(ots) -
Die meisten Industriestaaten der OECD sind noch nicht fit für das
neue Nachhaltigkeitsversprechen der Weltgemeinschaft: Viele sind noch
weit davon entfernt die globalen Politikziele zu erreichen, wie sie
die Staats- und Regierungschefs auf dem UN-Sondergipfel in diesem
Monat beschließen werden. Und bei vielen Indikatoren besteht die
Gefahr diese Ziele komplett zu verfehlen. Die größten Defizite weisen
die Industriestaaten dabei in ihrem wenig nachhaltigen Produktions-
und Konsumverhalten auf. Außerdem verschärfen ihre Wirtschaftssysteme
vielfach den Trend zur sozialen Ungleichheit.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Vergleichsuntersuchung aller 34
OECD-Staaten durch die deutsche Bertelsmann Stiftung anhand von 34
Indikatoren zu den zukünftigen 17 Nachhaltigkeitszielen (SDG), die
bis 2030 gelten sollen. Dabei handelt es sich um die weltweit erste
systematische Untersuchung zum gegenwärtigen Status jedes dieser
Länder und im Vergleich der Länder zueinander. Die Momentaufnahme
identifiziert zudem sowohl Staaten, die bei einzelnen
Nachhaltigkeitszielen Vorbildcharakter haben und wo noch er
erhebliche Defizite bestehen. Die Studie liefert damit die auch eine
Blaupause für die Erreichung der SDGs in den nächsten 15 Jahren.
Zu den Ländern, die die neuen UN-Ziele am ehesten erreichen,
gehören danach die vier skandinavischen Staaten Schweden, Norwegen,
Dänemark und Finnland, gefolgt von der Schweiz auf Platz fünf. Am
schlechtesten bewertet werden die USA, Griechenland, Chile, Ungarn,
die Türkei und Mexiko.
Aart De Geus, Vorsitzender der Bertelsmann Stiftung stellt klar:
"Unsere Untersuchung ist der erste Stresstest für die
Industriestaaten zu den neuen Zielvorgaben. Danach können wir uns als
die reichen Länder mit unserer wachsenden sozialen Ungleichheit und
Ressourcenverschwendung nicht mehr länger als die Lehrmeister der
Welt darstellen. Wir können den Schwellenländern schwerlich vorgeben,
wie sie sich entwickeln sollen. Stattdessen können wir in der Analyse
erkennen, wo auch wir unsere Hausaufgaben machen müssen. Und zudem
zeigt sie uns, wo die Industriestaaten bereits jetzt Gefahr laufen,
die neuen Nachhaltigkeitsziele zu verfehlen."
In der Untersuchung zeigen sich auch große Unterschiede zwischen
den einzelnen Ländern in Bezug auf verschiedene Ziele. Insbesondere
die soziale Ungleichheit hat in den Industriestaaten mittlerweile ein
Rekordniveau erreicht, mit steigender Tendenz. In 23 OECD-Staaten
verdienen die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung inzwischen
mindestens genauso viel wie die ärmsten 40 Prozent. In den USA sind
es sogar das 1,7fache und in Chile das 3,3fache. Dass Ungleichheit
keine zwangsläufige Entwicklung sein muss, beweisen Länder wie die
Slowakei, Slowenien, Norwegen, Tschechien oder Dänemark. Hier ist die
Konzentration der Einkommen deutlich geringer.
Große Unterschiede zeigen sich etwa auch bei der Umweltbelastung.
Staaten wie Australien, Kanada, Polen oder Mexiko belasten das Klima
mit über sechs Mal so viel Kohlendioxid für jede Einheit an
Wirtschaftsleistung wie Schweden oder Norwegen. Auch der Anteil der
erneuerbaren Energien schwankt zwischen den Ländern erheblich. Korea,
Großbritannien oder die Niederlande nutzen weniger als vier Prozent
erneuerbare Energien. Dagegen kommen Island, Norwegen und Schweden
bereits jetzt auf einen Anteil von über 47 Prozent und weiten diese
Anteile sogar fortlaufend aus, ohne dass ihr Wirtschaftswachstum
leidet.
Kofi Annan, der geistige Vater der Millenniumsziele, fordert im
Vorwort der Studie größere Anstrengungen von den reichen Ländern der
Erde: "Ich danke der Bertelsmann Stiftung dafür, dass sie die
Aufmerksamkeit so detailliert auf dieses Thema gelenkt hat. Diese
Studie wird hoffentlich Reformdebatten über Nachhaltigkeit und
soziale Gerechtigkeit in vielen Industriestaaten entfachen. Wir
schulden dies unserem Planeten und seinen Menschen."
Mehr Informationen im Netz unter: www.bertelsmann-stiftung.de
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