(ots) - Was muss getan werden, um Innovationen in
der chemischen Industrie zu fördern? Was steht dem entgegen?
Antworten auf diese Fragen gibt eine neue Studie von IW Consult und
der Unternehmensberatung Santiago im Auftrag des Verbandes der
Chemischen Industrie (VCI). Knapp 200 Unternehmen aus Deutschlands
drittgrößter Branche hatten sich hieran beteiligt. Das Ergebnis: In
den Unternehmen muss vor allem die Innovationskultur weiter gefördert
werden. Gleichzeitig gilt es, unnötige Bürokratie abzubauen und
komplexe Regulierungen zu vereinfachen. Dabei erschweren interne und
externe Hürden die Forschung und Entwicklung in der Chemie etwa im
gleichen Maße.
"Deutschland ist ein guter Standort für die
chemisch-pharmazeutische Industrie. Doch Länder wie China, Indien und
Korea holen als Forschungsstandorte rasch auf. Unternehmen und
Politik müssen gemeinsam dafür sorgen, dass Deutschland auch in
Zukunft ein attraktiver, leistungsstarker Innovationsstandort
bleibt", sagte VCI-Präsident Dr. Marijn Dekkers bei der Vorstellung
der Studie "Innovationen den Weg ebnen" in Frankfurt.
Innovationskultur der Branche verbessern
Als größtes internes Hemmnis identifiziert die Studie die
innerbetriebliche Innovationskultur. Als Gründe gaben die Firmen
unter anderem eine zu hohe Zahl an Projekten, innerbetriebliche
Bürokratie und lange Entscheidungswege an. Für gut ein Drittel sind
die Abläufe zu wenig auf solche Innovationen ausgerichtet, die einen
Markt komplett verändern können.
Die Autoren der Studie empfehlen eine klare und langfristig
angelegte Innovationsstrategie sowie ein klares Produktportfolio. Sie
empfehlen einen stärkeren Fokus auf disruptive Innovationen und
neuartige Geschäftsmodelle. Eine auf Innovationen ausgerichtete
Unternehmenskultur muss durch die Unternehmensleitung vorgelebt,
Freiräume zur Verfügung gestellt und Personalsysteme angepasst
werden. Unternehmen sollten mehr Kooperationen wagen und sich an
interessanten Start-ups beteiligen.
Regulierung und Bürokratie sind Innovationshemmnisse Nummer 1
Eine weitere Kernaussage der Studie: Eine Mehrzahl der Unternehmen
stuft die Komplexität der Regulierung in Deutschland höher ein als in
anderen Nationen. Vor allem aufwendige Zulassungs- und
Genehmigungsverfahren für Chemieprodukte und die damit verbundenen
Kosten überfordern den Mittelstand.
Im Detail zeigt die Studie, dass Zulassungs- und
Genehmigungsverfahren für mehr als die Hälfte der Unternehmen mit
starken oder mittelstarken Innovationshemmnissen verbunden sind.
Regulatorische Hürden belasten dabei vor allem Pharma- und
Pflanzenschutzunternehmen. Auch die europäische Chemikalienverordnung
REACH erschwert Innovationen: Knapp die Hälfte der Firmen erlebt
Beeinträchtigungen durch die Kosten und den personellen Aufwand, die
mit REACH verbunden sind.
Mittelstand spürt Engpass an Fachkräften
Die Analyse von IW Consult und Santiago widmet sich auch dem Thema
Fachkräftemangel: Vor allem der Mittelstand spürt den Engpass an
Fachkräften schon heute. Ein Viertel der Unternehmen mit weniger als
1.000 Beschäftigten leidet unter dem akademischen Fachkräftemangel -
einige auch unter Engpässen bei nichtakademischem Personal. Die
Autoren der Studie plädieren deshalb für mehr
mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht. Außerdem müsse
Deutschland auch die Zuwanderung hochqualifizierter Fachkräfte
erleichtern und fördern.
Finanzierung und Förderung unterstützen Innovationen zu wenig
Um die Finanzierung von Innovationen - vor allem im Mittelstand
und bei Start-ups - zu stärken, halten die Autoren der Studie eine
steuerliche Forschungsförderung und eine unkomplizierte
Projektförderung für kleine und mittlere Unternehmen für genauso
wichtig wie bessere Finanzierungsmöglichkeiten von
Unternehmensgründern durch Wagniskapital. Die Studie liefert hierzu
Fakten: Gut ein Drittel der Unternehmen empfinden eine fehlende
steuerliche Forschungsförderung als ein starkes oder mittleres
Innovationshemmnis. Nach der Finanzierung befragt, antworteten ein
Fünftel der Unternehmen, dass unterentwickelte Risikokapitalmärkte
für sie ein Innovationshemmnis seien.
Mehr gesellschaftliche Akzeptanz für Innovationen nötig
Besonders beim Thema gesellschaftliche Akzeptanz besteht
Handlungsbedarf, das belegen die Ergebnisse der Studie ebenfalls: Ein
Drittel der Unternehmen wünscht sich mehr politische und
gesellschaftliche Akzeptanz ihrer Innovationsleistung. "Das ist aber
nichts, was sich einseitig einfordern lässt. Das ist etwas, das wir
kontinuierlich im Dialog erarbeiten müssen", betonte Dekkers und
sagte weiter: "Der öffentliche Diskurs kann manchmal unbequem sein,
aber er ist unverzichtbar. Unternehmen, Verbände, Wissenschaft müssen
mit der Bevölkerung einen frühzeitigen, transparenten Austausch über
neue Technologien führen. Der Politik kommt dabei eine wichtige Rolle
als Moderator zu."
Zur Studie
An der Umfrage nahmen fast 200 Unternehmen teil. Zusätzlich wurden
rund 70 Experten, Kunden und Kooperationspartner in der Wissenschaft
für die Studie befragt. Sie deckt damit auf repräsentative Weise die
ganze Breite der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland
ab.
Die Broschüre "Innovationen den Weg ebnen" steht als Download zur
Verfügung unter: www.vci.de/innovationsstudie.
Fotos von der Pressekonferenz: www.vci.de/pressefotos
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