(ots) - Lange hat man in London geglaubt, sich das
Problem der Mittelmeer-Flüchtlinge vom Hals halten zu können. Ein
festes EU-Kontingent an angespülten Migranten hat Großbritannien
nicht akzeptieren wollen. Nun aber hat der zäheste Teil der
Flüchtlinge Calais erreicht und ein gewisses Chaos am Kanaltunnel
ausgelöst. Instinktiv sucht man sich auf der Insel abzugrenzen -
buchstäblich mit höheren Zäunen, mit mehr Polizei, mit schärferen
Gesetzen. Die Boulevardpresse verlangt bereits Armee-Einsätze. Von
einer "Invasion" ist, auch bei Politikern, die Rede.
Das mag in keinem Verhältnis zu den Realitäten stehen, weckt aber
den Wunsch nach kollektivem Widerstand gegen finsteren Gefahren. Ein
paar tausend armselige Gestalten verwandeln sich so schnell in eine
nationale Bedrohung. Auch David Camerons Beschwörung von "Schwärmen",
die einzufallen drohen, schafft keinen kühlen Kopf bei der
Begutachtung der Lage. Es spielt nur denen in die Hände, die sich am
liebsten ganz einzäunen und absondern würden - und denen weder an
europäischer noch an sonstiger Solidarität etwas liegt.
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