(ots) -
Dritte A.T. Kearney-Studie zur Vereinbarkeit von Beruf und
Familie: http://bit.ly/1hHa3Hl
- Männer bewerten Familienfreundlichkeit der Unternehmen deutlich
besser als Frauen
- Besonders junge Mütter sehen die Entwicklung negativ
- Leistungsangebot der Unternehmen nicht ausreichend
- Familien-Wochenarbeitszeit von 64 Stunden neu denken
Die Familienfreundlichkeit deutscher Unternehmen entpuppt sich
immer mehr als Wohlfühloase für den Mann. Während Väter eine
zunehmende Verbesserung ihrer beruflichen und familiären Situation
wahrnehmen, äußern sich Mütter deutlich unzufriedener. Familienväter
erleiden zudem weniger berufliche Nachteile als Mütter. Dies ist das
Ergebnis der dritten repräsentativen Befragung der internationalen
Unternehmensberatung A.T. Kearney zum Thema familienfreundliche
Unternehmen in Deutschland.
Lediglich 3 Prozent der Mütter im Alter zwischen 25 und 39 Jahren
und nur 5 Prozent aller Frauen bescheinigen ihren Unternehmen eine
Verbesserung familienfreundlicher Leistungen in den vergangenen zwölf
Monaten. Von einer Verschlechterung sprechen sogar 17 Prozent der
jungen Mütter und 11 Prozent der Frauen insgesamt. Bei den Männern
sieht das Bild wesentlich positiver aus. 28 Prozent fühlen sich
besser, nur 11 Prozent schlechter. Auch die Gesamtzufriedenheit mit
der Arbeitssituation ist bei Vätern mit 83 Prozent deutlich höher als
bei Müttern (64 Prozent). Väter (75 Prozent) würden ihren Arbeitgeber
deshalb wesentlich häufiger weiterempfehlen als Mütter (58 Prozent).
Die A.T. Kearney-Studie basiert auf gut 1.000 Interviews mit
Beschäftigten in unterschiedlichen Branchen, durchgeführt im Frühjahr
2015. Die Umfrage gilt als Gradmesser für die Vereinbarkeit von Beruf
und Familie. Sie misst Familienfreundlichkeit von Unternehmen nicht
an deren Leistungen, sondern aus dem Blickmittel unmittelbar
Betroffener. Begleitet wird die Untersuchung vom Wissenschaftszentrum
für Sozialforschung in Berlin.
Die Unzufriedenheit bei den Frauen nimmt zu
"Der Handlungsdruck in Unternehmen ist anscheinend noch immer
nicht hoch genug. Manches scheitert an der fehlenden Kultur oder an
mangelnder Kommunikation. Trotzdem machen wir Fortschritte. Mehr
Beschäftige nehmen familienfreundliche Leistungen in Anspruch und
sind sehr zufrieden damit. Aber das täuscht nicht darüber hinweg,
dass es Verlierer gibt. Und das sind eindeutig die Frauen", sagt
Martin Sonnenschein, Zentraleuropachef von A.T. Kearney und Initiator
der Reihe "361 Grad - Die Neuerfindung der Familie". Frauen, so
Sonnenschein, leisten nach wie vor die Hauptlast der Erziehungs- und
Hausarbeit. "Der Lohn dafür sind zum Teil gravierende Nachteile und
Einschnitte im Beruf. Die Unzufriedenheit ist hoch. Und sie nimmt
zu."
Im Vergleich zu 2013 befürchten heute generell mehr Beschäftigte
Benachteiligungen beim beruflichen Fortkommen, weniger attraktive
Aufgaben in der Firma, Geringschätzung ihrer Vorgesetzten und
Probleme im Kollegenkreis, wenn sie familienfreundliche Leistungen im
Unternehmen in Anspruch nehmen. Bei Männern ist dies zu einem Viertel
der Fall, bei Frauen jedoch zu einem Drittel. Am größten ist die
Sorge vor finanziellen Einbußen. Fast jede zweite Mutter (47 Prozent)
ist davon betroffen, aber nur jeder vierte Mann (27 Prozent). Jede
dritte Mutter (34 Prozent) stellt sich auf Konflikte mit Kollegen
ein. Bei Vätern trifft das nur auf 16 Prozent zu. Am weitesten
verbreitet ist die Angst um den beruflichen Erfolg bei kinderlosen
Frauen im Alter zwischen 30 und 39 Jahren. Jede zweite sorgt sich um
ihre Karriere.
Flexibilität ja - aber ohne Erwerbskarriere
Für die unterschiedlichen Sichtweisen von Frauen und Männern gibt
es zwei Gründe. Martin Sonnenschein: "Familienfreundlichkeit bewegt
sich aus der Ecke Frauenförderung. Politik und Wirtschaft haben
berufstätige Väter als Zielgruppe entdeckt und dankbare Abnehmer
gefunden. Viele Unternehmen richten bestehende Maßnahmen explizit an
ihre männliche Belegschaft. Aber nach wie vor sind es überwiegend
Mütter, die Leistungen in Anspruch nehmen - und damit berufliche
Einschnitte und Nachteile in Kauf nehmen, etwa längere Elternzeiten
oder mehr Teilzeit."
Die Angaben werden von Erhebungen des Statistischen Bundesamts
gestützt. Danach sind nur 12 Prozent der Elterngeld-Bezieher Männer,
88 Prozent Frauen. Fast vier von fünf Vätern (79 Prozent), die
Elterngeld beziehen, entschieden sich für die zweimonatige
Mindestbezugsdauer. Mütter hingegen beziehen Elterngeld fast ein
ganzes Jahr. Das Bundesfamilienministerium stellt in seiner
Paar-Studie fest: Arbeiteten vor der Geburt des ersten Kindes
bundesweit 71 Prozent beide Partner in Vollzeit, so galt dies nach
der Geburt lediglich für 15 Prozent der Eltern. Bei mehr als der
Hälfte der Paare mit kleinen Kindern war nach der Elternzeit nur noch
ein Partner - meistens der Mann - voll berufstätig, während der
andere - in der Regel die Frau - in Teilzeit beschäftigt war. 17
Prozent der Mütter schieden komplett aus dem Berufsleben aus.
"Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern viel Flexibilität - ohne
dass jedoch damit eine Erwerbskarriere gesichert wird.
Teilzeitangebote oder Auszeiten sind vor allem für Frauen mit
erheblichen negativen Langzeitfolgen verbunden", kommt die A.T.
Kearney-Studie zu dem Schluss. "Wir brauchen daher Programme in
Unternehmen, die Mütter nicht in eine Sackgasse, sondern auf den
"fast track" führen. Frauen, die nach dem ersten Kind Vollzeit
arbeiten wollen, werden genauso kritisch gesehen wie Männer, die
Teilzeit anmelden. Wir müssen raus aus diesen
Geschlechtsstereotypen", sagt Martin Sonnenschein.
Familienarbeitszeit neu denken
Sonnenschein fordert Unternehmen auf, ihre Präsenzkultur zu
überdenken und Karrieren besonders von Führungskräften auch danach zu
beurteilen, wie familienfreundlich sie sich im Umgang mit ihren
Mitarbeitern verhalten. Teil- oder Auszeit sollten als
Karrierebausteine wertgeschätzt werden. An die Politik richtet
Sonnenschein die Anregung, die bisherigen zwei Vätermonate gesetzlich
so zu verankern, dass die Väter nur dann Elterngeld erhalten, wenn
die Frau in der Zeit der Vätermonate tatsächlich arbeitet. Aktuell
nutzen viele Paar die Zeit gerne als gemeinsamen Urlaub. Auch über
eine gemeinsame Familien-Wochenarbeitszeit von 64 Stunden für Eltern
und die Verrechnung von intensiveren Beschäftigungszeiten mit
temporärer Teilzeit oder Unterbrechungen müsse neu nachgedacht
werden.
Die Veranstaltung zur Studie: "Zwischen Boss und Bobbycar" mit
Andrea Nahles, Schauspieler Christian Berkel, ZEIT-Berlin-Chef Marc
Brost, Vaude-Geschäftsführerin Dr. Antje von Dewitz und Nina Ruge:
http://bit.ly/1PufVPx
Pressekontakt:
Regina Körner
Director Marketing & Communications
A.T. Kearney GmbH
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