(ots) -
- Wirtschaftliche Situation deutscher Krankenhäuser ist
alarmierend
- 40 Prozent arbeiten nicht profitabel
- Im internationalen Vergleich trotz angestiegener
Gesundheitsausgaben weiterhin hohes
Qualitätsverbesserungspotenzial stationärer Behandlungen
- Einführung einer qualitätsorientierten Vergütung soll
Behandlungsqualität weiter verbessern
- Krankenhäuser müssen hierfür ihr Qualitätsmanagement neu
ausrichten
Die wirtschaftliche Lage deutscher Krankenhäuser ist alarmierend:
Kostendruck und gesetzliche Einsparmaßnahmen engen den finanziellen
Spielraum immer weiter ein. Bereits 40 Prozent der Krankenhäuser
schreiben rote Zahlen. Die Folge: Die Krankenhäuser haben wenig
finanziellen Spielraum, um die Qualität stationärer Behandlungen
weiter zu verbessern. Mit einer Krankenhausreform, die unter anderem
eine qualitätsorientierte Vergütung beinhaltet, soll die aktuelle
Situation verbessert werden. Welche Erfolgsfaktoren für das neue
Vergütungssystem kritisch sind und wie es erfolgreich umgesetzt
werden kann, beschreiben die Experten von Roland Berger Strategy
Consultants in ihrer Studie "Qualitätsorientierte Vergütung im
Krankenhaussektor: Die richtigen Anreize schaffen - Qualitätsdefizite
in der stationären Versorgung beheben".
Krankenhausreform birgt viele Herausforderungen
2005 lag Deutschland im europäischen Vergleich noch auf Platz drei
bei der Qualität stationärer Behandlungen. Ende 2013 lagen deutsche
Krankenhäuser nur noch auf Platz neun, und das, obwohl das Land
europaweit die zweithöchsten Gesundheitsausgaben verbucht. "Die
Ausgaben werden oftmals nicht optimal eingesetzt, viele Krankenhäuser
haben noch Verbesserungspotenzial", sagt Peter Magunia, Leiter der
Healthcare Practice Deutschland bei Roland Berger und Autor der
Studie.
Mit dem Krankenhausstrukturgesetz soll die Situation laut
aktuellem Entwurf künftig deutlich verbessert werden. Die Reformziele
sind ambitioniert: eine Verbesserung der stationären
Behandlungsqualität, die gesetzliche Verankerung einer
patientengerechten und höherwertigen Versorgung sowie Zu- bzw.
Abschläge in Abhängigkeit von der Versorgungsqualität. Da es im
deutschen Krankenhauswesen bisher keine Erfahrungen mit einer
flächendeckenden qualitätsorientierten Vergütung gibt, muss eine
entsprechende Reform kontrolliert eingeführt und ihre Umsetzung
permanent überwacht werden. "In Deutschland wird die
Behandlungsqualität bisher bei der Leistungsvergütung von
Krankenhäusern nicht berücksichtigt, die Auswirkungen des neuen
Systems sind daher nicht abschätzbar", sagt Berger-Partner Magunia.
"Deshalb ist eine besonders sorgfältige Einführung inklusive
engmaschiger Beobachtung der Auswirkungen zu empfehlen." Notwendig
sind hierfür unter anderem neue, standardisierte Indikatoren zur
Qualitätsmessung sowie eine von öffentlicher Seite zur Verfügung
gestellte Informationsplattform, die es den Patienten erlaubt, die
Qualitätsniveaus einzelner Krankenhäuser objektiv vergleichen zu
können.
Erfolgsfaktoren für qualitätsorientierte Vergütungssysteme
Die Experten von Roland Berger haben auf Basis einer
systematischen Analyse die einzelnen Erfolgsfaktoren identifiziert:
Qualitätsmessung:
Die gesetzliche Qualitätsmessung sollte umgestaltet werden. Das
neugeschaffene Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im
Gesundheitswesen sollte konkrete Leistungsbereiche, z.B.
Hüft-Implantationen, definieren, die sowohl wirtschaftlich als auch
medizinisch relevant sind. Zudem sind klare Qualitätsmerkmale für
eine hochwertige Behandlung, wie etwa die Häufigkeit der
Wiederaufnahme aufgrund von Komplikationen, festzulegen. Da
bisherige, gesetzliche Indikatoren zur Qualitätsmessung nur bedingt
geeignet sind, müssen zudem neue Indikatoren festgelegt werden, die
das Behandlungsergebnis stärker berücksichtigen und eine
Risikoadjustierung erlauben. "Eine Risikoadjustierung ist notwendig,
um einen gerechten Vergleich zwischen der Behandlungsqualität
verschiedener Krankenhäuser zu gewährleisten. Nur so können die
Messergebnisse zwischen einem Krankenhaus der Grundversorgung und
einem Universitätsklinikum vergleichbar gemacht werden", erklärt
Peter Magunia.
Anreizsystem:
Um nachhaltiges Vertrauen in ein qualitätsorientiertes
Vergütungssystem bei allen Beteiligten aufzubauen, darf sich die
Vergütung nicht an kurzfristigen Zielen orientieren, sondern muss
langfristig als Anreiz wirken. Um die Transparenz zu verbessern,
sollten die gemessenen Qualitätsdaten auf einer Public
Reporting-Plattform öffentlich zugänglich gemacht werden. So können
Patienten schnell und einfach gute Krankenhäuser von schlechten
unterscheiden und zwischen den Krankenhäusern entsteht ein
Qualitätswettbewerb, um im Ranking weiter nach oben zu gelangen.
Rechtliche Rahmenbedingungen:
Die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen ist aber nur unter
entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen möglich. "Die
Qualitätsmessung sollte für alle Kostenträger und Krankenhäuser
standardisiert vorgegeben werden", sagt Magunia. Ebenso müssen die
rechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um die
Behandlungsdaten aller Kostenträger / Krankenkassen sowie
Krankenhäuser sammeln und auswerten zu können.
Qualitätsmanagement muss neu ausgerichtet werden
Um auf die künftig steigenden Qualitätsanforderungen und ein
qualitätsorientiertes Vergütungssystem reagieren zu können, empfehlen
die Roland Berger-Experten, das Qualitätsmanagement in deutschen
Krankenhäusern neu auszurichten. Krankenhäuser müssen standardisierte
Mess- und Steuerungssysteme einführen und Prozesse sowie Strukturen
auf jene Faktoren neu ausrichten, die maßgeblich für die
Behandlungsqualität von Patienten sind. Mitarbeiter sollten im
gesamten Qualitätsprozess von Anfang an aktiv eingebunden werden, um
die Notwendigkeit einer Neuausrichtung klar zu machen und mögliche
Widerstände zu vermeiden.
Anhand von Pilotprojekten erfolgt die Umsetzung in fünf Schritten:
Zunächst erfolgt eine systematische Überprüfung des bisherigen
Qualitätsmanagements auf Verbesserungspotenziale mittels eines
Soll-Ist-Vergleichs bestehender Qualitätssysteme. Danach werden die
neu zu strukturierenden Bereiche oder Prozesse definiert,
Umsetzungsschritte, Zeitrahmen und Verantwortlichkeiten festgelegt
sowie unterstützende Controllingsysteme aufgesetzt. Nach
erfolgreicher Beendigung des Pilotprojekts erfolgt dann der
klinikweite Roll-out.
"Deutsche Krankenhäuser müssen sich heute schon auf die künftigen
Veränderungen vorbereiten, um die Krankenhausreform erfolgreich
umsetzen zu können", fasst Peter Magunia zusammen.
Die Studie können Sie herunterladen unter:
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