Seit zehn Jahren lebt die Französin Katell Gélébart wie eine Nomadin. Als Öko-Designerin verwertet sie weltweit Müll und Reststoffe zu Mode. Inzwischen schmücken sich globale Konzerne mit der selbsterklärten Umwelt-Kämpferin. 36 ist Katell Gélébart inzwischen.
(firmenpresse) - Mit 26 hatte die Französin aus Brest in Amsterdam auf dem Haarlemmerdijk angefangen, aus Stoffresten und Fabrikabfällen, die sie in Firmen erbettelte, „und gegenüber in der Druckerrei", Mode zu machen. „Öko-Design", wie sie sagt. Heute reist sie permanent, steht morgens immer früh auf, und ihr Kulturbeutel für die Zahnbürste wirkt ein wenig skurril. „Die nähen wir aus Küchentüchern aus der Ukraine".
Katell Gelebart ist mit ihrem Label ART D`ECO eine von über 570 „Grüne Mode“ Designer, beschrieben und nach Ökokriterien bewertet, in der größten Eco-Fashion-Sammlung weltweit, zu finden unter www.world-of-eco-fashion.de
Die inzwischen heimatlose Europäerin kann nur begrenzte Stückzahlen produzieren, denn deutsche und französische Postsäcke, aus denen sie Damenkleider fabriziert, kriegt sie nur in begrenzten Restposten. Und Notizblöcke mit Deckeln aus Röntgenbilden mit Lunge sind nicht jedermanns Geschmack. Aber mit ihren geübten Händen fabriziert sie auch Postumschläge aus Stößen alter Musiknoten-Hefte und aus Seekarten - verkauft in Läden in Berlin und anderen Metropolen.
Katell, die inzwischen mal in Indien, dann Osteuropa, Frankreich, der Türkei, aber auch Neuseeland lebt, sieht sich nicht als Missionarin. Aber ihre Energie zieht sie aus dem Kampf gegen die Wegwerf-Kultur. Schwere Wintermäntel nähen ihre ukrainischen Mitarbeiter Vitaly Dushka und Varia Karamushka aus alten Filzdecken. Es sind Restposten der Sanitätsabteilung der Armee, das Rotkreuz bleibt dran, je nach Lieferung. Inzwischen produziert die weltgereiste Französin ihre Hüte, Schminktäschchen, und Öko-Fummel auch in Brest in Frankreich und in Indien. Sie vermarktet ihr"ART D`ECO über eine Agentin in Paris, die einige Dutzend „Fair-Handelsläden" von Tokio bis Amsterdam beliefert.
Zugleich will Sie aufklären: „Du glaubst gar nicht, wie die türkischen Kinder in Ignaeda geguckt haben, wie man
aus einem weggeworfenen Tetra-Pack mit wenigen Handgriffen und zwei Klipps eine Geldbörse macht", sagt sie,
und kramt ein buntes, ziehharmonikaförmiges Teil heraus, recycelt aus einem Suppenpack. Dort an der türkischen Schwarzmeer-Küste hat sie gerade einen „Sozial-Design-Workshop" für Urlaubskinder geleitet, jetzt muss sie nach Brest, zum Nähen neuer Exponate für die „Biennale für Zeitgenössische Kunst" in Saint Etienne (Frankreich).
Viel Geld bringt ihr das natürlich nicht, es reicht, um neue Reststoffe zu sammeln, für Flugtickets, PC und Internet. Und die großenBekleidungsketten? Die wollen „Masse und in allen Größen", sagt sie knapp, da kann und will sie „nicht mitmachen". Aber es schmücken sich globale Konzerne wie der französische Telekom-Gigant Alcatel inzwischen mit der schönen Müllverwerterin.
Die Frau mit den langen schwarzen Haaren und ihren ausdrucksstarken Gesichtszügen posierte für dessen globale Werbkampagne 2008 (always on - immer Online) im weiß-roten Recycelkleid, abgelichtet auf einer staubigen Stadt-Straße in Südindien und präsentierte auf den Webseiten der New Yorker Börse und im US-Magazin „Fortune 500". Ein weiter Weg für Katell Gélébart. Denn das „Kind der Ökobewegung" hat noch 1998 in Anti-Atom-Camps bei Gorleben mitgemischt und in Umweltverbänden (Greenpeace, Wise, OOA) in Kopenhagen, Paris und in Tschechien. Ob sie da keine Berührungsängste habe mit dem Big Business? "Nein!", sagt sie augenblicklich. Es sei ja Werbung für ihre Idee der energiesparenden „Neu-Verwertung".
Für die lebt sie seit zehn Jahren wie eine Nomadin. In Auckland City in Neuseeland bezahlen Kunststudenten für Wochenend-Kurse 180 Dollar, damit das schöne Energiebündel aus Europa ihnen beibringt, wie aus Müll Mode und Fashion-Accessoires werden. Oder aus weggeworfenen Plastikverpackungen mit Aufdruck „Japanse Style Sushi Rice" bunte Schreibetuis mit Reisverschluss.
In einem Hinterhof in Puna in Südindien lehrt sie ihre Design-Ideen umsonst, für wenigbetuchte Frauen, damit sie sich eine Einnahmequelle erschließen. „Kleine Seidenstücke, Brokate, Endstücke feinster Textilien, weggeworfen will Müll, ich konnte das nicht mit ansehen", sagt die Müllverwandlerin. „Da haben wir aus den Stücken Schminktäschchen genäht". Längst haben ihre Kollektionen alternative Laufstege in Paris und Prag erreicht und das Weltkultur-Forum der Unesco ihr ein Thema gewidmet: „Ethische Mode".
Aber im großen Stil produzieren, um irgendwann damit viel Geld zu verdienen, das sei nicht ihr Ding. Und knallrote Damen-Regenmäntel, genäht aus gesammelten, alumetallischen Vakuum-Kaffeeverpackungen, die bringen ihr Kunstpreise in Europa und natürlich Schlagzeilen im französischen Modemagazin „Elle", aber gewiss keine Millionen.
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