(ots) -
Eine dramatische Entwicklung in der Eurokrise und vergleichsweise
wenig Veränderungen in den Einstellungen der bundesdeutschen
Bevölkerung: Zwar gehört jetzt für 49 Prozent (Juni: 13 Prozent) das
Thema Euro und Europa zu den beiden wichtigsten politischen Problemen
in Deutschland, aber genau wie vor drei Wochen wollen 41 Prozent,
dass Griechenland im Euro bleibt. 52 Prozent (Juni: 51 Prozent)
sprechen sich gegen den Verbleib des stark verschuldeten Landes im
Euroraum aus (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß
nicht").
Verhandlungen über griechische Reformmaßnahmen
Die nächste Rate der Hilfsgelder an Griechenland hätte nur
ausgezahlt werden können, wenn sich die Gläubiger mit Griechenland
über die geforderten Reformmaßnahmen geeinigt hätten. Dass die EU bei
diesen Verhandlungen mehr Zugeständnisse an Griechenland hätte machen
sollen, meinen nur 10 Prozent aller Befragten. 85 Prozent hätten
weitergehende Zugeständnisse als falsch empfunden. Forderungen nach
mehr Zugeständnissen sind bei den Anhängern der Linke (28 Prozent),
der SPD (18 Prozent) und den Grünen (15 Prozent) am häufigsten
vertreten. Anhänger von CDU/CSU (4 Prozent) und der AfD (3 Prozent)
sehen das deutlich seltener so.
Deutsche erwarten keinen Rückhalt für griechische Regierung beim
Referendum
Jetzt sollen die Griechen darüber abstimmen, ob sie die von den
Gläubigern vorgelegten Vorschläge gutheißen. Dabei erwartet eine
klare Mehrheit der Deutschen (57 Prozent) keine Unterstützung für die
Position der griechischen Regierung, die eine Ablehnung der
Reformmaßnahmen empfiehlt. Nur 32 Prozent gehen davon aus, dass sich
die Mehrheit der Griechen hinter die eigene Regierung stellen wird.
Wirtschaftlicher Schaden für Deutschland durch möglichen Bankrott
Griechenlands
Fast genau wie vor drei Wochen, erwarten 27 Prozent einen (sehr)
starken ökonomischen Schaden für Deutschland falls Griechenland
bankrottgeht, 67 Prozent gehen von einem nicht so starken oder
überhaupt keinem wirtschaftlichen Schaden für Deutschland aus.
Zukunft des Euro und der EU
Trotz aller aktuellen Probleme meint eine Mehrheit (64 Prozent),
dass der Euro langfristig eine erfolgreiche Währung sein wird.
Lediglich 31 Prozent sehen das nicht so. Ähnlich viele (29 Prozent)
sehen in der momentanen Euro-Krise eine Gefahr für den Fortbestand
der Europäischen Union, 67 Prozent sehen diese Gefahr nicht.
TOP TEN
Politische Krisenzeiten führen zu einer erhöhten Wahrnehmung von
Spitzenpolitikern. In dieser Woche konnten sich die meisten bei ihrem
Imagewert verbessern: Weiterhin führt Bundeskanzlerin Angela Merkel
die Liste der nach Ansicht der Befragten wichtigsten zehn
Politiker/innen an. Sie erreicht jetzt auf der Skala von +5 bis -5
einen Durchschnittswert von 2,3 (Juni: 2,2). Auf Platz zwei
vorgerückt ist Wolfgang Schäuble mit 2,2 (Juni: 1,9) vor Frank-Walter
Steinmeier mit unveränderten 2,0. Mit Abstand folgen Sigmar Gabriel
mit verbesserten 1,1 (Juni: 0,8), Manuela Schwesig mit 0,9 (Juni:
0,7), Thomas de Maizière mit deutlich verbesserten 0,7 (Juni: 0,3),
Gregor Gysi mit 0,6 (Juni: 0,7), Ursula von der Leyen mit 0,5 (Juni:
0,6), Andrea Nahles mit 0,2 (Juni: 0,1) und Horst Seehofer mit
unveränderten 0,0.
Projektion
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die
CDU/CSU auf 41 Prozent (unverändert), die SPD auf 26 Prozent (plus 1)
und die Linke auf 9 Prozent (minus 1). Die Grünen könnten 11 Prozent,
die FDP 4 Prozent und die AfD ebenfalls 4 Prozent erreichen (alle
unverändert). Die anderen Parteien erzielten zusammen unverändert 5
Prozent. Neben Schwarz-Rot würde es damit weiterhin auch für
Schwarz-Grün reichen. In einem dann weiterhin Vier-Parteien-Parlament
hätte Rot-Rot-Grün ebenfalls eine klare Mehrheit.
AfD und Rechtsextremismus
Unmittelbar vor dem AfD-Parteitag, der eine Entscheidung im Streit
um Führungspersonen und programmatische Positionen bringen soll, ist
eine deutliche Mehrheit (63 Prozent) der Deutschen der Auffassung,
dass sich die AfD nicht genügend von rechtsextremen Inhalten und
Mitgliedern abgrenzt, lediglich 12 Prozent gehen hier von einer
ausreichenden Distanzierung aus.
Islamistischer Terror
Nach den Anschlägen islamistischer Terroristen in der vergangenen
Woche meinen 75 Prozent aller Befragten, dass deutsche Urlauber Angst
um ihre Sicherheit in beliebten arabischen Urlaubsländern wie
Ägypten, Tunesien und Marokko haben müssen, 21 Prozent sehen das
nicht so. Ähnlich wie nach den Anschlägen in Paris im Januar
befürchten 70 Prozent, dass es in nächster Zeit auch Anschläge
islamistischer Terroristen in Deutschland geben wird, 27 Prozent
befürchten das nicht.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der
Zeit vom 30. Juni bis 2. Juli 2015 bei 1234 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ
für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich
beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/- drei
Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/- zwei
Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 45 Prozent,
SPD: 28 Prozent, Linke: 8 Prozent, Grüne: 11 Prozent, FDP 3 Prozent,
AfD: 4 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag,
24. Juli 2015.
Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage unter
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Fotos sind erhältlich über ZDF Presse und Information, Telefon:
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