PresseKat - Daimler-Nutzfahrzeug-Chef Dr. Wolfgang Bernhard: "Wir können aus drei herkömmlichen Lkw zwei

Daimler-Nutzfahrzeug-Chef Dr. Wolfgang Bernhard: "Wir können aus drei herkömmlichen Lkw zwei Lang-Lkw machen, das spart bis zu 25 Prozent Sprit und CO2 und reduziert die Verkehrsdichte" (AUDIO)

ID: 1235133

(ots) -
Über 100 Lang-Lkw nehmen am Feldversuch des Bundesministeriums für
Verkehr, Bau und Stadtentwicklung teil

INTERVIEW MIT DR. WOLFGANG BERNHARD

Anmoderation:

Ohne Lastwagen wären die Regale in unseren Supermärkten leer: Rund
75 Prozent der Waren werden in Deutschland mit dem Lkw transportiert.
Und das immer umweltfreundlicher. In den vergangenen Jahren konnte
der Kraftstoffverbrauch bei schweren Lkw um rund 60 Prozent
verringert werden. Technisch ist also schon viel erreicht. Um weitere
Reduzierungen von Kraftstoff-und CO2-Verbrauch zu erreichen, sind
zusätzliche Maßnahmen notwendig. So prüft das
Bundesverkehrsministerium seit 2012 den Lang-LKW. Momentan wird in
fünf Bundesländern untersucht, welche Auswirkungen der Einsatz von
diesen Fahrzeugen auf Umwelt, Infrastruktur und Transport-Systeme
hat. Mit Baden-Württemberg folgt demnächst ein sechstes Bundesland.
In Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hat die Daimler AG jetzt
ebenfalls den Einsatz von Lang-Lkw beantragt. Was für den Lang-Lkw
spricht, das haben wir Dr. Wolfgang Bernhard, im Vorstand der Daimler
AG verantwortlich für Lkw und Busse, gefragt:

1. Herr Dr. Bernhard, warum setzt sich Ihr Unternehmen so für den
Lang-Lkw ein? Wir kämpfen ja alle mit CO2-Ausstoß und der
Verkehrsdichte, jeder beklagt sich über die vielen Lkw auf der
Straße. Wenn wir dort Entscheidendes erreichen wollen, müssen wir
neue Wege beschreiten. Der Lang-Lkw ist eine Möglichkeit, relativ
kurzfristig CO2 zu reduzieren und die Verkehrsdichte herunter zu
bringen. Wir können dabei aus drei herkömmlichen Lkw zwei Lang-Lkw
machen, das spart Sprit und CO2 bis zu 25 Prozent und das reduziert
die Verkehrsdichte. Nur so können wir die großen Herausforderungen
des steigenden Transportvolumens auf der einen Seite und den
Anforderungen an die Senkung von CO2 andererseits nachkommen. (0:42)





2. Die Gegner der Lang-Lkw befürchten, dass dadurch Straßen und
Brücken beschädigt werden. Stimmt das? Diese Lkw bleiben innerhalb
der 40-Tonnen-Begrenzung, das heißt unsere Brücken und unsere Straßen
werden nicht weiter beansprucht, sondern eher geschont, weil eben
anstatt drei Lkw zwei Lkw über die Brücke rollen. (0:15)

3. Der Feldversuch läuft noch bis 2017, mehr als die Hälfte der
Zeit ist also schon vorüber. Wie sind die Erfahrungen bisher? Über
120 Lkw fahren im Moment auf einem begrenzten Verkehrs- und
Autobahnnetz. Bisher, das besagt ein Bericht des
Bundesverkehrsministeriums, ist dieser Betrieb vollkommen ohne
Zwischenfälle, es gibt keine Zwischenfälle. Es wird festgestellt,
dass weder Verkehrssicherheit beeinträchtigt ist, noch der Ablauf im
Verkehr Probleme bereitet. Sie verrichten ihren Dienst, ohne dass das
von der Öffentlichkeit überhaupt wahrgenommen wird. Deswegen ist das
Verkehrsministerium jetzt auch dabei, den Lang-Lkw und den Betrieb
des Lang-Lkw zum Regelbetrieb zu machen. (0:36)

4. Wird der Lang-Lkw dazu führen, dass Güter von der Bahn auf die
Straße kommen werden? Zunächst einmal ist dabei festzustellen, dass
heute die Bahn, was Güter-Beförderungen anbelangt, vollkommen
ausgelastet ist. Wir haben eine ganze Reihe von Gütern, schwere
Güter, Gefahrgüter, Schüttgüter, die eigentlich am besten per Bahn
befördert werden. Wir haben aber eine ganze Reihe von Gütern, die
sich überhaupt nicht für die Bahn eignen. Nämlich gekühlte
Transporte, Punkt-zu-Punkt-Transporte, Transporte, bei denen Zeit das
entscheidende Thema ist, zum richtigen Zeitpunkt einzutreffen. Und
bei denen bietet sich zunächst einmal die Straße an. Ich glaube, dass
der Konflikt zwischen Schiene und Straße ein künstlicher Konflikt
ist. Ich glaube, dass sich beide Verkehrsträger hervorragend und
sinnvoll ergänzen können, das tun sie heute jeden Tag. Und ich
glaube, dass vor dem Hintergrund des steigenden Verkehrsaufkommens es
von größter Bedeutung ist, dass der Lang-Lkw hier noch einmal
Entlastung bringt. (0:56)

5. Sie haben neue Anträge gestellt, um den Lang-Lkw auch in
weiteren Bundesländern zu erproben. Aber es gibt Widerstände? Es ist
bedauerlich, dass immer noch einige und immer weniger der
Bundesländer sich einem Versuch, aus dem Erfahrung zu gewinnen ist,
verweigern. Ich glaube, dass jetzt auch langsam in der Diskussion die
Positionen konstruktiver werden, offener werden, überlegter werden,
um einfach Erfahrung zu gewinnen. Man kann dann nach der Erfahrung
immer noch sagen: Das hat sich nicht bewahrheitet. Aber überhaupt
nicht zu probieren, ist aus meiner Sicht etwas, was in Deutschland
nicht stattfinden sollte. So etwas können wir uns eigentlich nicht
leisten. (0:31)

6. Besonders Nordrhein-Westfalen stellt sich quer. Was würde die
Ablehnung Ihres Antrags für den Feldversuch bedeuten? Dieser Versuch
findet statt, ob Nordrhein-Westfalen mitmacht oder nicht mitmacht.
Ich glaube, dass Nordrhein-Westfalen gut beraten wäre, an dem Versuch
teilzunehmen. Nordrhein-Westfalen ist an einem Knotenpunkt in Europa
und dabei Erfahrung zu sammeln, glaube ich, ist sehr wichtig. Dieser
Zug oder Lkw fährt jetzt ab und ich glaube, die Landesregierung wäre
nicht gut beraten, ihr Land ohne diese Erfahrung zurück zu lassen.
(0:28)

Abmoderation:

Daimler Truck-Chef Dr. Wolfgang Bernhard im Interview. Die Daimler
AG hat sowohl in NRW wie auch in Rheinland-Pfalz Anträge zum Einsatz
von Lang-Lkw gestellt. In Baden-Württemberg rollen sie ab diesem
Sommer.

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Daimler AG, Florian Martens, 0711 1741525
all4radio, Hermann Orgeldinger, 0711 3277759 0


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Datum: 07.07.2015 - 09:45 Uhr
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