(ots) - Es gibt nicht viele Momente in der deutschen
Sportgeschichte, in denen Politik und Sport so eng verwoben waren wie
bei diesem ganz besonderen Fußballspiel im Jahre 1955. Umso
erstaunlicher ist, dass dieses Sensationsspiel in der öffentlichen
Wahrnehmung so wenig präsent scheint. Die 45-minütige Doku "Der
Kracher von Moskau", eine Koproduktion des SWR unter Federführung des
RBB, wird am 13. September um 11.15 Uhr im SWR Fernsehen
ausgestrahlt. (Erstausstrahlung RBB am 8. September)
Moskau, 21. August 1955: Im Dynamo Stadion findet zehn Jahre nach
Ende des Zweiten Weltkrieges das erste Fußball-Länderspiel zwischen
der sowjetischen und der westdeutschen Nationalmannschaft statt. Die
amtierenden Weltmeister um Fritz Walter treffen auf sowjetische
Spieler, von denen nur wenige im Westen bekannt sind. Das Spiel wird
auf hohem Niveau, temporeich und sehr fair geführt. Die Begeisterung
der Zuschauer über diesen spannenden, torreichen Wettkampf ist auf
beiden Seiten groß. Am Ende gewinnt die Auswahl der UdSSR mit 3:2.
Dass dieses Spiel überhaupt stattfindet, ist keine
Selbstverständlichkeit: Es ist die Zeit des Kalten Krieges, zwischen
Bonn und Moskau gibt es noch keine offiziellen Beziehungen. Die
Bundesrepublik ist kurz zuvor in die NATO aufgenommen worden, die
Sowjetunion hat daraufhin den Warschauer Pakt gegründet. In dieser
Situation sucht der Kreml über den Sport internationale Anerkennung
und lädt die Auswahl des DFB zu dem Freundschaftsspiel ein. Und der
sagt zu, ohne sich mit der Bundesregierung abzusprechen. Das Spiel
ist somit zum Politikum geworden, zumal Bundeskanzler Konrad Adenauer
eine Einladung zu politischen Gesprächen aus Moskau für September
1955 erhalten hat.
Nach dem Spiel können alle zufrieden sein. In der DDR-Presse legt
man besonderen Wert auf das Ergebnis des Spiels. Mit dem 3:2 Sieg
über den Weltmeister wird die Sowjetunion zur Weltklasse erhoben. In
der westlichen Presse wird das gute Spiel der deutschen Mannschaft in
den Vordergrund gestellt. Auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs
wird hervorgehoben, dass sich unabhängig vom Ergebnis das Verständnis
zwischen den beiden Völkern verbessert hat. Was nach der Begegnung
auf politischer Ebene folgt, gleicht einer Sensation: Die UdSSR und
die Bundesrepublik Deutschland nehmen diplomatische Beziehungen auf,
die letzten deutschen Kriegsgefangenen kommen aus den Lagern frei. In
der Filmdokumentation rekonstruiert Filmemacher Thomas Grimm die
Geschichte dieses ganz besonderen deutsch-russischen Sportereignisses
anhand originaler Film- und Tondokumente aus der Bundesrepublik
Deutschland, der DDR und der Sowjetunion. Fotos zum kostenlosen
Herunterladen unter ARD-foto.de. Pressekontakt: Daniela Kress, 07221
929-23800, daniela.kress(at)swr.de