PresseKat - Die Tragik Griechenlands - es verlieren beide, Retter und Gerettete

Die Tragik Griechenlands - es verlieren beide, Retter und Gerettete

ID: 1240994

(ots) - Zwei Denkrichtungen stehen sich in der Frage, ob
angesichts der Krise staatliche Sparmaßnahmen der richtige Weg sind,
unversöhnlich gegenüber, stellt Philipp Bagus in seinem jüngsten
Beitrag auf www.misesde.org fest. Auf der einen Seite die
Bundesregierung, die glaubt, aus dem "Deal" Unterstützung gegen
Strukturreformen und Sparsamkeit erwachse eine Win-Win-Situation. Auf
der anderen Seite die Regierung Griechenlands, die keynesianisch
argumentiert und glaubt, die Sparanstrengungen hätten die Krise erst
verschärft und verlängert. Nur eine Erhöhung der Staatsausgaben werde
eine Lösung herbeiführen.

Um diese Frage befriedigend zu beantworten, wagt Bagus einen Blick
über den Euro-Tellerrand hinaus: Im Baltikum hatte es wie
beispielsweise in Spanien auch einen gewaltigen Immobilienboom
gegeben. Doch die Balten agierten in der Krise anders als die
Spanier. "Als die Krise ausbrach, antworteten die baltischen Staaten
mit Strukturreformen. Vor allem bei den Staatsausgaben reagierten die
Balten mit drastischen Kürzungen", so der an der Rey Juan Carlos
Universität von Madrid lehrende Volkswirt.

Im Zuge der Kürzungen brach das Bruttoinlandsprodukt dramatisch
ein und die Arbeitslosigkeit schoss nach oben. Allerdings setzt die
Erholung bereits zwei Jahre später ein und zwar ebenso massiv wie es
der Einbruch zuvor gewesen war. Die Wirtschaft des Baltikums wuchs
zwischen 2010 und 2014 insgesamt um beeindruckende 17 Prozent, die
Arbeitslosigkeit ging zurück und zumindest Est- und Lettland konnten
ausgeglichene Budgets vorlegen. Hierdurch wurde auch eine Rückführung
der Staatsschulden möglich. All dies wurde ohne Währungsabwertung
oder die Unterstützung starker Europartner erreicht. "Die Balten
wählten den Weg der Marktwirtschaft", bemerkt Andreas Marquart,
Vorstand des Ludwig von Mises Institut Deutschland dazu. "Dieser war




anfangs zwar schmerzhafter, mittel- und langfristig aber deutlich
erfolgreicher. Daher stehen die baltischen Staaten heute insgesamt
deutlich besser da, als beispielsweise Griechenland oder Spanien."

In der Eurosüdschiene hingegen wurde zunächst gemäß der
keynesianischen Lehre auf staatliche Stimulationsmaßnahmen gesetzt.
Da sowohl Strukturreformen als auch Sparsamkeit erst verspätet und
nur zögerlich einsetzten, verlängerte dieses Vorgehen somit die
Krise. Allerdings irrt auch Berlin, wenn es behauptet, das Konzept
Geld gegen Reformen habe gewirkt. Denn dieses unterhöhlte einerseits
systematisch den Anreiz, aus eigenem Antrieb Reformen durchzuführen,
wodurch die Krise verlängert wurde und übertrug andererseits geld-
und finanzpolitische Risiken und Kosten auf die Retterländer - zum
Leidwesen der dortigen Bürger. Bagus konstatiert: "Unterstützung
gegen Reformen und Austerität erscheint daher eher als eine
lose-lose-Strategie. Retter als auch Gerettete verlieren."

Die Tragik Griechenlands - es verlieren beide, Retter und
Gerettete http://www.misesde.org/?p=10467



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Datum: 21.07.2015 - 13:00 Uhr
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