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Deutsche werden nicht reicher / Analyse von empirica und LBS Research zeigt: Seit zehn Jahren stagniert die Vermögensbildung in Deutschland (FOTO)

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(ots) -
Gut zwei Jahre ist es her, dass die Bundesbank mit einer Studie
zur Vermögenssituation privater Haushalte in Deutschland großes
Aufsehen erregte: sie zeigte, dass die Menschen in so manchen
Euro-Krisenländern "reicher" sind als die Bundesbürger. Die jetzt vom
Forschungsinstitut empirica in Zusammenarbeit mit LBS Research
vorgelegte Analyse der jüngsten Daten der Einkommens- und
Verbrauchsstichprobe (EVS)* des Statistischen Bundesamtes dürfte
erneut so manche Vorurteile korrigieren, denn sie macht deutlich: die
Vermögenssituation der Deutschen hat sich in den letzten zehn Jahren
nicht mehr verbessert.

Den Auswertungen zufolge besitzt der durchschnittliche Haushalt im
früheren Bundesgebiet ein Gesamtvermögen von 170.000 Euro. Abzüglich
der Schulden in Höhe von im Schnitt 31.000 Euro (überwiegend
Immobilienkredite) verbleibt ein Nettovermögen von durchschnittlich
139.000 Euro, exakt so viel wie im Jahr 2008 und 5.000 Euro weniger
als vor zehn Jahren, so LBS Research. In den neuen Ländern liegt das
Nettovermögen mit im Schnitt 60.000 Euro um mehr als die Hälfte
niedriger als im Westen. Auch im Osten sind die Menschen in den
zurückliegenden zehn Jahren nicht reicher geworden. Vor zehn Jahren
betrug das Durchschnittsvermögen hier 61.000 Euro (vgl. Grafik).

Der mit Abstand größte Vermögenswert der privaten Haushalte ist
laut Analyse unverändert die selbstgenutzte Immobilie. 66 Prozent (im
Osten 55 Prozent) des Haushaltsnettovermögens entfallen darauf. Der
Anteil an Geldvermögen (Sparguthaben, Lebensversicherungen und
Wertpapiere) beträgt 34 Prozent (im Osten 45 Prozent). Dabei haben
sich die Gewichte im Zeitablauf zugunsten des Geldvermögens
verschoben, so LBS Research: 1993 betrug der Anteil des
Immobilienvermögens am Gesamtvermögen eines Haushalts noch annähernd




70 Prozent (in den neuen Ländern 60 Prozent).

Die Stagnation bei der Vermögensbildung in den letzten zehn Jahren
geht nach der Analyse auf zwei Entwicklungen zurück, nämlich auf
niedrige Immobilienpreise in den Jahren zwischen 2003 und 2008 und
auf sinkende Geldvermögen zwischen 2008 und 2013. Die
Vermögensverluste durch den lange Zeit "schwächelnden"
Immobilienmarkt in Deutschland wurden zunächst kompensiert durch eine
erhöhte Geldvermögensbildung. Seit 2008 sinken hingegen die
Geldvermögen, während sich die Immobilienpreise wieder erholen. Unter
dem Strich hat sich nach Auskunft der LBS-Immobilienexperten an der
Vermögenssituation der Haushalte aber fast nichts verändert.

Die in den Jahren vor 2013 zu beobachtende Schrumpfung der
Geldvermögen dürfte, so die Forscher, unmittelbare Folge der
niedrigen Kapitalmarktzinsen sein. Niedrige Zinsen bilden kaum Anreiz
zum Sparen und verleiten zu Konsum und erhöhter Kreditaufnahme. Für
die künftigen Erwerber von Wohneigentum ist dieser Mix durchaus
problematisch, so LBS Research. Denn die niedrigen Zinsen gehen seit
2013 einher mit steigenden Immobilienpreisen, insbesondere verursacht
durch den "Run" auf deutsche Immobilien als Kapitalanlage, aber auch
durch eine über viele Jahre zu geringe Neubautätigkeit bei wachsenden
Haushaltszahlen und erhöhter Zuwanderung. Während Immobilienbesitzer
steigende Immobilienpreise als - zumindest vorübergehenden -
Vermögenszuwachs verbuchen könnten, erschwerten sie Ersterwerbern den
Einstieg ins Wohneigentum. Sie müssten mehr Eigenkapital aufbringen
und höhere Darlehen schneller tilgen, um spätestens bis zum
Rentenalter schuldenfrei zu sein.

Für die künftige Vermögensbildung und Alterssicherung wäre es
jedoch fatal, wenn junge Haushalte an der Wohneigentumsbildung
scheitern, so die Bewertung der Forscher. Denn die Erfahrungen auch
in anderen Ländern zeigten: Der entscheidende Schlüssel für den
erfolgreichen Vermögensaufbau sei das selbstgenutzte Wohneigentum.
Dies sei auch an der seinerzeitigen Bundesbank-Untersuchung abzulesen
gewesen: Länder mit hohen Wohneigentumsquoten hatten entsprechend
höhere Vermögen aufzuweisen. Deutschland, das mit einer
Wohneigentumsquote von 43 Prozent im EU-Vergleich immer noch am
Tabellenende liegt, schnitt hingegen schwach ab.

* Im Rahmen der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) befragt
das Statistische Bundesamt alle fünf Jahre private Haushalte zu ihren
Einnahmen und Ausgaben, zur Vermögensbildung, zur Ausstattung mit
Gebrauchsgütern und zur Wohnsituation. Die jüngste EVS wurde im Jahr
2013 erhoben.



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Dr. Ivonn Kappel
Referat Presse
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Datum: 04.08.2015 - 08:30 Uhr
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