(ots) -
Bildung ist ein wesentlicher Faktor für den Erfolg der deutschen
Wirtschaft. Allerdings ist mit dem Abschluss der Lehre oder des
Studiums der Bildungsprozess in vielen Erwerbskarrieren
abgeschlossen. Die berufsbegleitende Weiterbildung spielt im
Arbeitsleben bisher nur eine Nebenrolle. Dies ist ein Versäumnis, das
sich Deutschland vor dem Hintergrund längerer Lebensarbeitszeiten und
ständig steigender Arbeitsanforderungen kaum noch leisten kann. Die
Orizon Arbeitsmarktstudie 2015 zeigt, dass ein Problembewusstsein
zwar vorhanden ist, es jedoch an der letztendlichen Umsetzung hapert:
94 Prozent der Arbeitnehmer finden Weiterbildung wichtig oder sehr
wichtig. Das Weiterbildungsangebot der Unternehmen ist allerdings
ausbaufähig - nur 48,8 Prozent der befragten Arbeitnehmer wurde in
ihrem aktuellen oder vorherigen Job die Möglichkeit zur Weiterbildung
gewährt. Gleichzeitig zeigen die Arbeitnehmer wenig Initiative,
weitere Qualifikationen zu erwerben. Vielen ist ein betriebliches
Bildungsangebot nicht bekannt.
Erfolgsfaktor Weiterbildung
"Jobprofile differenzieren sich immer stärker aus und wandeln sich
schnell. In der Arbeitswelt der Zukunft muss fachliche Qualifizierung
ständig und praxisnah erneuert werden", gibt Dr. Dieter Traub,
Geschäftsführer des Personalunternehmens Orizon, zu bedenken. "Ein
funktionierendes Weiterbildungssystem wird für viele Unternehmen zum
wichtigen Erfolgsfaktor werden." Momentan bieten aber noch relativ
wenige Arbeitgeber ihren Mitarbeitern Schulungen an. Laut der Orizon
Arbeitsmarktstudie 2015 wurden lediglich 48,8 Prozent der
Arbeitnehmer in ihrem aktuellen oder vorherigen Job
Weiterbildungsangebote gemacht. Dabei überwiegen die positiven
Effekte gegenüber den Kosten. "Bildungsangebote machen Mitarbeiter
nicht nur fachlich besser. Durch die erfahrene Wertschätzung steigt
auch die Motivation und die Loyalität gegenüber dem Unternehmen",
erklärt Traub.
Wollen heißt nicht tun
Die Verantwortung für Weiterbildung liegt aber nicht alleine bei
den Arbeitgebern. Auch Arbeitnehmer sollten sich aktiv um
Weiterbildung bemühen, um dauerhaft beschäftigungsfähig zu bleiben.
Hier zeigt die Orizon Arbeitsmarktstudie 2015, in der das
Meinungsforschungsinstitut Lünendonk 2.123 Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer in Deutschland repräsentativ befragte, allerdings eine
Diskrepanz zwischen Einsicht und Konsequenz im Handeln. Obwohl 94
Prozent aller Befragten Weiterbildung als 'wichtig' oder 'sehr
wichtig' erachten, gaben 13,1 Prozent der Befragten an, gar nicht zu
wissen, ob es Qualifizierungsangebote in ihrer Firma gibt.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass es die Jüngeren (47,2
Prozent der 18 bis 19-Jährigen) und die Älteren, (54,6 Prozent der 60
bis 65-Jährigen) sind, die Weiterbildung als 'sehr wichtig' bewerten.
Die einen, um in den Job zu kommen, die anderen, um drin zu bleiben.
Für die mittleren Jahrgänge zwischen 30 und 50 Jahre, die sich im
Arbeitsleben eingerichtet haben, kommt diesem Thema keine oberste
Priorität zu. Deutlich weniger, nämlich nur 39,6 Prozent dieser
Generation X, schätzen Weiterbildung als 'sehr wichtig' ein.
Wie wird weitergebildet?
Über die Hälfte der Weiterbildungen finden über externe Schulungen
statt (54,8 Prozent). Erstaunlich hoch (29,7 Prozent) ist der Anteil
derjenigen, die sich in Eigeninitiative fortbilden. Den größten
Anteil der Weiterbildungsangebote machen mit 66,4 Prozent interne
Schulungen aus. Nicht unerheblich ist auch der Erwerb von praktischem
Wissen aus den täglichen Arbeitsprozessen im Unternehmen. 43,3
Prozent bilden sich durch Learning on the Job weiter. Durch
Hospitation in mehreren Abteilungen und Aufgabenfeldern werden
praxiserprobte Skills erworben, die Lernkurve wird steil gehalten.
Die Arbeitnehmer erhalten einen Überblick über das Zusammenspiel im
Unternehmen. "Ähnliche Möglichkeiten bieten wir auch in der
Zeitarbeit. Wünscht der Zeitarbeitnehmer dies, kann er in mehreren,
flexibel geplanten Einsätzen verschiedene Facetten eines Berufes
unter unterschiedlichen Arbeitsbedingungen kennenlernen", erklärt
Traub. So verdichten diese Mitarbeiter ihre Erfahrungen und gewinnen
in deutlich kürzerer Zeit eine höhere Expertise. Sie sind offener bei
der Lösungsfindung und vielfältiger einsetzbar. "Das ist ein echter
Mehrwert für ihre Beschäftigungsfähigkeit", weiß Traub.
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