(ots) - Ratschläge aus Washington stehen in Europa nicht
selten unter Besserwessi-Verdacht. Vor allem, wenn sie das
Finanzielle betreffen. Der Konter geht meist so: Baut ihr erst mal
euer Billionendefizit (nicht Milliarden-...) im Haushalt ab und lasst
uns mit schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen in Ruhe. So ist es
unterm Strich auch im Falle von Griechenland. Man hört in Europa weg,
nicht zu. Diese Haltung, verbunden mit der Bitte, sich nicht weiter
einzumischen oder selbst in die Tasche zu greifen, um Athen zu
helfen, wirkte überzeugender, wenn die Akteure in Brüssel Antworten
hätten auf einen Befund, dem man sich nicht entziehen kann: Die
europäischen Institutionen haben in den vergangenen Monaten keinen
guten Job gemacht, um die griechische Tragödie zu beenden. Die dort
geschneiderte Zwangsjacke, die Athen ökonomisch erstickt, wird in
Washington als Ausdruck einer geschichtsvergessenen Sturheit
angesehen. Hatte nicht der großzügige Schuldenschnitt der
Nachkriegssiegermächte 1953 erst die Grundlagen für das deutsche
Wirtschaftswunder gelegt? Bis in den Internationalen Währungsfonds
hinein hat sich die Ãœberzeugung verfestigt, dass es ohne einen
Teilerlass der griechischen Schulden nicht funktionieren wird;
natürlich gekoppelt an unumkehrbare Reformen in einem von
Klientelismus und Misswirtschaft verseuchten Staat. Ãœber dieses
Konzept ohne Tabus zu debattieren, ist allemal hilfreicher als die
destruktive Logik mancher Krisenmanager in Europa, die mit ihrer
Unnachgiebigkeit alles nur noch schlimmer machen.
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