(ots) - Europas Fußball erlebt gerade eine Revolution.
Auslöser ist der TV-Vertrag in England, der selbst dem Letzten der
Premier League ab 2016 doppelt so viel Einnahmen garantiert wie dem
deutschen Meister. 3,2 Milliarden Euro werden die Briten künftig pro
Jahr bekommen. Die Auswirkungen sind bereits zu sehen. Für 220
Millionen kauften sie im Sommer 13 Spieler aus der Bundesliga:
Wolfsburgs De Bruyne für 75 Millionen, Hoffenheims Firmino für 41,
Leverkusens Son für 30, Augsburgs Baba für 25. Fantasiebeträge, die
alle marktüblichen Dimensionen sprengen und Kettenreaktionen wie
Wolfsburgs Draxler-Kauf auslösten. Zwei Drittel der
Bundesliga-Transfererlöse stammen aus England. Droht den deutschen
Klubs der Ausverkauf?
Nicht unbedingt. Mondsummen können für kleine Klubs wie Mainz oder
Augsburg ein gutes Geschäft sein, Etats sichern und die Chance
bieten, sich noch mehr auf die eigenen Stärken zu besinnen:
nachhaltige Jugendarbeit, cleveres Scouting, Manager, die stets einen
Plan B in der Tasche haben und vor allem kreative Trainer, die mit
ihrer Idee vom Fußball Mannschaften unabhängiger von Stars machen.
Mittelfristig wird die Bundesliga ihre klaffenden Nachteile bei der
Rechteverwertung und Auslandsvermarktung aber auch wegen diesen
Stärken aufholen müssen. Am Ende siegt Kapital fast immer: Wer es
clever einsetzt, investiert es eben nicht nur in die Stars der
anderen, sondern auch in deren Know-how, Macher, Manager, deren
Talente, Trainer und Physiotherapeuten - und, was die Briten noch
lernen müssen, auch in die Ausbildung, in die Landsleute.
Das beste Beispiel hierzulande ist der FC Bayern: Erst seit er
sein Geld zielgerichtet ausgibt, in Weltklassespieler, Scouts, die
Infrastruktur, in Toptrainer, ist er unantastbar. Nur er kann es sich
leisten, ein 80-Millionen-Angebot für Thomas Müller abzulehnen. Den
anderen deutschen Spitzenklubs bleibt die Hoffnung, auch künftig
cleverer zu sein als die Konkurrenz. Sollten sie in Europa aber den
Anschluss verlieren, dürfte eine alte Debatte wieder losgehen - ob
man die Bundesligisten nicht endgültig für große Investoren öffnen
will.
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