(ots) - Die Menschen hatten große Hoffnungen gesetzt in den
"Arabischen Frühling" des Jahres 2011. Diese Hoffnungen sind fast
gänzlich zerstoben. Auch in Ägypten. Das Land spielt eine wichtige
geopolitische Rolle; für die Partner im Westen und in den Golfstaaten
ist Stabilität in Ägypten von hochgradigem Interesse. Diese
Stabilität wird massiv bedroht, insbesondere von radikalen
Islamisten. Gegen sie geht Machthaber Al-Sisi mit allen Mitteln vor,
mit Repressionen, die im Zweifel auf Menschenrechte keine Rücksicht
nehmen. Al-Sisi kam 2013 an die Macht, als das Militär gegen den
gewählten Präsidenten Mursi putschte. Mursi war der Kandidat der
islamistischen Muslimbruderschaft. Von ihr sagen manche Analytiker,
sie sei islamistisch, aber vergleichsweise gemäßigt - was immer das
bedeuten mag. Militär, "gemäßigte" Islamisten, radikale Islamisten -
die politische Gemengelage in Ägypten ist ein Pulverfass. Wobei das
Militär historisch gewachsen eine absolut dominierende Rolle spielt.
Das ägyptische Militär ist ein Staat im Staat, es dirigiert vor allem
weite Teile des Wirtschaftlebens durch Beteiligungen in jedem
wichtigen Sektor, angefangen bei der Lebensmittelherstellung bis hin
zur Erdölförderung. Das ist nach demokratischem Verständnis
inakzeptabel. Eine offene plurale Gesellschaft war Ägypten nie. Es
war und ist vielmehr autokratisch geprägt, beherrscht von Clans. Wenn
Ägyptens Machthaber nun gegen den zweifellos lebensbedrohlichen, sich
in Anschlägen manifestierenden Islam-Terror vorgehen, nutzen sie die
Gelegenheit, sich auch Gegner vom Hals zu schaffen, die nicht
terroristisch, sondern einfach nur missliebig sind. Das ist
unmenschlich, und daraus kann ein Krieg wie in Syrien entstehen. Die
Chance, dies zu verhindern? Nahe null.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Florian Giezewski
Regionalmanager
Telefon: 06131/485817
desk-zentral(at)vrm.de