres Landes angewiesen. Mit dieser
Auszeichnung danken wir den Preisträgern beispielhaft für die vielen
Menschen, die ihrem Denkmal wieder zu alter Schönheit und
Lebendigkeit verhelfen", erklärte Kulturstaatssekretär Walter
Schumacher anlässlich der Verleihung des Sparkassen Denkmalpreises
Rheinland-Pfalz 2015. Die mit insgesamt 15.000 Euro dotierten
Auszeichnungen wurden in feierlichem Rahmen in Schloß Waldthausen in
Budenheim vergeben.
Gemeinsam mit den Initiatoren des Denkmalpreises,
Sparkassenpräsidentin Beate Läsch-Weber, LBS-Vorstandsvorsitzenden
Max Aigner und Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe
Rheinland-Pfalz, überreichte Schumacher sechs Preise, sechs
Anerkennungen sowie einen Sonderpreis, die eine Fachjury aus knapp 80
Einreichungen ausgewählt hatte. Das Spektrum der gewürdigten Objekte
reicht in diesem Jahr vom kleinen Fachwerkhaus über die prächtige
Jugendstilvilla bis zur ehemaligen Synagoge oder dem
gründer-zeitlichen Postgebäude, letztere fanden eine neue Nutzung. In
der Bandbreite der diesjährigen Bewerbungen um den Sparkassen
Denkmalpreis in den beiden Kategorien Bewohnte und Unbewohnte
Denkmäler spiegelt sich die große Vielfalt der rheinland-pfälzischen
Denkmallandschaft wider. Rund 200 Gäste nutzten die Feierstunde des
einzigen landesweiten Preises für Denkmalpflege zum Austausch
zwischen Eigentümern, Architekten, Handwerkern und Denkmalpflegern.
"Denkmale sind lebendig, reichen aus der Vergangenheit nicht nur
in die Gegenwart, sondern verweisen zugleich in die Zukunft", sagte
Sparkassenpräsidentin Beate Läsch-Weber bei der Preisübergabe. "Wie
modern und überaus lebendig die Denkmalpflege heute ist, zeigt auch
die dritte Vergabe des Sparkassen Denkmalpreises seit 2010. Die
erneut große Resonanz, die Vielfalt der gewürdigten Objekte sowie
deren architektonische und handwerkliche Qualität unterstreichen die
Bedeutung des von der Sparkassenorganisation gestifteten,
überregionalen Preises in besonderer Weise. Mit dem Denkmalpreis
unterstützen die Sparkassen als Mittelstandsfinanzierer Nummer eins
auch die an den Restaurierungen beteiligten Handwerkerfirmen und
Architekten. Sie unterstreichen damit ebenso ihre
Gemeinwohlorientierung durch die Förderung des besonderen
Bürgerengagements."
Unbewohnte Denkmale: Zeitzeugen der Kulturlandschaft
In der Kategorie "Unbewohntes Denkmal" wurden drei Preise
verliehen, jeweils dotiert mit 2.500 Euro, sowie drei Anerkennungen
ausgesprochen. Für die gelungene Umnutzung der Alten Post in
Pirmasens, einem Juwel der späten Gründerzeit aus dem Jahr 1883, in
ein Forum mit flexiblen Nutzungsmöglichkeiten, wurde die Stadt mit
dem Sparkassen Denkmalpreis 2015 ausgezeichnet. Besonders gelungen:
der Dialog zwischen Alt und Neu. Äußerlich wirkt die Alte Post
herrschaftlich mit ihrem palazzoartigen Aufbau und der reich
verzierten Schmuckfassade, im Innern bieten repräsentative Säle,
ausgestattet mit der neuesten Technik, Platz für viele Besucher bei
Kulturveranstaltungen, Hochzeiten und Ausstellungen.
Ebenfalls mit einem Preis prämiert wurde die Stadt Hachenburg für
die Restaurierung des Vogtshofs. Mitten im historischen Stadtkern
steht der zweigeschossige Fachwerkbau aus dem 17. Jahrhundert, in dem
durch die zwei Jahre dauernde Denkmalsanierung vier Jahrhunderte
Regionalgeschichte wieder lebendig geworden sind. Die hohe
Ausführungsqualität der Kernsanierung zeigt sich in der
handwerklichen Leistung: Architekten, Planer und Handwerker haben
größten Wert auf die Rekonstruktion der Originalzustände gelegt und
mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. Preisgekrönt ist auch die
Ehemalige Synagoge in Niederzissen, die 1840/41 errichtet und in der
Reichspogromnacht zerstört wurde. Nach Jahren des Verfalls kauften
die Mitglieder des örtlichen Kultur- und Heimatvereins Niederzissen
das Gebäude und stellten in 1500 Stunden ehrenamtlicher
Eigenleistung das ehemalige Gebetshaus wieder her. Dabei entdeckten
sie in dem schlichten Saalbau einen Schatz jüdischer
Hinterlassenschaften: Die gefundenen Fragmente von Thorarollen,
Gebetbücher und profane Gegenstände des Judentums sind heute in einem
Museumsraum ausgestellt.
Jeweils eine Anerkennung wurde dem Engagement für folgende
Denkmale zugesprochen: Ruine Burg Balduinseck in der Ortsgemeinde
Buch für Bestandssicherung und Mauersanierung, Ehemalige Kaserne
Estienne & Foch, Gebäude 041 in Landau für die Umnutzung und
Sanierung sowie Burgruine Wachtenburg in Wachenheim für die
Gesamtsanierung der Anlage.
LBS-Preis Wohnen im Denkmal: Herzblut und Idealismus
In der Kategorie "LBS-Preis Wohnen im Denkmal" gab es ebenfalls
drei Gewinner, die jeweils 2.500 Euro Preisgeld erhielten. Das schwer
beschädigte Schlösschen Hildenbrandseck in Neustadt an der Weinstraße
aus dem 16. Jahrhundert wurde von der Familie von Oettingen spür- und
sichtbar mit viel Liebe instand gesetzt. Der Wunsch der Familie, ein
altes Haus zu retten und das Durchhaltevermögen, trotz vieler
Hindernisse dieses Ziel zu erreichen, beeindruckten die Jury ebenso
wie die Rücksichtnahme auf die Baugeschichte des Schlösschens - zu
erkennen beispielsweise im Rückbau von neuzeitlichen
Fensterdurchbrüchen und dem damit verbundenen "Schließen von Wunden"
in der historischen Substanz. Mit einem Preis ausgezeichnet wurde
auch das Engagement für das "Theis-Haus" in Wolsfeld, ein
regionaltypisches Breitgiebelhaus aus dem 18. Jahrhundert. Im Jahr
2008 nahmen sich die heutigen Eigentümer Carlo und Nicole
Sente-Ligbado des ortsprägenden Gehöfts an und retteten mit viel Mut
und Idealismus die einsturzgefährdete Anlage buchstäblich in letzter
Minute vor dem Abriss. Entstanden ist ein Schmuckstück für das Dorf
in der Grenzregion zu Luxemburg. Für die vorbildliche Restaurierung
des Klosterhofs in Alsenz, einem Fachwerkhaus aus dem 16.
Jahrhundert, wurde Dr. Thomas Güttler ausgezeichnet. Heute wohnt und
lebt er mit seiner Familie mitten in der Geschichte: Die
Vergangenheit des Klosterhofs ist zum sichtbaren und prägenden Teil
der Gegenwart seiner heutigen Bewohner geworden. Bei der Sanierung
wurden historische Handwerkstechniken wie Zimmerei, Lehmbau oder
Kalkanstriche fachmännisch bis ins letzte Detail eingesetzt. Getreu
dem Motto "So wenig wie möglich, so viel wie nötig", gelang der
Familie Güttler eine Wiederbelebung des über 400 Jahre alten
Fachwerkgehöfts.
Mit einer Anerkennung wurden drei weitere Wohnobjekte prämiert:
das 250 Jahre alte Dreiherrische Gericht in Beltheim für die
Gesamtinstandsetzung und Restaurierung, die Jugendstil-Villa Nollen
in Traben-Trarbach sowie die Hohenzollern-Höfe in Ludwigshafen, weil
sie modernes Wohnen in historischem Ambiente beispielhaft umsetzen.
LBS-Vorstandsvorsitzender Max Aigner betonte bei der
Preisverleihung: "Bewohnte Denkmale sind nicht nur ihren Bewohnern
Heimat und Zuhause. Sie sind auch Teil unserer Baukultur. Die
qualitätsvolle Sanierung alten Wohnungsbestandes ist in Zeiten
demographischer Herausforderungen wie Landflucht besonders wichtig,
weil sie die Attraktivität eines Wohnstandortes erhöht.
Bewundernswert und preiswürdig ist für mich insbesondere die
zeitliche, emotionale und finanzielle Investition von
Privateigentümern in ihre denkmalgeschützte Wohnimmobilie. Die
Preisträger zeigen, dass sich auch im Denkmal kreative und tragfähige
Lösungen finden lassen, die modernen Wohnansprüchen genügen."
Sonderpreis herausragendes ehrenamtliches Engagement
Ein Sonderpreis für herausragendes ehrenamtliches Engagement in
der Denkmalpflege wurde dem Mainzer Denkmal-Netzwerk verliehen. Unter
diesem Namen schloss sich 2004 eine Gruppe engagierter, in Politik
und Wirtschaft gut vernetzter Mainzer Bürger und Akteure zusammen.
Ihr Ziel war und ist: "Interesse wecken, aufklären,
Spendenbereitschaft fördern, eben alles tun, was dazu beiträgt,
unsere Kulturdenkmäler vor dem Verfall zu bewahren", wie es in ihrer
Informationsbroschüre heißt. Die wichtigsten, durch das Netzwerk
unterstützten Restaurierungen sind die Fassade des Hauses "Römischer
Kaiser", Liebfrauenplatz 5, die Verwaltungsgebäude des
Gutenberg-Museums sowie fast alle Rheintore am Rheinufer. Schwerpunkt
der letzten Jahre bis heute ist die Förderung der aufwändigen
Fassaden-Restaurierungen am Kurfürstlichen Schloss.
"Das Denkmal-Netzwerk nimmt eine Vorreiterrolle im
bürgerschaftlichen Engagement für das Kulturerbe in und um Mainz ein.
Der außergewöhnliche Einsatz und die sichtbaren Erfolge seit
mittlerweile zehn Jahren verdienen höchste Anerkennung", so Laudator
Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz. "Die
Aktivitäten des Mainzer Denkmal-Netzwerks wirken letztlich oft wie
eine Initialzündung für die Politik, ohne die dringend notwendige
Maßnahmen eventuell nicht in Angriff genommen würden." Die
Initiatorin des Mainzer Denkmal-Netzwerks Erika Friderichs nahm den
Preis im Beisein und stellvertretend für ihre Mitstreiter dankend
entgegen.
Pressekontakt:
Verena Quast
LBS Landesbausparkasse Rheinland-Pfalz
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