(ots) - Jetzt besteht leider kein Zweifel mehr: Die
türkische Regierung sieht in der kurdischen Terrorgruppe PKK eine
ebenso große Bedrohung wie in der Terrormiliz "Islamischer Staat",
vielleicht sogar eine größere. Das ist eine bittere Erkenntnis. Denn
im Umgang mit der kurdischen Minderheit in der Türkei lässt die
Regierung keine Gelegenheit aus, Chancen zu verpassen: Das
Friedensangebot von PKK-Führer Öcalan und der gemeinsame Kampf gegen
die Mörderbande des "Islamischen Staats" hat vielleicht das Potenzial
gehabt, innertürkische Gräben zu überwinden. Aber das war
offensichtlich nie angedacht. Nun werden sie noch tiefer. Und machen
die Lage noch gefährlicher - nicht nur in der Türkei. Die Kurden sind
es (auch die, die zur PKK gehören und damit selbst nach europäischer
Lesart einer Terrororganisation angehören), die die stärksten
Einheiten stellen im Kampf gegen das Terror-Kalifat an der
türkisch-syrischen Grenze. Sie zu schwächen ist fatal. Die türkische
Regierung hat offenbar immer noch nicht erkannt, dass der Anschlag
von Suruc eine Kriegserklärung des Islamischen Staates war. Dem IS
reicht die Türkei als Rückzugs- und Rekrutierungsbasis nicht mehr
aus. Sie will auch in anderen Ländern Fuß fassen - und die Türkei ist
die Brücke zwischen Orient und Okzident. Bisher nutzt der IS sie nur,
um Dschihadisten aus Europa nach Syrien einzuschleusen. Die Brücke
aber ist nach beiden Seiten offen.
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