(ots) - Wohin treibt Griechenland? Darauf weiß vermutlich
nicht einmal Ministerpräsident Alexis Tsipras eine Antwort. Ihm
scheinen die Regierungsgeschäfte mehr und mehr zu entgleiten.
Ideologische Verblendung, politischer Dilettantismus, populistisches
Sendungsbewusstsein: eine gefährliche Mischung.
Ein Konzept, die Krise in den Griff zu bekommen, ist nicht
erkennbar. Vieles spricht inzwischen dafür, dass Tsipras eine
"geheime Agenda" verfolgt: den Abschied Griechenlands vom Euro, den
Austritt aus EU und Nato. Denn wenn Tsipras an einer Einigung mit den
Geldgebern gelegen wäre, hätte er sie in den vergangenen fünf Monaten
erreichen können. Zuletzt lag man bei den Sparmaßnahmen offenbar nur
noch um 60 Millionen Euro auseinander - ein Klacks. Dass Tsipras die
Verhandlungen in letzter Minute platzen ließ, lässt nur den Schluss
zu: Er will keine Ãœbereinkunft.
Der Premier versäumt keine Gelegenheit, gegen die Gläubiger des
Landes zu hetzen. Die Geldgeber der Euro-Staaten bezichtigt er der
"Erpressung", den Internationalen Währungsfonds nennt er "kriminell".
So redet nur jemand, der den Bruch will. Dass Tsipras im Wahlkampf
gelobte, er wolle Griechenland im Euro halten, heißt nichts. Er
musste so reden. Schließlich wollen drei von vier Griechen an der
gemeinsamen Währung festhalten.
Ein Ergebnis der Volksabstimmung steht bereits fest, bevor die
Wähler zu den Urnen gehen: Mit seiner Politik der Polarisierung hat
Tsipras die Griechen tief gespalten. Diese Zerrissenheit schwächt das
Land umso mehr, als die Regierung Tsipras mit allen Partnern in
Europa gebrochen hat. Griechenland ist völlig isoliert - ein Land
ohne politische Freunde und Verbündete.
Viele Wähler stehen am Sonntag auch vor einem persönlichen
Zwiespalt. Einerseits will die große Mehrheit der Griechen am Euro
festhalten. Andererseits wollen sie Nein sagen zu weiteren
Sparmaßnahmen. Tsipras will dieses Dilemma ummünzen in ein Nein beim
Referendum. Aber er ist dabei, sein Land ins Chaos zu führen.
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