(ots) -
Aufbruchsstimmung, Annäherung und ein bisschen Anarchie haben den
4. Deutschen Social TV Summit der Bayerischen Landeszentrale für neue
Medien (BLM) geprägt, der gestern vor mehr als 200 Besuchern im
Münchner Literaturhaus stattfand. Unter dem Motto "All In" ging es
vor allem darum, wie Facebook, Twitter und Co. Bewegtbild einsetzen,
um Nutzer für sich zu gewinnen und umgekehrt: "Für
TV-Programmanbieter gilt immer häufiger die Formel ,All Social' oder
auch ,Social First'. Kaum eine wichtige Fernsehsendung findet noch
ausschließlich im TV statt - ohne dass parallel darüber auf einem
Second Screen kommuniziert wird", sagte BLM-Präsident Siegfried
Schneider in seiner Begrüßung.
Eine "unglaubliche Fokus-Verlagerung" konstatierte Video-Experte
Bertram Gugel von gugelproductions: "Alle suchen heute die
Fernseh-Experience im Netz." Hier würden nun die Social Networks von
den TV-Anbietern lernen müssen und nicht mehr nur andersherum. Denn
Videos seien "keine Selbstläufer", sondern müssten inhaltlich
professionell gemacht sein und vor allem auch entsprechend verbreitet
werden. "Wir sprechen hier nicht von einem gesettelten Markt, sondern
von einem unglaublichen Potenzial, das noch gar nicht genutzt wird",
prognostizierte Gugel. Aus seiner Sicht ausschlaggebend für den
Erfolg: "Old und new media müssen zusammen kämpfen - sonst gewinnen
die Plattformen."
Wie Medienmacher den Video-Markt und den Mobile-Boom für sich
nutzen sollten, erklärte Curt Simon Harlinghausen, Geschäftsführer
und Teilhaber der AKOM360, einer Agentur für Multi-Channel-Marketing:
"Es geht nicht darum, ein Produkt neu zu erfinden. Es geht darum, das
Produkt zur Story zu machen, damit es teilbar wird."
Emotionalisierung sei dabei ein Muss, so Harlinghausen: "Wir befinden
uns im Moment in der digitalen Pubertät" - wobei der Treiber "nicht
die Befriedigung von Bedürfnissen, sondern Motivation" sei. Er
plädierte dafür, nicht zu lange an Konzepten zu feilen, sondern
schnell zu arbeiten und viel auszuprobieren: "The future ist now!"
TV-Sender sollten die "Fans persönlich ansprechen. Menschen möchten
gehört werden", so die Überzeugung von Gero Gode, CEO von
WhatsService, der über WhatsApp als Verbreitungs- und
Diskussionsplattform für TV-Inhalte sprach. Gelungen ist das auf
jeden Fall Nicolai Schork und Alexander Giesecke, die vor zwei Jahren
als Elftklässler den YouTube-Nachhilfekanal "TheSimpleClub" gründeten
und heute 450.000 Abonnenten haben. Giesecke: "Wir erreichen die
Nutzer als Freunde, nicht als Lehrer."
Wie sich Schauspieler und Moderatoren im Social Web als Marken
aufstellen können, diskutierten Henrik Neumann, VJ und Redakteur bei
WeltN24, und Funda Vanroy, Moderatorin bei ProSiebenSat.1. Vanroy ist
auf fast allen Social-Media-Kanälen präsent und hat damit viel
Erfolg: "Auf einmal wird die TV-Marke zur Web-Marke. Dadurch öffnen
sich ganz neue Türen." Die Nahbarkeit und dass "Dinge auch mal schief
gehen können" sind für Neumann die großen Vorteile seiner
Social-Media-Präsenz. Er wolle dabei aber "nicht zum Klick-Sklaven
werden".
Die neuen Rahmenbedingungen für die Messung von
Bewegtbild-Gesamtreichweiten der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung
(AGF) stellte die AGF-Vorstandsvorsitzende Karin Hollerbach-Zenz vor.
Noch in diesem Jahr integriert die AGF YouTube, 2016 sollen weitere
Online-Plattformen folgen. "Wir wollen in Zukunft die
Gesamtreichweiten über alle Plattformen hinweg erfassen, um
Bewegtbildcontent in vermarktbare Quoten umzusetzen", so
Hollerbach-Zenz.
Zwei ganz unterschiedliche Beispiele, wie TV-Sender heute Social
Media erfolgreich einsetzen, präsentierten Christian Sieh von der
NDR-Satiresendung Extra3 und Yasmin Akay von RTL2, die zum
Social-Media-Konzept der Sendungen "Berlin - Tag und Nacht" und "Köln
50667" sprach. Akay: "Das Netz verlängert, was im linearen Fernsehen
nicht möglich ist." Diesen Vorteil schätzt auch Sieh, der in Social
Media "keine Quotenangst" habe. Daher könne er "im Netz mutiger und
absurder" sein. Ausschlaggebend für einen überzeugenden
Multimedia-Auftritt im Netz laut Johann Bayerl, Digital Strategy
Officer bei Galileo (ProSiebenSat.1): "Digitalisierung funktioniert
nur mit dem Team. Wenn sich eine Marke ändern soll, müssen alle mit,
die die Marke machen." Denn: "Das digitale Programm macht niemand
nebenbei."
Medienübergreifende Erzählweise in der Werbung war das Thema von
Carsten Schulz, DDB, und Jo Wedenigg, fischerAppelt, die beide für
ein Miteinander der unterschiedlichen Medien plädierten. "Die Bühnen
sind egal, die Geschichte zählt. So wird Werbung zum Erlebnis", sagte
Schulz, der über die Einführung von Magenta1/Telekom sprach. Wedenigg
stellte die TK-Kampagne "Den eigenen Weg gemeinsam gehen" vor. Auch
er wünschte sich "mehr Kampagnen, die die Grenzen zwischen den
unterschiedlichen Medien aufgeben".
Weitere Themen des 4. Social TV Summit waren das Management von
New Media Stars, Storytelling in virtuellen Welten und das Social-Web
als Promotion-Plattform.
Präsentationen, Fotos und Videos finden Sie unter
www.medienpuls-bayern.de
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Dr. Wolfgang Flieger
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