(ots) - Anlässlich des Weltflüchtlingstages
fordert das Kinderhilfswerk terre des hommes die Bundesregierung auf,
in allen Aufnahme- und Asylverfahren entsprechend dem gültigen
Völkerrecht das Wohl des Kindes in den Mittelpunkt zu stellen. »Die
Kinderrechtskonvention gilt für alle Kinder, auch wenn sie sich auf
der Flucht befinden oder um Asyl nachsuchen«, sagte Danuta Sacher,
Vorstandsvorsitzende der Organisation in Osnabrück. Kritisch sei vor
allem die Situation der 25.000 Flüchtlingskinder, die in Deutschland
lediglich einen Duldungsstatus haben. Weitere 41.000 Minderjährige
befinden sich momentan in laufenden Asylverfahren. »Viele dieser
Mädchen und Jungen haben durch Gewalterfahrung in ihrer Heimat und
auf der Flucht schwere psychische Traumata erlitten. Sie sind auf
schnelle und qualifizierte Hilfe angewiesen. Doch leider stehen zu
wenig Einrichtungen und Fachkräfte für die psychotherapeutische
Behandlung zur Verfügung«, so Sacher weiter.
Bei einer Fachtagung von terre des hommes in Hannover
unterstrichen Experten aus verschiedenen Flüchtlingsinitiativen sowie
Projektpartner der Hilfsorganisation, dass das Personal in vielen
Erstaufnahmeeinrichtungen nicht ausreichend geschult sei, um
Traumatisierungen zu erkennen. Zwar erlaube das
Asylbewerberleistungsgesetz die »notwendige Behandlung akuter
Erkrankungen«, doch führe der Mangel an qualifizierten
Therapieeinrichtungen dazu, dass viele Kinder ohne die notwendige
Unterstützung blieben. terre des hommes fordert die langfristige
Förderung der bestehenden Einrichtungen, den weiteren Ausbau der
Hilfsangebote sowie die Schulung des Betreuungspersonals mit dem
Schwerpunkt Traumabehandlung.
Kritisch sieht terre des hommes auch das Verfahren bei der
medizinischen Altersschätzung, die insbesondere bei unbegleiteten
Flüchtlingskindern praktiziert wird. Bei den dazu durchgeführten
Untersuchungen werden häufig auch Röntgenaufnahmen von Hand- und
Kieferknochen vorgenommen. »Bei traumatisierten Kindern kann diese
Behandlung das Leiden verstärken, da sich die Betroffenen erneut als
ohnmächtige Opfer erleben«, so Sacher.
Um Kindern sichere Zufluchtsorte zu gewähren, müssen sich nach
Auffassung von terre des hommes die EU-Mitgliedsstaaten endlich auf
die Aufnahme von mehr Flüchtlingen und auf die Schaffung sicherer
Zugänge nach Europa einigen. »Nur so können wir eine weitere
Eskalation des Flüchtlingsdramas im Mittelmeer verhindern.« terre des
hommes betreut in Sizilien Kinder und Jugendliche, die die Flucht
über das Mittelmeer überlebt haben.
Auch an außereuropäischen Brennpunkten leistet terre des hommes
humanitäre Flüchtlingshilfe. So betreut terre des hommes in der
indonesischen Provinz Aceh / Sumatra traumatisierte Flüchtlingskinder
aus Burma. In den vergangenen Monaten haben Zehntausende Angehörige
des in Burma verfolgten Rohingya-Volkes versucht, über das Meer nach
Malaysia und Indonesien zu kommen. Die Regierungen dieser Länder
verweigern den Flüchtlingen bisher fast jede Hilfe und Unterstützung.
»Es ist für uns unfassbar, wie verantwortungslos mit den Menschen
umgegangen wird. Jede humanitäre Hilfe wird verweigert, und die
Menschen bleiben einfach ihrem Schicksal auf dem Meer ausgesetzt«,
sagte Sacher.
Für Rückfragen:
terre des hommes-Pressereferat,
Tel.: 05 41 / 71 01-126
Weitere Informationen: http://www.tdh.de/trauma