(ots) -
Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) waren
bis zur Jahreshälfte 2014 rund 57 Millionen Menschen auf der Flucht,
entweder in ein anderes Land oder als Vertriebene innerhalb der
eigenen Landesgrenzen. "Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es keine so
großen Flüchtlingsbewegungen mehr wie jetzt. Die Lösung der
Flüchtlingskrise ist eine der größten Herausforderungen der nächsten
Jahrzehnte", sagt Evelin Schuster, Projektkoordinatorin beim
Kinderhilfswerk nph deutschland. Bewaffnete Konflikte, Gewalt,
Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen sind die Gründe für die
Flucht so vieler Menschen. Die meisten Flüchtlinge stammten 2014 aus
dem bürgerkriegsgeplagten Syrien. Der vorderasiatische Staat hat im
letzten Jahr in der Rangliste der zehn Länder, aus denen die meisten
Flüchtlinge stammen, die Führung vor Afghanistan übernommen. In
Lateinamerika würden rund 22 Prozent der Bevölkerung ihr Heimatland
verlassen wollen.
Flüchtlingselend in Lateinamerika gerät aus dem Fokus
Nahezu täglich berichten die Medien derzeit über das Leid der
Bootsflüchtlinge im Mittelmeer oder den Hunger der Kinder in den
Zeltlagern im Nahen Osten. Die mehr als 200.000 Bootsflüchtlinge aus
afrikanischen Ländern und die rund vier Millionen syrischen
Flüchtlinge lassen das Elend der Flüchtlinge aus Lateinamerika
vergessen. Dabei leben, laut der Wirtschaftskommission für
Lateinamerika und die Karibik (CEPAL), mehr als 28 Millionen
Lateinamerikaner außerhalb ihrer Heimat. Das entspricht etwa vier
Prozent der Bevölkerung. Laut einer Studie der Universität von
Vanderbilt (Barómetro de las Américas 2014) würden 21,8 Prozent der
lateinamerikanischen Bevölkerung ihre Heimat verlassen. Die Menschen
wollen der Gewalt der marodierenden Jugendbanden entkommen, die sich
insbesondere in Mittelamerika zu einer existenziellen Bedrohung
entwickelt haben. Sie wollen aber auch der Armut entkommen. Denn
Lateinamerika ist weiterhin die Region mit der weltweit größten
sozialen Ungleichheit. Rund 165 Millionen Menschen leben in Armut. Da
verwundert es kaum, dass viele Kinder und Erwachsene ihr Heil in der
Flucht suchen. "Die Migrationsrouten in Mexiko gehören zu den
gefährlichsten Strecken der Welt. Tausende Kinder und Erwachsene
kommen jedes Jahr bei ihrer Flucht ums Leben", sagt Evelin Schuster.
Für viele andere endet die Flucht an der Grenze. Fast 260.000
Flüchtlinge haben die US-Behörden im letzten Jahr aufgegriffen. Mehr
als 60.000 davon waren unbegleitete Kinder, oft erst zehn oder zwölf
Jahre alt. Während die Behörden die erwachsenen Flüchtlinge oft in
ihre Heimatländer zurückschicken, müssen sie bei den unbegleiteten
Flüchtlingskindern jeden Fall individuell prüfen. Das hat im letzten
Jahr dazu geführt, dass die US-Gerichte völlig überlastet waren und
im Grenzgebiet zahlreiche Auffanglager für die Minderjährigen
entstanden. Inzwischen leben sie oft monatelang in diesen Lagern,
ohne Angehörige, ohne Bewegungsfreiheit und mit wenigen
Zukunftsperspektiven.
Universallösung zur Flüchtlingskrise gibt es nicht
Bereits im letzten Jahr forderte der amerikanische Präsident
Barack Obama in der Flüchtlingskrise den Fokus auf die
Herkunftsländer zu legen. Dort müsse man auf Probleme der
Instabilität reagieren und die Perspektiven für die Menschen
verbessern. Auch in der Europäischen Union wird über Lösungsansätze
nachgedacht: Die Stärkung der Herkunfts- und Transitländer von
Flüchtlingen, die Bekämpfung von Schlepperbanden und ein größeres
Engagement zur Ãœberwindung von Fluchtursachen sind derzeit
vieldiskutierte Vorschläge. "Bis Lösungen verabschiedet werden, kann
die humanitäre Hilfe lindernd wirken", sagt Evelin Schuster. Das
Kinderhilfswerk nuestros pequeños hermanos (nph) setzt sich in seinen
Projektländern für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Not
leidenden Menschen ein. Ein besonderer Schwerpunkt der Aktivitäten
liegt im Bildungsbereich. "Wir müssen in die Bildung investieren,
damit junge Menschen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben und ihr
Land weiterentwickeln können", sagt Schuster. "Bis die
Flüchtlingskrise überwunden ist gilt das Motto des diesjährigen
Weltflüchtlingstag: 'Flüchtlinge sind Menschen wie Du und ich, die
schwierige Zeiten erleben'. Deshalb sollten wir sie mit offenen Armen
aufnehmen und nach Kräften unterstützen." Die 51-Jährige engagiert
sich in ihrer Freizeit ehrenamtlich für Flüchtlinge, die im Raum
Baden-Baden auf die Bearbeitung ihres Asylantrages warten.
nph hilft seit 60 Jahren Not leidenden Kindern
nuestros pequeños hermanos (nph) wurde 1954 von Padre William
Wasson gegründet, um verwaisten und schutzlosen Kindern in
Lateinamerika ein Zuhause zu schenken. Zurzeit leben 3.400 Kinder in
elf Kinderdörfern in Lateinamerika. Die Kinder leben bei nph wie in
einer großen christlichen Familie, gehen zur Schule und können einen
Beruf erlernen. Seit der Gründung des ersten Kinderdorfes sind schon
mehr als 18.000 Kinder bei nph aufgewachsen und haben erfahren, was
Liebe und Stabilität in einer Familie bedeuten. Außerdem unterstützt
die Organisation Notleidende in der Nachbarschaft der Kinderdörfer
und ermöglicht nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe in den
Projetländern. Diese Hilfe erreicht jährlich mehr als
Zweihunderttausend Menschen.
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Dagmar Schneider
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