(ots) - DIW-Präsident: Sparkurs der Geldgeber
gescheitert
Fratzscher drängt auf Reformen und "klare Signale für die
europäische Wirtschaft"
Osnabrück.- Der Präsident des Deutschen Instituts für
Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, hat den Geldgebern
Griechenlands Versagen vorgeworfen und klare Signale zur Stützung der
europäischen Wirtschaft gefordert. In einem Gespräch mit der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" (Mittwoch) sagte Fratzscher: "Der Sparkurs der
Geldgeber ist gescheitert. Auch wenn die Einsparungen langfristig
notwendig sind, so haben sie die griechischen Institutionen
überfordert und letztlich die Krise noch weiter vertieft."
Fratzscher warnte vor einem Grexit, also einem Austritt
Griechenlands aus der Eurozone. Er betonte, niemand könne
vorhersehen, wie sich ein Grexit auf Deutschland und Europa auswirken
würde: "Im September 2008 waren sich alle sicher, dass eine Pleite
von Lehman Brothers verkraftet sei. Wir alle haben uns spektakulär
geirrt. Diesen Fehler sollten wir nicht wiederholen", mahnte der
DIW-Präsident. Er forderte: "Wir sollten sowohl versuchen einen
Grexit zu vermeiden, als auch vorzusorgen, indem die Politik ein
klares Signal sendet, dass sie alles tun wird, um die europäische
Wirtschaft notfalls zu stützen."
Griechenland, so Fratzscher weiter, müsse mit oder ohne Euro den
gleichen Reformkurs fortsetzen. "Die Regierung muss die staatlichen
Institutionen reformieren, ein Katasteramt und eine effektive
Steuerbehörde schaffen, das Bankensystem erneuern und die Korruption
bekämpfen."
Der DIW-Präsident forderte außerdem, die Produkt- und
Arbeitsmärkte in Griechenland offener und flexibler zu machen, damit
Menschen wieder in Beschäftigung kommen könnten. Fratzscher plädierte
zudem für eine Sonderwirtschaftszone, "in der Unternehmen von der
griechischen Bürokratie befreit sind". Damit könnten endlich wieder
Investitionen nach Griechenland gelangen.
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