(ots) - Das ehemalige Direktoriumsmitglied der Europäischen
Zentralbank, Jürgen Stark, rechnet damit, dass die internationalen
Gläubiger Griechenland im Schuldenstreit letztlich entgegenkommen
werden.
Wie Stark am Donnerstag im rbb-Inforadio sagte, wollen die
EU-Staaten, dass Griechenland in der Euro-Zone bleibt. Darauf habe
sich die Regierung in Athen eingestellt. Stark: "Die Gläubiger werden
einlenken, indem sie weniger Bedingungen stellen und indem sie neues
Geld zur Verfügung stellen, um auf jeden Fall und [...] was es auch
kosten möge, Griechenland im Euro zu halten." Das geschehe vor allem
aus politischen Gründen, betonte Stark. So übe die US-Regierung Druck
auf die Europäer aus, Griechenland zu helfen, um zu vermeiden, dass
Nato und EU destabilisiert werden. Von dem Treffen der
Euro-Finanzminister in Luxemburg heute erwartete Stark aber keine
Entscheidung.
Der ehemalige EZB-Chefvolkswirt warnte vor negativen Folgen für
die europäische Integration, wenn einem Land um jeden Preis geholfen
werde, obwohl es sich nicht an Regeln halte und auch nicht willens
sei, diese umzusetzen: "Es muss ein Eigeninteresse des Landes da
sein, sich aus dem Sumpf zu ziehen."
Stark wies die Befürchtung zurück, falls Griechenland den Euro
aufgeben müsse, könnten danach weitere EU-Länder betroffen sein.
Ehemalige Krisenstaaten wie Irland, Spanien und Portugal seien
inzwischen auf einem guten Weg und würden von den Finanzmärkten auch
anders behandelt. Ein Grexit wäre sicherlich eine Belastung, aber "es
gibt keine billige Lösung für Griechenland mehr".
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