(ots) - Iris Berben: Mit zunehmendem Alter freier und
radikaler
Schauspielerin sucht auch nach dem 65. Geburtstag neue
Herausforderungen und beklagt ungesunden Druck auf junge Menschen -
Verständnis für Merkel
Osnabrück.- Schauspielerin Iris Berben freut sich kurz vor ihrem
65. Geburtstag (12. August) über die Vorzüge zunehmenden Alters: "Mir
gibt das Alter eine größere Freiheit," sagte sie in einem Interview
mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Samstag). "Ich habe schon
geliefert. Jetzt habe ich weniger Bedenken und weniger Ängste. Es ist
wieder so wie damals, als ich losgestartet bin."
Das bedeute auch, dass sie kompromissloser geworden sei, betonte
die Schauspielerin: "Wo früher eine gewisse Unsicherheit und
Pragmatismus waren, bin ich heute noch gefestigter geworden - das
gibt einen Freiraum, den man sich auch nehmen sollte. Was habe ich zu
verlieren? Gar nichts. Die Karriere habe ich gemacht, ich liebe
diesen Beruf und werde ihn mit der gleichen Leidenschaft und Sorgfalt
auch weitermachen. Aber ich kann auch wieder radikaler sein und mich
verweigern."
Heute sage sie viel schneller einen Film ab als früher, erläuterte
Berben diese Haltung: "Das heißt gar nicht, dass es schlechte Filme
wären, aber wenn ich mich darin wiederhole, ist es keine
Herausforderung mehr."
Die Schauspielerin machte in dem Gespräch allen jungen Menschen
Mut, die gerade am Abitur gescheitert sind: "Ich habe meinen
Lebensweg auch ohne Abitur gemacht, und ich bin auch mal sitzen
geblieben." Mit 18 oder 19 wüssten viele noch nicht, was ihre
Leidenschaft ist und in welche Richtung es einmal gehen soll, sagte
Berben weiter: "Es wird ein ganz ungesunder Druck auf junge Menschen
aufgebaut - wie sollen sich da Kreativität, Träume und Leidenschaft
entwickeln? Warum ist Scheitern so ein negativ besetztes Wort?" Es
gebe "so viele großartige Menschen in herausragenden Positionen, die
in ihrem Leben einmal oder mehrfach gescheitert sind".
Verständnis äußerte Berben auch für Bundeskanzlerin Angela Merkel
und ihre Reaktion im Gespräch mit einem weinenden Flüchtlingsmädchen:
"Die Kanzlerin musste da auf etwas reagieren, worüber gesprochen und
politisch verhandelt wird und das dann plötzlich ganz real und nah
ist: ein weinendes Kind. So ein Mädchen möchte man doch spontan in
den Arm nehmen und ihm sagen, ich würde dir so gerne helfen - wie
Frau Merkel es auch getan hat. Aber sie wusste natürlich auch, dass
sie es in diesem Moment nicht kann. Das ist - wie so vieles heute -
im Internet negativ kommentiert worden, aber es hat mich schon
erstaunt und erschreckt. Frau Merkel hatte diesen Impuls - und musste
sich dann daran erinnern, dass sie hier nicht etwas versprechen
sollte, was sie nicht halten kann. Daraus kann man ihr keinen Vorwurf
machen."
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