(ots) - An diesem Montag treten die Pflegekräfte
am Berliner Klinikum Charité in einen unbefristeten Streik für
bessere Arbeitsbedingungen. Das europaweite Netzwerk »Health Workers
for all« und sein deutscher Partner terre des hommes unterstützen die
Forderungen der Pflegekräfte nach besseren Arbeitsbedingungen aus
entwicklungspolitischer wie auch aus kinderrechtlicher Perspektive.
»Wir beobachten mit großer Sorge, wie die schlechten
Arbeitsbedingungen in der Pflege und der resultierende
Fachkräftemangel bedrohliche Wirkungen weit über die Grenzen
Deutschlands hinaus entfalten: Die Bundesregierung versucht seit
Jahren dem Pflegenotstand auch durch eine aktive Abwerbung von
Pflegekräften aus EU-Ländern, aber auch aus Ländern wie Vietnam,
China, Tunesien, Moldawien und vielen anderen beizukommen», sagt
Heino Güllemann, Referent für Gesundheit bei terre des hommes.
»Gesundheitsfachkräfte sind nicht nur in Deutschland knapp, sondern
weltweit. In den Ländern des Südens und Ostens hat der Personalmangel
im Gesundheitswesen die direktesten und belegbarsten Auswirkungen auf
die Kinder- und Müttergesundheit. So haben Wissenschaftler aus
Harvard nachgewiesen, dass ein zusätzlicher Arzt auf 1.000 Einwohner
die Kindersterblichkeit mittelfristig um 15 Prozent und langfristig
um 45 Prozent senkt. Aus Brasilien wissen wir, dass die Präsenz von
Krankenpflegerinnen einen mindestens ebenso großen Einfluss auf die
Kindersterblichkeit hat, wie die der Ärzte.«
Statt Pflegekräfte aus Ländern abzuwerben, die sie dringender
benötigen als wir, müssen hierzulande wieder attraktivere
Arbeitsbedingungen in der Pflege geschaffen werden. Die Berufsbilder
der Pflege haben in den letzten Jahren derart gelitten, dass trotz
ausgezeichneter Aussichten auf einen Arbeitsplatz zu wenige junge
Menschen willens sind, in der Pflege zu arbeiten. Und viele
Pflegekräfte gehen in Teilzeit oder Frührente, werden krank oder
steigen ganz wieder aus. Dagegen streiken die Berliner
Krankenpflegerinnen und verdienen dafür unsere Unterstützung.
Heino Güllemann: »Die deutsche Gesundheitspolitik scheut sich
korrigierend in das aus der Balance geratene Gesundheitssystem
einzugreifen und setzt stattdessen auf eine Abwerbung aus dem
Ausland. Der globale Verhaltenskodex der WHO zur internationalen
Anwerbung von Gesundheitspersonal, zu dessen Gültigkeit die
Bundesregierung sich ausdrücklich bekennt, verpflichtet jedoch alle
Mitgliedsstaaten 'soweit möglich ihren Personalbedarf im
Gesundheitswesen mit ihren eigenen Arbeitskräften zu decken (...),
wodurch sich ihr Bedarf an einer Anwerbung zuwandernder
Gesundheitsfachkräfte verringert'.«
Bessere Arbeitsbedingungen im Krankenhaus sind eben nicht nur für
die Gesundheit von Patienten und Pflegenden von großer Bedeutung.
Langfristig leisten sie auch einen wertvollen entwicklungspolitischen
Beitrag, um die personelle Schwächung der Gesundheitssysteme im Süden
und Osten zu beenden.
Ãœber das Projekt:
Das Projekt »Gesundheitsfachkräfte für alle« ist eine europaweite
Initiative und orientiert sich am Globalen Verhaltenskodex der
Weltgesundheitsorganisation WHO zur internationalen Rekrutierung von
Gesundheitspersonal. Der Verhaltenskodex wurde 2010 von allen
Mitgliedsländern der WHO und damit auch allen europäischen Ländern
angenommen. Das Programm wird zeitgleich in Deutschland, Belgien,
Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Spanien
und mit der Europäischen Union umgesetzt und von der EU in
Deutschland mit 84.000 Euro gefördert.
Weitere Informationen: http://ots.de/dKySg
Für Rückfragen:
Athanasios Melissis, terre des hommes, Tel.: 05 41 / 71 01-134,
Mail: a.melissis(at)tdh.de
Der Inhalt dieser Pressemitteilung liegt in der alleinigen
Verantwortung von Health Workers for all und von terre des hommes
Deutschland e.V. und kann in keiner Weise als Sichtweise der
Europäischen Union angesehen werden.