(ots) - Über den jüngsten Staatsbesuch des ägyptischen
Präsidenten Al-Sisi mochte man noch streiten können. War das
notwendige Realpolitik im Verhältnis zu einem unserer wichtigsten
Verbündeten im Nahen Osten, oder war es die unnötige Aufwertung eines
Machthabers, der durch einen Militärputsch an die Macht kam und der
den Polizei- und Zensurapparat eines Husni Mubarak wiederbelebt hat?
Die Festnahme des Al-Dschasira-Reporters Ahmed Mansur durch die
deutsche Bundespolizei aufgrund eines Auslieferungsantrages aus
Ägypten ist dagegen nicht diskutabel. Lassen sich deutsche Behörden
jetzt zum Handlanger zweifelhafter Machthaber und Potentaten gegen
unbequeme Journalisten machen? Gewiss kann man Al-Dschasira nicht mit
ARD, ZDF oder BBC gleichsetzen. Seit dem 11. September 2001 und dem
anschließenden Afghanistan-Krieg versorgt der Sender aus Katar aber
die Nachrichtenkanäle in aller Welt mit Bildern und Interviews aus
dem krisengeschüttelten Nahen Osten, an die die anderen häufig nicht
herankommen. Al-Dschasira mag auch unser journalistisches
Neutralitätsgebot fremd sein. Der Sender hat sich aber immer wieder
in bemerkenswerter Unerschrockenheit der gesteuerten Kommunikation
aller möglichen Machthaber im arabischen Raum entgegen gestellt. Und
Ahmed Mansur ist eines ihrer profiliertesten Gesichter. Man muss auch
andersherum fragen: Kann ein renommierter Regierungsberater wie Guido
Steinberg nicht mehr einen ausländischen Reporter zum Gespräch
empfangen, ohne diesem eine ungestörte Heimreise zu garantieren?
Zensur-Handlangerei wäre für das Ansehen unseres Landes verheerend.
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Wolfgang Bürkle
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