(ots) - "Der Faschismus ist das Richtige für Deutschland und
Italien", schrieb der 20-jährige Sohn eines US-Diplomaten 1937 in
sein Reisetagebuch. Für ein paar Tage führte ein Trip nach Europa den
bildungshungrigen Studenten auch ins "Dritte Reich", was er dort zu
sehen bekam, ließ ihn entzückt davon schwadronieren, ,"dass die
nordischen Rassen den romanischen gewiss überlegen" seien. Der Name
des jungen Amerikaners: John F. Kennedy. Naive Schwärmereien, aber
auch ernste Sympathien für Hitler-Deutschland waren in den 30er
Jahren in konservativen Kreisen westlicher Demokratien durchaus
verbreitet. Zu diesen Sympathisanten gehörte, eine hinreichend
bekannte Tatsache, auch der englische Kurzzeit-König Edward VIII.,
der Onkel der späteren Königin Elizabeth II. Insofern birgt der jetzt
von der "Sun" so stolz präsentierte Clip, der die Royals beim
neckischen Hitlergruß zeigt, wenig bis gar keine historische Brisanz.
Aus diesem Filmchen einen Rechtfertigungsdruck auf die Queen
abzuleiten, ist mehr als albern: Erstens war sie damals mit sieben
Jahren noch ein Kind, zweitens ließ sich der verbrecherische
Charakter des Nationalsozialismus in seinem vollen Umfang 1934 noch
nicht erahnen - erst recht nicht von außen. Freilich: Der
scheinheiligen "Sun" geht es mit ihrer Veröffentlichung nur
vordergründig um die Aufhellung historischer Zusammenhänge. Vielmehr
ist das Boulevardblatt - das verrät schon der Blick auf die
Titelseite - auf einen journalistischen Knalleffekt aus. Sollte die
Sensationsaufmachung allerdings dazu führen, dass sich das sehr auf
makellose Selbstinszenierung konzentrierte englische Königshaus etwas
kritischer und offener mit der eigenen Vergangenheit
auseinandersetzte, so würde im Nachhinein aus "The Royal Heilness"
ein wertvoller Fingerzeig.
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