(ots) - Ein Verharren der Armutsquote auf hohem Niveau
sieht der Paritätische Wohlfahrtsverband in den heute vom
Statistischen Bundesamt veröffentlichten Armutsgefährdungsquoten. Der
Verband warnt vor allem vor einer stark steigenden Rentnerarmut in
Deutschland. Von der Bundesregierung fordert er einen
finanzpolitischen Kurswechsel zu einer offensiven Armutsbekämpfung.
Das gute Wirtschaftsjahr 2014 habe zu keinem nennenswerten
Rückgang der Armutsquote in Deutschland geführt. Die Armut verharre
mit 15,4 Prozent auf hohem Niveau, kritisiert der Paritätische
Wohlfahrtsverband anlässlich der Veröffentlichung der neuen
Armutsgefährdungsquoten durch das statistische Bundesamt. Die
Armutsquote sei von 2013 auf 2014 zwar um 0,1 Prozentpunkte gesunken.
Doch ob der Negativtrend seit 2006, als die Armutsquote noch 14
Prozent betrug, damit gestoppt ist, sei offen, da die Entwicklung in
den Bundesländern sehr uneinheitlich sei. Während insbesondere Berlin
und Mecklenburg-Vorpommern einen ganz signifikanten Rückgang der
Armutsquoten vermelden könnten, sei deren Zunahme im
bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen weiterhin ungebrochen.
Die am stärksten von Armut betroffenen Gruppen seien nach wie vor
Erwerbslose (57,6 %) und Alleinerziehende (41,9 %).
Alarmierend sei die Entwicklung bei den Rentnern. Erstmalig seien
auch Rentnerhaushalte (15,6 %) überdurchschnittlich von Armut
betroffen. "Das Bild, wonach es den Rentnerhaushalten in Deutschland
im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung noch sehr gut ginge,
hat sich mit den neuen Zahlen endgültig erledigt", stellt
Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider fest: "Die Quote der
altersarmen Rentenrinnen und Rentner hat seit 2006 mit 51 Prozent so
stark zugelegt wie bei keiner anderen Bevölkerungsgruppe. Politik und
Öffentlichkeit müssen sich endlich der Tatsache stellen, dass eine
Lawine der Altersarmut auf uns zurollt. Es sind Menschen, deren
Einkommen häufig nur knapp über der Sozialhilfeschwelle liegt. Es ist
nur eine Frage der Zeit, bis auch die Zahlen derer, die in
Altersgrundsicherung fallen, auf ein hohes Niveau nachziehen."
Der Verband fordert die Bundesregierung zu einem finanz- und
steuerpolitischen Kurswechsel auf. Schneider: "Es müssen endlich die
notwendigen Milliarden bereitgestellt werden, die wir brauchen, um
Armut in Deutschland wirkungsvoll zu bekämpfen." Schwerpunkte müssten
der Aufbau eines öffentlich geförderten Beschäftigungssektors, der
Ausbau von Hilfen für Alleinerziehende, bessere Teilhabe- und
Bildungsmöglichkeiten für Kinder aus armen Haushalten sowie eine
bedarfsgerechte Anpassung der Regelsätze bei Hartz IV und in der
Sozialhilfe sein. Auch in der Alterssicherung seien schnellstmöglich
die Weichenstellungen zur Vermeidung künftiger Altersarmut
vorzunehmen.
Pressekontakt:
Martin Wißkirchen
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