(ots) - Studie aus dem Bundesverkehrsministerium bestätigt
Befürchtungen der Deutschen Umwelthilfe - Drei von vier untersuchten
Austauschkats reinigen Abgase nicht ausreichend - Deutsche
Umwelthilfe fordert Bundesverkehrsminister Dobrindt zu einer
sofortigen amtlichen Nachprüfung aller angebotenen Kats auf -
Betroffene Autofahrer sollen beim Werkstattbesuch auf Austauschkats
mit Blauem Engel oder Originalteile bestehen - DUH kündigt neue
Werkstattbesuche und Kat-Tests an
Drei von vier untersuchten Austauschkatalysatoren verfügen nicht
über die gesetzlich geforderte Dauerhaltbarkeit von mindestens 80.000
km und mindern die Emissionen nicht ausreichend. Zu diesem Ergebnis
kommt eine vor fünf Wochen veröffentlichte amtliche Studie der zum
Bundesverkehrsministerium gehörenden Bundesanstalt für Straßenwesen
(BASt) von September 2014. Außerdem zeigt sie, dass zwei der vier
getesteten Austauschkats nicht einmal die gesetzlich vorgeschriebene
Senkung der Emissionen im Neuzustand erfüllen. In der Konsequenz
fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) Verkehrsminister Alexander
Dobrindt auf, alle derzeit angebotenen Austauschkatalysatoren
nachprüfen zu lassen und sicherzustellen, dass keine Katalysatoren
mehr verkauft werden, die den gesetzlichen Anforderungen nicht
entsprechen.
"Die BASt-Studie bestätigt die von der Deutschen Umwelthilfe seit
Jahren beobachtete Verschlechterung der Qualität von
Austauschkatalysatoren. Damit ändert das für die Einhaltung von
Abgaswerten zuständige Bundesverkehrsministerium endlich seine
bisherige Strategie des Wegschauens. Die BASt-Studie belegt, dass der
Austauschteilemarkt derzeit von minderwirksamen Billigkats
überschwemmt wird. Aufgrund der zum Teil hohen Gewinnmargen verbauen
Kfz-Werkstätten diese mangelhaft wirksamen Katalysatoren ohne dass
die Behörden einschreiten und den Kfz-Halter vor Pfusch am Auto
schützen. Dieser Praxis muss der Bundesverkehrsminister durch eine
Nachprüfung aller derzeit angebotenen Austauschkats ein Ende
bereiten", fordert DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Wird der Katalysator eines Fahrzeugs nach einem Defekt durch einen
Austauschkatalysator ersetzt, muss die Werkstatt sicherstellen, dass
das Fahrzeug die gesetzlich vorgeschriebenen Abgasgrenzwerte einhält.
Für die Zulassung eines Austauschkatalysators muss dieser im Rahmen
einer Typenzulassung zeigen, dass er nicht nur im Neuzustand, sondern
z. B. beim Abgasstandard Euro 4 auch nach 80.000 km die
Schadstoffemissionen wirksam mindert. In der Praxis wird dies aber
nicht gemessen, weil die Hersteller von Katalysatoren die
Verringerung der Abgasminderungsleistung alternativ mit einem so
genannten Verschlechterungsfaktor vorausberechnen dürfen. Auf diese
Weise müssen die Emissionen eines Autos mit Benzinmotor auch unter
den Grenzwerten bleiben, wenn sie mit einem Faktor von 1,2
multipliziert werden. Außerdem müssen die Kats einen Vergleich mit
dem Originalkatalysator bestehen. Zwei der vier untersuchten
Austauschkatalysatoren konnten diese Hürden nicht nehmen und hätten
nach einer ordnungsgemäßen Prüfung keine Zulassung erhalten dürfen.
Im Rahmen der Studie wurden die getesteten Katalysatoren
zusätzlich einer künstlichen Alterung unterzogen. Schrittweise
konnten so 10.000, 40.000 und 80.000 km Laufleistung simuliert
werden. Einer der vier getesteten Austauschkatalysatoren schaffte den
Abgasgrenzwert für Euro 4 nicht einmal im Neuzustand, ein weiterer
überschritt ihn nach 10.000 km künstlich herbeigeführter Alterung und
ein dritter nach 40.000 km. Nur ein Austauschkatalysator sowie ein
Original-Austauschkatalysator des Fahrzeugherstellers blieben auch
nach 80.000 km künstlicher Alterung unter den Grenzwerten.
"Bis das Bundesverkehrsministerium endlich wirksame Maßnahmen
ergreift, hilft nur, konsequent auf den Blauen Engel als
Qualitätsstandard zu setzen. Dieses Umweltzeichen tragen nur Kats,
deren Dauerhaltbarkeit mit Alterungstests überprüft worden ist. Wir
fordern Werkstätten und Teilehändler deshalb erneut auf, nur noch
Kats mit dem Blauen Engel oder Original-Austauschkatalysatoren der
Fahrzeughersteller zu verkaufen", so Urs Maier, Projektmanager
Verkehr und Luftreinhaltung bei der DUH.
Zuletzt hatte ein Werkstatttest der DUH gezeigt, dass in acht von
elf Berliner Kfz-Werkstätten Katalysatoren ohne Blauen Engel
angeboten wurden. Außerdem war die Beratungsqualität zum Blauen Engel
bis auf wenige Ausnahmen miserabel. Und dies, obwohl sich der
Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) offiziell für den
Blauen Engel ausspricht. Derzeit prüft die DUH rechtliche Schritte
gegen die Hersteller bzw. Inverkehrbringer von nicht dauerhaft
emissionsmindernden Austauschkats und kündigt weitere Werkstatttests
gerade in ZDK-Mitgliedsbetrieben sowie eigene Emissionstest an
Austauschkats an.
Der Endbericht des Forschungsvorhabens der Bundesanstalt für
Straßenwesen ist datiert auf September 2014. Am 13. Mai 2015 wurde er
auf der Internetseite der BASt in englischer Sprache veröffentlicht.
Eine deutsche Fassung hat die dem Bundesverkehrsministerium
unterstellte Behörde bis heute nicht veröffentlicht. Die wichtigsten
Ergebnisse der Studie sind im DUH-Hintergrundpapier zusammengefasst
http://l.duh.de/p260615.
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
Mobil: 0171 3649170, E-Mail: resch(at)duh.de
Dr. Urs Maier, Projektmanager Verkehr und Luftreinhaltung
Tel.: 030 2400867-731, Mobil: 0151 18256690, E-Mail: maier(at)duh.de
Ann-Kathrin Marggraf, Pressereferentin
Tel.: 030 2400867-21, E-Mail: marggraf(at)duh.de
DUH im Internet: www.duh.de, Twitter: https://twitter.com/Umwelthilfe