(ots) - Als das Ergebnis der Labour-Urwahl bekannt gegeben
wurde, hätte man gerne das Gesicht von Tony Blair gesehen. Denn für
den früheren Premier dürfte das Votum einer Katastrophe gleichkommen.
Vielleicht sieht da auch nur jemand sein Lebenswerk die Themse
heruntergehen. Denn die Wahl des bärtigen Urlinken Corbyn, ein
Hinterbänkler und langjähriger Parteirebell, ist ein Statement gegen
die neoliberale Politik, die von Blair Ende der 1990er Jahre
eingeleitet worden war. Abgesehen von dem Schönheitsfehler, dass sich
120000 Sympathisanten für drei Pfund das Stimmrecht erkaufen konnten,
zeigt die Entscheidung: Für viele Parteimitglieder gibt es eine
Alternative zu Sparpolitik und Privatisierung, zu Kriegseinsätzen und
Atomwaffen. Labour steht damit vor einer Zerreißprobe, denn manchen
Mitgliedern geht der Linksaußen- Kurs des 66-Jährigen zu weit. Aber
die Partei scheint für junge Menschen wieder wählbar. Damit sind die
britischen Sozialdemokraten noch lange nicht regierungsfähig. Auch
für die künftige EU-Politik muss der Linksruck nichts Gutes bedeuten.
Gleichwohl werden die Genossen in Deutschland, im Willy-Brandt-Haus,
die Entwicklung auf den Inseln aufmerksam verfolgen. Es gibt Stimmen,
die sagen, auch den deutschen Sozialdemokraten, die irgendwo bei 25
Prozent vor sich herdümpeln, könne ein Linksruck bevorstehen. Dann
nämlich, wenn die Bundestagswahl 2017 in Bausch und Bogen verloren
geht und die Strategie der SPD, sich als zweiter Arbeitnehmerflügel
der CDU zu profilieren, endgültig gescheitert ist. Gerhard Schröder
wird dann womöglich so dreinschauen wie Tony Blair.
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