(ots) - Ist Facebook so gefährlich wie Schnaps und
Zigaretten? Ja, wenn es nach Luciano Floridi geht,
Informations-Philosoph an der Universität Oxford. "Soziale Medien
machen in hohem Maße süchtig - wie Glücksspiel, Tabak und Alkohol",
sagt der Datentheoretiker in der aktuellen Ausgabe von P.M., die
heute erscheint.
Floridi spricht sich dafür aus, die Dienste stärker zu regulieren,
etwa durch höhere Altersbeschränkungen. Momentan dürfen sich
Jugendliche ab 13 Jahren einen Account bei Facebook, Snapchat oder
Instagram zulegen. Doch gerade die Pubertät sieht Floridi als
kritischste aller Phasen. Soziale Medien förderten das Gefühl, im
Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Das ermuntere dazu, sorglos mit
intimen Informationen umzugehen. "Wir fühlen uns in unserer
Privatsphäre verletzt, wenn jemand von außen in unseren geschützten
Raum eindringt, aber nicht, wenn wir der Außenwelt etwas Privates
offenbaren", sagt Floridi. "Das ist ein Denkfehler." Genau wie bei
anderen Suchtmitteln sei Aufklärung gefragt.
Floridi berät auch Google, ist der einzige Ethiker im Gremiums des
Konzerns, das über das "Recht auf Vergessenwerden" diskutiert. Die
Macht des Internetkonzerns sieht er als Risiko - und als Versäumnis
der Politik. "Google hat ein Quasimonopol auf die Internet-Suche in
Europa. So weit hätte es nie kommen dürfen. Wir definieren uns als
Informationsgesellschaft und legen den Zugang zu den Informationen in
die Hände einer Firma aus Kalifornien, die den Wählern gegenüber
keinerlei soziale Verantwortung hat? Selbst wenn bei Google nur
Heilige arbeiten würden: Das ist einfach eine blöde Idee." Der
italienische Philosoph leitete 2012 eine Expertengruppe der
Europäischen Union, die den Einfluss digitaler Technologien auf
unsere Gesellschaft untersuchte. Mit den Umwälzungen, die uns in
allen Bereichen unseres Lebens erwarten, beschäftigt sich auch sein
Buch "Die 4. Revolution", das am 6. Oktober auf Deutsch erscheint.
Pressekontakt:
Maike Pelikan
Kommunikation P.M.
Gruner + Jahr GmbH & Co KG
Telefon +49 40 3703-2157
E-Mail presse(at)pm-magazin.de