(ots) - In seiner jüngsten Ausgabe beleuchtet der
Degussa Marktreport die Hintergründe der EZB-Geldpolitik sowie deren
Konsequenzen für die Preisstabilität.
Die US-Notenbank Fed begann ab Ende 2008 im Zuge der sogenannten
"QE"-Politik die US-Dollar-Basisgeldmenge auszuweiten. Innerhalb
eines dreiviertel Jahres wurden die gesamten, täglich fälligen
Kundenguthaben der US-Banken mit Basisgeld gedeckt. Dadurch wurden
die US-Finanzinstitute gegen einen Bankrun immunisiert. In Euroland
hingegen ist die Situation eine andere. Die täglich fälligen
Guthaben, die Kunden bei Euro-Banken halten, belaufen sich auf 5.378
Mrd. Euro. Die Euro-Banken verfügen jedoch nur über Basisgeldbestände
in Höhe von 617 Mrd. Euro. Damit besteht eine "Liquiditätslücke" von
4.760 Milliarden Euro. Die EZB unter Führung von Mario Draghi ist
offensichtlich gewillt, diese nun zu schließen.
Bis zum Herbst 2016 will sie mittels Anleihekäufe zusätzlich 1.140
Milliarden Euro in Umlauf bringen. Draghi kündigte allerdings bereits
an, dass das Programm auch über den September 2016 hinaus laufen
könnte. Zudem wurde die selbst gesteckte Obergrenze für den Ankauf
öffentlicher Schulden von 25% auf 33% erhöht. Vor allem zwei Gründe
sprechen für eine deutliche Ausweitung der EZB-Anleihekäufe. Zum
einen hat die Zentralbank ein Interesse daran, die Banken der
Eurozone ebenso gegen einen Bankrun zu immunisieren wie die Fed die
US-Institute.
Zum anderen kommt das schließen der Liquiditätslücke den
Politikern der Eurozone sehr entgegen. Draghi müsste nahezu die Hälfe
aller Staatsschulden monetisieren: Die Schuldpapiere wandern dann in
die Bilanz der EZB beziehungsweise der nationalen Zentralbanken und
können zu extremen Tiefzinsen refinanziert werden. Sollten darüber
hinaus auch kurzfristig fällige Termineinlagen mit Basisgeld
unterfüttert werden, müsste die EZB fast die gesamten
marktgehandelten Staatsschulden im Euroraum aufkaufen.
Damit stellt sich die Frage nach den Folgen einer derartigen
Ausweitung der Euro-Basisgeldmenge. Die Antwort darauf, stellt Prof.
Dr. Thorsten Polleit, Chefvolkswirt der Degussa Goldhandel GmbH,
fest, ist nicht ganz einfach und davon abhängig, ob die EZB die neu
geschaffene Basisgeldmenge "stilllegt", in dem sie die
Mindestreservesätze drastisch anhebt. Polleit hält dies allerdings
aufgrund von politischen Widerständen für eher unwahrscheinlich. Ein,
im Extremfall sogar drastischer Kaufkraftverlust des Euro erscheint
da realistischer. Weitere Auswirkungen dürften, dem
Degussa-Chefvolkswirt zufolge, weiterhin künstlich niedrige Zinsen,
steigende Aktienkurse sowie ein sinkender Außenwert des Euros sein.
"In einem solchem Umfeld", erinnert Polleit, "stellt Gold eine
wirksame Impfung des Vermögensportfolios gegen die Widrigkeiten des
ungedeckten Papiergeldsystems dar."
http://news.degussa-goldhandel.de/newsletter/165G1X9P73.pdf
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