(ots) -
- Seit der Jahrtausendwende steigt die Zahl der Engagements im
Schnitt jährlich um 34 Prozent
- Auch größere, profitable Unternehmen geraten zunehmend ins
Visier der Aktivisten
- In mehr als 75 Prozent der Engagements wird ein Wechsel der
Führungskräfte gefordert
- Unternehmen mit aktivistischen Investoren weisen eine nachhaltig
höhere Aktienrendite auf als der jeweilige Branchenindex
Die Bedeutung aktivistischer Investoren wächst rasant. Inzwischen
verwalten sie knapp acht Prozent des weltweit in Hedgefonds
angelegten Kapitals. In ihrer Studie "Agitators and Performers: How
to respond to activist investors" hat die internationale
Managementberatung Bain & Company mehr als 400 Engagements untersucht
und die Herausforderungen für börsennotierte Firmen analysiert.
Häufig schaffen Aktivisten Wert für Aktionäre, können dabei jedoch
auch große Unruhe und hohe Kosten verursachen. Viel zu wenig
Unternehmen sind auf mögliche Attacken vorbereitet.
Seit einigen Jahren mehren sich die Schlagzeilen über
aktivistische Aktionäre. Auch in Deutschland nahmen sie bereits
einige DAX-Konzerne ins Visier. Weltweit ist diese vergleichsweise
junge Investorengattung seit der Jahrtausendwende auf dem Vormarsch.
Der Bain-Studie zufolge stieg die Zahl der Engagements seitdem um
durchschnittlich 34 Prozent pro Jahr. Mittlerweile verwalten
aktivistische Investoren knapp acht Prozent des weltweit in
Hedgefonds angelegten Kapitals, das sich derzeit auf nahezu drei
Billionen US-Dollar beläuft. Mit wachsenden Ressourcen engagieren
sich die Fonds bei immer größeren, profitablen Unternehmen, obwohl
diese oft eine hohe Marktkapitalisierung aufweisen. Selbst Apple
musste sich schon mit Aktivisten auseinandersetzen. Das Unternehmen
reagierte mit einem Aktienrückkauf.
Aktivisten agieren nur bedingt feindlich
Das Beispiel Apple widerlegt die gängige Meinung, dass sich
aktivistische Investoren vor allem für angeschlagene Unternehmen
interessieren. Auch ihr Vorgehen unterscheidet sich vom landläufigen
Bild. Im letzten Jahr ließ sich ein Engagement in nur 40 Prozent der
Fälle als feindlich einordnen. "Aktivistische Investoren spielen eine
immer größere Rolle am Kapitalmarkt und simple Abwehrreflexe laufen
ins Leere", warnt Bain-Partner und Corporate-Finance-Experte Dr.
Wilhelm Schmundt. "Börsennotierte Unternehmen sind gut beraten, sich
intensiv mit ihrem Vorgehen und ihren Investmentansätzen zu
beschäftigen."
In den Augen der Anleger spricht vor allem ein Faktor für
aktivistische Investoren: Ihr Engagement steigert die Aktienrendite.
Im Durchschnitt liegt diese bei betroffenen Unternehmen im ersten
Jahr 1,5 Prozentpunkte über dem jeweiligen Branchenindex. Über drei
Jahre hinweg entwickelt sich die Rendite ebenfalls besser. Dessen
ungeachtet können die Forderungen der Aktivisten allerdings auch dem
Ziel dienen, kurzfristig die Profitabilität zu erhöhen. Damit
konterkarieren sie langfristig angelegte Unternehmensstrategien.
Mit einer guten Vorbereitung könnten Unternehmen sich wesentlich
besser auf das Engagement aktivistischer Investoren einstellen. Hier
aber besteht vielfach noch Handlungsbedarf. Wichtig ist laut
Bain-Studie vor allem die Kenntnis der Investmentthesen der neuen
Aktionäre. Dazu zählen zum Beispiel eine stärkere Beteiligung der
Aktionäre am Unternehmenserfolg, ein strategischer Kurswechsel, das
Heben von Effizienzpotenzialen und M&A-Aktivitäten bis hin zu einer
Zerschlagung sowie die Vorstandsvergütung und Corporate Governance.
In mehr als 75 Prozent wird der Austausch von hochrangigen
Führungskräften gefordert. Tatsächlich entwickelt die Mehrzahl der
aktivistischen Investoren im Vorfeld eine eigene, meist umfassende
und detaillierte Agenda, um das Zielunternehmen zu verändern. Nur
eine Minderheit beschränkt sich darauf, durch öffentlichen Druck das
Management zu kurzfristigen Aktionen zu bewegen.
Belastungstest für die Unternehmensstrategie
Mit dem Wissen um diese Herausforderung müssen Unternehmen ihre
Anfälligkeit für aktivistische Investoren überprüfen. Erkennen sie
dabei Schwächen, sollten sie schon aus Eigeninteresse zügig
gegensteuern. Denn zum einen sind Aktivisten in der Lage, mit
Forderungen nach einer leistungsgerechteren Vorstandsvergütung oder
nach Sonderdividenden die Öffentlichkeit zu mobilisieren und auf
Hauptversammlungen Mehrheiten zu gewinnen. Zum anderen kann eine
geschärfte Strategie, ein bereinigtes Portfolio oder eben eine neue
Ausschüttungspolitik auch die Bewertung am Kapitalmarkt erhöhen - und
je geringer die Arbitrage-Möglichkeiten sind, desto geringer ist auch
die Gefahr eines Engagements aktivistischer Investoren.
Schlüsselfunktionen nehmen dabei die verstärkte Auseinandersetzung
mit den Anteilseignern, deren Interessen sowie eine hoch
professionelle Kapitalmarktkommunikation ein. Die Diskussion
möglicher Erwartungslücken ist essenziell. Gleichzeitig gilt es,
konkrete Pläne in der Schublade zu haben, sollten Aktivisten auf den
Plan treten. Damit wappnen sich Unternehmen für den Fall der Fälle,
können ohne Zeitverzug den Dialog mit den Aktivisten aufnehmen und
klären, ob und welche Forderungen berechtigt sind.
"Viele Unternehmen hüllen sich in Schweigen oder verhalten sich
rein defensiv", stellt Bain-Partner Schmundt fest. "Statt so die
Diskussion unnötig anzuheizen, sollten sie den Aktivisten vielmehr
mit der gleichen Offenheit begegnen wie anderen Anteilseignern. Wenn
die Pläne des Managements überzeugen, sind viele aktivistische
Investoren auch zur Kooperation bereit. Schließlich geht es ihnen
vorrangig um Wertsteigerung."
Bain & Company
Bain & Company ist eine der weltweit führenden
Managementberatungen. Wir unterstützen Unternehmen bei wichtigen
Entscheidungen zu Strategie, Operations, Technologie, Organisation,
Private Equity und M&A - und das industrie- wie länderübergreifend.
Gemeinsam mit seinen Kunden arbeitet Bain darauf hin, klare
Wettbewerbsvorteile zu erzielen und damit den Unternehmenswert
nachhaltig zu steigern. Im Zentrum der ergebnisorientierten Beratung
stehen das Kerngeschäft des Kunden und Strategien, aus einem starken
Kern heraus neue Wachstumsfelder zu erschließen. Seit unserer
Gründung im Jahr 1973 lassen wir uns an den Ergebnissen unserer
Beratungsarbeit messen. Bain unterhält 51 Büros in 33 Ländern und
beschäftigt weltweit 6.000 Mitarbeiter, 700 davon im
deutschsprachigen Raum. Weiteres zu Bain unter: www.bain.de.
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