(ots) - Es war der größte Skandal, den die Werbewirtschaft
jemals erlebt hatte: Als CEO soll Aleksander Ruzicka bis zum Jahr
2006 seinen Arbeitgeber, die Mediaagentur Aegis, um fast 38 Mio. Euro
geprellt haben. Zu elf Jahren und drei Monaten Haft wurde der Manager
damals verurteilt, im April wurde er vorzeitig entlassen. Jetzt packt
er aus. Mit W&V führt er sein erstes Interview.
Darin spricht er etwa über seinen damaligen Spitznamen
"Sonnenkönig": "Es gab Zeiten, da hab ich die Kuh fliegen lassen."
Schließlich lebte er in einer Villa mit ägyptischer Saunalandschaft,
im Boden versenkbaren Scheiben und zwei Enten im Garten. Doch den
Namen hat er von dem ehemaligen Carat-Chef Kai Hiemstra, weil Ruzicka
den Gewinn binnen sieben Jahren von 9 Mio. auf 70 Mio. Euro erhöhen
konnte.
Detailliert berichtet Ruzicka davon, wie er es mit der
Kundenpflege hielt: "Wenn einer Jäger war, haben wir ihn zur
Hirschjagd eingeladen. Sie haben das Kundenohr nirgendwo so lange und
so ungestört wie auf einem Hochsitz." Dabei habe er lieber gleich ein
Kontingent gekauft, etwa 50 Hirsche für 100.000 Euro. "Das ist rein
mathematisch betrachtet viel billiger." Dann machte er ein
"Rundumpaket", sagt Ruzicka. "Der Kunde bekommt seine Gummistiefel,
seine Unterwäsche, ein Fernglas, damit der nichts mitbringen muss."
Die Abrechnungen liefen dann oft über Ruzickas eigene Firmen wie
Camaco und Watson, die laut damaliger Anklage den Hintergrund gehabt
hätten, "die privaten Bedürfnisse von mehreren Personen zu bedienen".
Dabei soll zum Teil auch der Rechnungsgegenstand geändert worden
sein, etwa in Beratungsleistungen.
Gegen Bestechungsvorwürfe wehrt sich Ruzicka bis heute: "Es geht
nicht um Bestechung, sondern um eine gemeinsame Zeit mit dem Kunden.
Das hat dazu geführt, dass wir Neugeschäft ohne Ende bekamen."
Der damalige Skandal hat bis heute Auswirkungen auf Usancen der
Mediabranche. Wie man mit Naturalrabatten, Kickbacks und Trading
umgeht, alles versteckte Rabattvariationen, die vor allem bei der
Schaltung von TV-Spots eingesetzt werden, sei erst juristisch
behandelt worden, nachdem Ruzicka schon verurteilt war: "Wäre die
zivilrechtliche Klärung vor meinem Verfahren erfolgt, wäre ich aller
Wahrscheinlichkeit nach nicht verurteilt worden."
Der Manager, der seine Strafe verbüßt hat, möchte weiterhin in der
Branche mitmischen. Er arbeitet für Inzide. Das sei keine
Mediaagentur, sondern eine Beratung in der Mitte des Dreiecks
Agenturen, Werbekunden, Medien. Ruzicka möchte Medien helfen, "sich
nicht mehr ganz so schlimm von Agenturen erpressen zu lassen."
Pressekontakt:
Dr. Jochen Kalka
Chefredakteur
W&V Werben & Verkaufen
Verlag Werben und Verkaufen GmbH
Hultschinerstraße 8
D-81677 München
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