(ots) - Alles Gute kommt von oben - zumindest gilt dies
für den aktuellen ADAC-Pfahlaufpralltest. Der Automobilclub
untersuchte dabei, welches Kopfschutzsystem die Insassen bei einem
Crash nach den neuen, verschärften Euro NCAP-Kriterien am besten
schützt. Zum Crash-Duell im ADAC-Testzentrum in Landsberg am Lech
traten die beiden derzeit gängigen Seiten-Kopfschutzsysteme an: der
in der Sitzlehne verbaute Thorax-Kopf-Airbag und der im Dachhimmel
installierte Curtain-Airbag. Ergebnis: Der Curtain-Airbag entfaltet
sich schneller und besser und schützt zusätzlich auch die Mitfahrer
auf der Rückbank. Testfahrzeug war ein VW Polo, der mit beiden
Systemen angeboten wird.
Der Thorax-Kopf-Airbag befindet sich seitlich in der Rückenlehne
des Fahrers und übernimmt bei einem Aufprall den Schutz der Brust und
des Kopfes. Dieses System schützt allerdings nur den Fahrer. Und der
Airbag muss bei der Entfaltung den langen Weg von der Rückenlehne bis
hin zum Kopf zurücklegen - gegen die Schwerkraft und gegen
eindringende Fahrzeugteile bei einem Unfall. Im aktuellen
ADAC-Crashtest zeigte der VW Polo mit diesem System zwar einen guten
Insassenschutz für den Fahrer, beim neuen schrägen Pfahlaufprall hat
das System hingegen seine Leistungsgrenze erreicht.
Der sogenannte Curtain-Airbag ist ein spezieller Schutz für den
Kopf. Zum Schutz des Brustbereichs benötigt er ein zusätzliches
Aufprallkissen in der Sitzlehne.
Der Curtain-Airbag entfaltet sich seitlich über die gesamte
Fahrzeuglänge und schützt so auch den Kopf der Person hinter dem
Fahrer. Für diesen sind daher die Kopfbelastungen im ADAC-Crashtest
gegenüber dem Thorax-Kopf-Airbag um die Hälfte niedriger.
Fazit: Wer die Wahlmöglichkeit hat und wer häufig Mitfahrer auf
der Rückbank hat, sollte sich beim Autokauf eher für ein Fahrzeug mit
Curtain-Airbag entscheiden. Und das trotz der Mehrkosten: Beim VW
Polo zum Beispiel kostet der Curtain-Airbag 490 Euro Aufpreis.
Cabriofahrer haben derzeit leider keine Wahlmöglichkeit. Bei diesen
Autos kann für den seitlichen Kopfschutz bisher nur der
Thorax-Kopf-Airbag verbaut werden - er sollte, falls optional
angeboten, unbedingt mitgeordert werden. Laut Schätzungen des ADAC
ist in Deutschland jedes zehnte Auto mit einem Seiten-Airbag
ausgerüstet, sprich rund 4,4 Millionen Fahrzeuge. Von diesen haben
bereits 35 bis 40 Prozent einen Curtain-Airbag, rund 15 Prozent sind
mit dem schwächeren Thorax-Kopfairbag unterwegs.
"Wir sehen in den Curtain-Airbags noch einiges an
Entwicklungspotenzial", erklärt Volker Sandner, der Leiter des
Bereichs Fahrzeugsicherheit. "Daher arbeiten wir bereits an weiteren
Testmethoden, um zum Beispiel auch den Zusammenprall zwischen Fahrer
und Beifahrer zu vermeiden oder bei weiteren Seitenaufprall- und
Überschlagszenarien die Sicherheit der Insassen zu erhöhen."
Der sogenannte Pfahlaufpralltest gehört seit mehr als zehn Jahren
zum festen Bestandteil der Crashtests des europäischen
Verbraucherschutzprogramms Euro NCAP. 2009 wurde er von der Bedeutung
her mit dem Seitenaufprall gleichgestellt. Der fest an der Wand
montierte Pfahl hat einen Durchmesser von 25,4 Zentimetern. Die
Aufprallgeschwindigkeit beträgt 32 Stundenkilometer. Seit 2015 gelten
im Euro NCAP-Crashtest verschärfte Kriterien, für die sich der ADAC
eingesetzt hatte. So wurde zum Beispiel der seitliche Aufprallwinkel
von 90 Grad auf 75 Grad reduziert, um Unfälle und deren Folgen noch
realer abbilden zu können. Die neuen Dummys wurden dem menschlichen
Organismus noch besser angeglichen.
Bei diesem ADAC-Verbraucherschutztest wurde die externe
Qualitätssicherung bei Testvorbereitung und -durchführung von der
Bundesanstalt für Straßenwesen übernommen.
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Jochen Oesterle
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