(ots) - Der NABU befürchtet in diesem Jahr viele tote
Jungvögel durch ungesicherte Stromleitungen. Allein in den
vergangenen vier Wochen wurden sechs tote Weißstörche gemeldet, die
an Verbrennungen von Stromschlägen starben. "Jeder einzelne Tod
dieser seltenen Vögel hätte verhindert werden können, wenn die
Energieversorger ihrer Verpflichtung nachgekommen wären, die Masten
vogelsicher zu machen. Bereits Ende 2012 ist die zehnjährige
gesetzliche Übergangszeit zur Nachrüstung abgelaufen. Doch weil an
vielen Orten die Kontrollen fehlen, ignorieren zahlreiche
Energieversorger die Auflagen oder setzen immer noch wirkungslose
Schutzvorrichtungen ein", sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Wie viele Vögel jedes Jahr in Deutschland durch Stromschläge an
ungesicherten Mittelspannungsleitungen und Oberleitungen der Bahn
sterben, ist unbekannt. Bundesweit gibt es kein einheitliches System
zur Erfassung. In den meisten Fällen handelt es sich um Zufallsfunde
durch ehrenamtliche Naturschützer, wenn sie in ihrem Umfeld
Stromleitungen kontrollieren. Allein für Brandenburg weist die
Staatliche Vogelschutzwarte 353 Weißstörche nach, die in den
vergangenen 20 Jahren an Verbrennungen von Stromschlägen starben.
"Sehr viele Stromschlagopfer werden gar nicht gefunden. Deswegen
müssen wir leider von einer sehr hohen Dunkelziffer ausgehen und
schätzen, dass tausende Großvögel in den vergangenen drei Jahren auf
diese Weise getötet wurden. Dabei sollte die Zahl eigentlich längst
bei null liegen. Um dieses Ziel möglichst schnell zu erreichen,
müssen die Naturschutzbehörden der Bundesländer die Masten in ihren
Regionen endlich systematischer auf fehlende Nachrüstung hin
kontrollieren", so der NABU-Präsident. Spätestens zum 1. Januar 2013
hätten alle Energieversorger ihre nicht und bisher unzulänglich
gesicherten Masten entschärfen müssen. Zu den verpflichtenden
Neuerungen gehören statt den wirkungslosen Büschelabweisern
Abdeckungen über den Isolatoren und Ummantelungen der abgehenden
Leitungen.
Über 50 Prozent aller gemeldeten Opfer sind Weißstörche, da sie
auf den Masten schlafen oder gar brüten. Auch für Greifvögel und
Eulen (33 Prozent) werden ungesicherte Masten zur tödlichen Gefahr,
wenn sie einen als Sitzwarte auswählen, darunter seltene Arten wie
Rotmilane, Uhus oder sogar Steinadler.
Doch nicht nur an ungesicherten Mittelspannungsmasten lauern
Gefahren für Vögel. Auch an Hochspannungsleitungen sterben zahlreiche
Tiere. Vor allem wenn die Leitungen durch Vogelrastgebiete führen
oder entlang von wichtigen Vogelzugkorridoren liegen. Mehrere
Einzelstudien wiesen nach, dass dort pro Leitungskilometer mehrere
hundert Vögel im Jahr durch Kollisionen ums Leben kommen können.
Besonders betroffen sind Störche, Kraniche, Wasservögel, Wiesenbrüter
und Schwärme von Kleinvögeln. Sie können die Entfernung zu den
Leitungen nicht richtig einschätzen oder erkennen sie zu spät, sind
zu schnell oder unwendig, um auszuweichen.
Daher müssen bei den vielen derzeit neu geplanten Trassen
vogelreiche Gebiete möglichst umgangen werden. Zusätzlich können
spezielle Markierungen am besonders schlecht zu sehenden
Blitzschutzkabel über den Leitern die Kollisionsgefahr um bis zu 90
Prozent verringern. Doch diese speziellen Markierungen werden von den
Behörden noch zu selten eingefordert. "Netzbetreiber sind bei
Neubauprojekten verpflichtet, die verursachten
Umweltbeeinträchtigungen zu kompensieren. Also sollten auch
Bestandsleitungen in Gebieten mit hohem Vogelaufkommen nachgerüstet
werden", sagt Eric Neuling, NABU-Stromnetzexperte.
Der NABU fordert beim Ausbau der Stromnetze, stärker auf Erdkabel
zu setzen. Sie entlasten nicht nur die Anwohner, sondern verringern
negative Auswirkungen auf die Vogelwelt. "Doch weil auch Erdkabel
Umweltprobleme mit sich bringen, beispielweise durch die Verlegung in
Wäldern, wäre die beste Lösung weniger Strom zu verbrauchen. Durch
Stromsparen und eine höhere Energieeffizienz könnten auf zahlreiche
Kilometer Leitungen verzichtet werden", so Neuling.
Weitere Informationen zum Thema Stromtod unter: www.nabu.de/tiere-
und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/stromtod/Stromnetzausbau
Ein Pressefoto eines toten Storchs am Strommast finden Sie
kostenlos zum Download unter:
www.nabu.de/presse/pressebilder/index.html#voegel
Für Rückfragen:
Eric Neuling, NABU-Experte für Stromnetze, Tel. +49 (0)30.28 49
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