(ots) - ROG fordert: Ägyptischen Fotojournalisten Shawkan
sofort freilassen
Reporter ohne Grenzen (ROG) fordert die sofortige Freilassung des
ägyptischen Fotografen Abdel Shakour Abu Zeid, besser bekannt unter
dem Pseudonym Shawkan. Der Fotojournalist wurde heute vor zwei Jahren
festgenommen und sitzt seither ohne formelle Anklage in Kairo in
Haft. Er hatte am 14. August 2013 fotografiert, als das Protestcamp
von Anhängern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi aufgelöst
wurde. Seither wurde die Untersuchungshaft gegen Shawkan immer wieder
alle 45 Tage verlängert. (http://bit.ly/1yVT2Qi) Am kommenden Montag
soll der 28-Jährige nun vor Gericht erscheinen.
NUN DROHT DAS VERFAHREN
"Der Fotojournalist leidet nun schon seit zwei Jahren unter den
schweren Bedingungen der Untersuchungshaft, ohne dass seine Festnahme
jemals ausreichend begründet wurde", sagte Vorstandsmitglied Gemma
Pörzgen. "Das willkürliche Vorgehen der ägyptischen Justiz gegen den
Kollegen ist ein Skandal und auch in der Geschichte Ägyptens
beispiellos."
ROG befürchtet, dass die Staatsanwaltschaft ihn nun wegen
Mitgliedschaft in einer verbotenen Gruppe, Mord und Waffenbesitz
anklagen könnte - so erging es während der vergangenen Monate
hunderten, zeitgleich inhaftierte Demonstranten in Kairo.
NACHRICHT AUS DER ZELLE
In einer Nachricht aus seiner Zelle schrieb Shawkan erst vor
kurzem: "Journalismus ist im heutigen Ägypten zu einem Verbrechen
geworden. Ein Journalist kann zu lebenslanger Haft verurteilt werden
oder viele Jahre in Untersuchungshaft verbringen." Nach zwei Jahren
im Gefängnis erscheine ihm seine jetzige Lage wie "ein schwarzes
Loch, in dem sich alles gleicht und alles dunkel wird."
In einer Protestmail-Aktion hat Reporter ohne Grenzen den
internationalen Druck für Shawkans Freilassung in den letzten Monaten
bereits verstärkt. (http://bit.ly/1HHpogw)
Shawkan war als Fotojournalist für zahlreiche internationale
Medien tätig, so auch für die Wochenzeitung "Die Zeit" und das
Nachrichtenmagazin "Focus". Er ist bei der Fotoagentur Demotix unter
Vertrag, in deren Auftrag er zum Zeitpunkt seiner Festnahme unterwegs
war. (http://bit.ly/Vtc6UA)
IN KAIROS BERÜCHTIGTEM TORA-GEFÄNGNIS INHAFTIERT Nach Angaben von
Familienangehörigen wird der Journalist in dem berüchtigten
Tora-Gefängnis in Kairo festgehalten. (http://bit.ly/1IY5heA) Während
der vergangenen zwei Jahre soll er wiederholt geschlagen und auch
gefoltert worden sein. (http://ab.co/1K1eBPv) Sein Gesundheitszustand
hat sich in der Haft dramatisch verschlechtert. Er leidet an einer
Hepatitis, die sich kontinuierlich verschlimmert. Trotz schwerer
Erkrankungen versorgt ihn das Wachpersonal nicht mit den notwendigen
Medikamenten, die seine Familie für ihn bereitgestellt hat.
AUCH AL-JAZEERA KOLLEGEN ANGEKLAGT
In Ägypten sind derzeit zehn Journalisten und ein Online-Aktivist
inhaftiert. Gegen drei Al-Jazeera Journalisten läuft aktuell ein
Gerichtsverfahren. Peter Greste, Mohamed Adel Fahmi und Baher Mohamed
wurden im Dezember 2013 festgenommen und im Juni 2014 zu sieben bis
zehn Jahren Haft verurteilt. (http://bit.ly/1IJPLne) Das Oberste
Gericht in Ägypten hob die Haftstrafe im Januar dieses Jahres jedoch
wieder auf und ordnete ein neues Verfahren an. In den vergangenen
Wochen wurde die Urteilsverkündung mehrmals verschoben und soll nun
am 29. August stattfinden. (http://bit.ly/1N9masS) Am 11. April 2015
wurden die Journalisten Abdullah al-Facharani, Samhi Mustafa und
Mohamed al-Adli wegen der angeblichen Verbreitung von Chaos und
falscher Informationen zu lebenslanger Haft verurteilt.
(http://bit.ly/1IoCE9Y) Ihre Fälle wurden im Rahmen eines
Massenprozesses gegen insgesamt 51 Angeklagte verhandelt. Facharani
und Mustafa gehören zu den führenden Köpfen des
Bürgerjournalismus-Projekts Rassd und wurden in der Vergangenheit
unter anderem von der Deutsche Welle Akademie trainiert. Auch sie
waren im August 2013 nach der gewaltsamen Auflösung des Protestlagers
von Mursi-Anhängern festgenommen worden. (http://bit.ly/1N9lRhK)
WILLKÃœRLICHE FESTNAHMEN UND FOLTER AN DER TAGESORDNUNG Die Anfang
2014 verabschiedete Verfassung hat Ägypten nur auf dem Papier mehr
Presse- und Meinungsfreiheit gebracht. Regierung und Justiz gehen
systematisch gegen Medien mit Verbindungen zur Muslimbruderschaft
oder Sympathien für die Gruppe vor. Willkürliche Festnahmen und
Folter sind an der Tagesordnung. Nach wie vor können Journalisten und
andere Zivilisten vor Militärgerichten abgeurteilt werden. Nicht
zuletzt infolge eines von Regierung und Staatsmedien geschürten
Klimas pauschaler Verdächtigungen müssen Reporter mit Gewalt von
Sicherheitskräften und Demonstranten rechnen. Selbstzensur ist
verbreitet. Viele Medien ergreifen offen Partei für Armee und
Regierung, nur wenige ägyptische Journalisten wagen Kritik.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Ägypten auf Platz 158
von 180 Ländern. Weitere Informationen über die Lage in dem Land
finden Sie unter https://www.reporter-ohne-grenzen.de/%C3%A4gypten/.
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