(ots) - Ein Konfliktherd im Nahen und Mittleren Osten ist
entschärft, der Iran und westliche Konzerne hoffen nach Wegfall der
Sanktionen auf lukrative Geschäfte, im Westen freut man sich schon
auf fallende Ölpreise - nach der Einigung mit Teheran im Atomstreit
ist die Euphorie groß. Es scheint auf allen Seiten nur Gewinner zu
geben. Die große Frage lautet: Ist den Machthabern in Teheran zu
trauen? Da ist Skepsis angebracht. Das Mullah-Regime hat sich bisher
nicht eben als stabilisierender Faktor in der Region hervorgetan. Der
Iran stützt in Syrien das brutale Assad-Regime, heizt im Jemen den
blutigen Bürgerkrieg an, unterstützt anti-israelische Milizen im
Gazastreifen, mischt militärisch im Libanon, im Irak und in Jordanien
mit. Die Sorge, der Atomdeal könnte dem Iran neue Geldquellen
erschließen, mit deren Hilfe das Regime die Region noch mehr
destabilisiert, ist nicht aus der Luft gegriffen. Mit dem Ende der
Sanktionen erhält Teheran Zugriff auf mehr als 90 Milliarden Euro
eingefrorener Gelder auf Konten ausländischer Banken. Trotzdem: Die
Vereinbarung ist ein leises Signal der Hoffnung. Die Machthaber im
Iran haben klare Zugeständnisse gemacht und die wirtschaftlichen
Vorteile des Deals für sie sind so groß, dass sie sich einen
Wortbruch kaum leisten können. Doch der Iran muss nun beweisen, dass
die Unterschriften von Wien mehr wert sind als das Papier, auf dem
sie geschrieben stehen.
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