(ots) - Unter den Flüchtlingen, die übers Mittelmeer nach
Europa kommen, sind auffallend viele Männer und Frauen aus Eritrea,
die dem menschenverachtenden System des Diktators Isaias Afewerki
entkommen wollen. Eritrea ist deshalb auch das Land, aus dem weltweit
die meisten Journalisten fliehen.
"Vielen Journalisten aus Eritrea bleibt allein die Flucht, weil
sie in ihrer Heimat ihren Beruf nicht mehr ausüben können", sagt
ROG-Vorstandsmitglied Gemma Pörzgen. "Die dramatische Lage von
Journalisten und Medien spiegelt sich auch darin wieder, dass die
Menschen in ihrem Land keine Perspektive mehr sehen. Sie nehmen jedes
Risiko in Kauf, um in Europa vielleicht eine Chance auf ein normales
Leben zu bekommen." Schätzungen zufolge ist bereits ein Viertel der
Bevölkerung aus Eritrea geflohen. (http://bit.ly/1dXVJJ0)
SEIT ACHT JAHREN SCHUSSLICHT AUF DER RANGLISTE DER PRESSEFREIHEIT
Seit acht Jahren markiert das diktatorische Regime am Horn von
Afrika das Schlusslicht auf der Rangliste der Pressefreiheit von
Reporter ohne Grenzen mit insgesamt 180 Ländern. Damit steht Eritrea
noch hinter Nordkorea und China.
Schon seit 2001 gibt es keine unabhängigen Medien mehr. Im Zuge
einer politischen Säuberungsaktion schloss die Regierung damals alle
nicht-staatlichen Medien und inhaftierte zahlreiche Journalisten.
Einzig die Staatsmedien dürfen seither Nachrichten verbreiten, doch
auch sie sind streng zensiert. Jede Publikation und jeder Artikel
müssen vor der Veröffentlichung vom Informationsministerium
gebilligt werden. (http://bit.ly/1UyKIO6)
Aufgrund der strengen Nachrichtenkontrolle sind die Bürger in
Eritrea der staatlichen Propaganda praktisch vollständig ausgesetzt.
Die Nutzung ausländischer Medien ist verboten. Seit 2010 sind in
Eritrea keine ausländischen Korrespondenten mehr stationiert. Nur
vereinzelt gelingt es internationalen Journalisten, eine
Akkreditierung für das abgeschottete Land zu erhalten und von dort zu
berichten.
FOLTER, EINZELHAFT UND LANGE HAFTSTRAFEN
Eritreische Journalisten laufen ständig Gefahr, dass die Polizei
sie willkürlich verhaftet und ohne Anklage jahrelang wegsperrt. Die
Haftbedingungen sind meistens menschenunwürdig. Viele Journalisten
werden in komplett dunklen oder 24 Stunden lang künstlich
beleuchteten Zellen in Einzelhaft gehalten, andere müssen in
Metallcontainern mitten in der Wüste ausharren, die sich im Sommer
auf unerträglich hohe Temperaturen aufheizen. Während der Haftzeit
sind sie zusätzlich Folter, Schlägen, Wasser - und Nahrungsentzug
ausgesetzt. (http://bit.ly/1HDizfr)
SIEBEN JOURNALISTEN SEIT 2001 IN DER HAFT GESTORBEN
Sieben Journalisten sind seit 2001 in der Haft gestorben, unter
ihnen Dawit Habtemichael und Mattewos Habteab, die beiden Gründer der
Wochenzeitung Meqaleh sowie der freie Journalist Sahle Tsegazab. 16
Journalisten und vier Medienassistenten sind derzeit in Gefängnissen
in Eritrea inhaftiert. Damit ist das Land das größte Gefängnis für
Medienschaffende auf dem afrikanischen Kontinent.
(http://bit.ly/1UyKIO6)
DAVID ISAAK SEIT MEHR ALS 5000 TAGEN IN HAFT
Einer der bekanntesten inhaftierten Journalisten ist David Isaak,
der für die Tageszeitung Sedit in der Hauptstadt Asmara gearbeitet
hat. Auch er sitzt bereits seit 2001 hinter Gittern. In seinen
Artikeln hatte sich der kritische Kommentator wiederholt für
politische Reformen in Eritrea stark gemacht. Weil er am 2. Juni
dieses Jahres seinen 5.000ten Tag in Haft verbringen musste, hat ROG
mit öffentlichen Aktionen an das Schicksal von Isaak erinnert und
seine Freilassung gefordert. (http://bit.ly/1JqgTej)
VIELE FLIEHEN VOR DROHENDER VERHAFTUNG
Um drohender Haft und Folter zu entgehen, sind in den vergangenen
Jahren zahlreiche Journalisten aus dem Land geflohen. Doch auch in
Nachbarländern wie Sudan und Uganda stellen die eritreischen Behörden
ihnen nach. Selbst in Schweden und Italien verprügelten Anhänger von
Präsident Afewerki Regime-Kritiker, die sich im Ausland sicher
glaubten. (http://bit.ly/1JqgTej) Zudem gelingt längst nicht allen
der Weg in die Freiheit. Paulos Kidane, Fernsehjournalist beim
staatlichen Sender Eri-TV, wurde 2007 auf dem Weg in Richtung Sudan
erschossen. (http://bit.ly/1DF1XZS) 2010 hinderten die Behörden den
Hörfunkjournalisten Eyob Kessete an der Flucht und verhafteten ihn.
Er hatte für den staatlichen Radiosender Dimtsi Hafash gearbeitet.
(http://bit.ly/1gZdCbV) Lidya Mengesteab, die ebenfalls für Eri-TV
gearbeitet hatte, ertrank 2011 bei dem Versuch, das Mittelmeer zu
überqueren. (http://bit.ly/1UyKIO6)
EXILSENDER RADIO ERENEA SENDET AUS PARIS
ROG unterstützt die Arbeit des in Paris ansässigen Radiosenders
Radio Erena, der aus dem Exil unabhängige und kritische Informationen
in Eritrea verbreitet. Das Hörfunkprogramm kann über Satellit und im
Internet empfangen werden und wird von eritreischen Exiljournalisten
betrieben. (http://bit.ly/1NlmXF3)
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Eritrea auf Platz 180
von 180 Ländern. Weitere Informationen über die Lage in dem Land
finden Sie unter https://www.reporter-ohne-grenzen.de/eritrea/
Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Silke Ballweg / Christoph Dreyer
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