(ots) - Zehn Prozesstage, 60 Zeuge - schon der Aufwand,
mit dem der Prozess gegen Sanel M. geführt wurde, zeigt: Auf der
Justiz lastete ein immenser Druck. Bei einer Anklage, die auf
Körperverletzung mit Todesfolge lautet, veranschlagen Richter sonst
weniger Zeit. Emotionalisierte Medienberichte und eine Welle der
Solidarität für das Opfer haben Zeugen beeinflusst und es den
Ermittlern schwer gemacht, das Geschehen nachzuzeichnen. Doch die
Justiz hat den Emotionen professionelle Objektivität entgegengesetzt,
soweit sich das von außen beurteilen lässt. Der Richter hat Freunden
und der Familie des Opfers unbequeme Fragen gestellt. Die Ankläger
haben sich nicht mit überzogenen Strafforderungen profiliert. All das
mag selbstverständlich sein. Doch mit seinem übereilten Brief an die
Familie des Opfers hat sich selbst der Bundespräsident hinreißen
lassen, einer Stimmung zu folgen, ohne den Sachverhalt genau zu
kennen. Die Justiz hat dem Druck widerstanden. Das verdient
Anerkennung.
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