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Wenn wir morgens unter der Dusche fröhlich Rock- und Popsongs
mitträllern oder stundenlang Ohrwürmer vor uns hin summen, hebt das
die Laune spürbar. Die Atmung wird vertieft und der ganze Körper
aktiviert. Der Vocal Coach und Drummer Sören Schröder von Hamburg
Singt bietet Sängern und Nichtsängern jede Woche die Möglichkeit, den
Alltagsstress beiseite zu legen und sich frei zu singen. Im Interview
verrät uns der Musiker, warum wirklich jeder vom Singen profitieren
kann - egal ob hochbegabt oder talentfrei.
Herr Schröder, Sie sind Vocal Coach für Sänger und Nichtsänger.
Das Projekt heißt Hamburg Singt - Der Chor für alle. Bedeutet das,
dass wirklich jeder singen lernen kann?
Natürlich sind die Talente sehr unterschiedlich. Grundsätzlich
kann aber jeder singen bzw. singen lernen. Davon bin ich fest
überzeugt. Selbstverständlich hatte ich auch schon Gesangsschüler,
die in der ersten Stunde Schwierigkeiten hatten, einen vorgegebenen
Ton nachzusingen, weil sie es entweder nicht gehört oder gespürt
haben. Aber je häufiger man singt, desto besser wird das Gefühl
dafür. Wichtig ist es, Spaß an der Musik zu entwickeln und die eigene
Stimme lieben zu lernen. Singen ist etwas ganz Intimes und viele
haben genau damit ein Problem. Denn es kommt aus unserem Inneren und
das muss man sich erst einmal trauen, rauszulassen.
Wie ist die Idee für Hamburg Singt entstanden?
Nach einem skandinavischen Vorbild. Es gibt den "Kör för alla" in
Stockholm und Uppsala. Dort wird zwei Mal die Woche mit jeweils 700
Leuten in riesigen Hörsälen und auch in der Kirche gesungen. Wir
haben davon gehört und gedacht, das braucht Hamburg auch. Wir haben
unterstützend sogar eine Live-Band und Solisten vor Ort und
projizieren die Liedtexte an Leinwände.
Studien belegen, dass Singen gesund ist und glücklich macht.
Können Sie das bestätigen?
Wir haben festgestellt, dass die Leute bei uns anderthalb Stunden
abschalten und loslassen können und sich förmlich frei singen. Wer
einen schlechten Tag hatte, singt einfach etwas lauter und danach
fühlt sich alles wieder ein bisschen leichter an. In der Musikwelt
von Hamburg Singt wird der Alltagsstress einfach kurz beiseitegelegt.
Nach der Show gehen die Teilnehmer dann entspannt, mit einem Lächeln
und einem Glücksgefühl nach Hause.
Chorsänger und Solisten sind auf ihre Stimmen angewiesen. Ist hier
aktive Stimmpflege bzw. ein Gesangstraining notwendig?
Ja, ein kurzes Einsingen ist notwendig. Beim Laufen würde auch
niemand einfach lossprinten, das würde der Körper nicht lange
mitmachen. Die Stimme muss gut aufgewärmt werden, damit sie gut
funktionieren kann und ohne sie dabei zu sehr zu beanspruchen. Zur
täglichen Stimmpflege gehört für mich ein morgendliches Glas Wasser:
Ich trinke täglich eins, bevor ich in den Tag starte, weil das die
Stimme gut befeuchtet.
Gibt es spezielle Tipps und Tricks, um die Stimme zu pflegen und
zu trainieren?
Es gibt natürlich den ein oder anderen Hausfrauentrick: Ingwer und
Honig zum Beispiel. Ein kleines Stück der Ingwerknolle zusammen mit
cremigem Honig kauen. Das Wichtigste ist jedoch Wasser - viel Wasser.
Jeder sollte täglich ausreichend trinken, um die Stimme und den
Stimmapparat immer gleichmäßig feucht zu halten. Trocknet dieser aus,
weil man in der Nacht geschnarcht hat, ist die Stimme am Morgen ganz
rau. Deshalb empfehle ich, eine Flasche Wasser am Bett stehen zu
haben. Und auch beim Singen sollte man immer wieder Wasser trinken.
Das ist gesund für die Stimme.
Was empfehlen Sie Ihren Chorsängern, wenn eine zu hohe
Beanspruchung oder Hustenreiz die Stimme gefährden?
Mit einer heiseren Stimme sollte auf keinen Fall gesungen werden.
Das Verletzungsrisiko der Stimmbänder ist zu hoch. Entzündungen oder
Knötchen könnten sich bilden. Berufsmusiker müssen Entscheidungen wie
diese natürlich abwägen. Hobbysänger sollten dagegen bei den ersten
Anzeichen von Schmerzen oder einem Kratzen im Hals nicht
weitersingen. Andernfalls wäre man gezwungen, mehr zu leisten, als
das, wozu man gerade im Stande ist. Es wird schnell zu viel Kraft im
Hals aufgewendet, die beim Singen schädlich für die Stimme sein kann.
Die Musik muss aus dem ganzen Körper kommen und nicht nur aus der
Muskelkraft des Halses.
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HNO-Mitteilungen (2015) 65: 110-111.
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