(ots) - 58 Prozent der Bundesbürger halten Deutschland
zwar insgesamt für kinderfreundlich, sehen jedoch erhebliche Defizite
in zentralen Politikbereichen, die für Kinder von Bedeutung sind. 39
Prozent der Erwachsenen über 18 Jahre sagen sogar, dass Deutschland
kein kinderfreundliches Land ist. In der Gesamtschau sehen vor allem
ältere Deutsche, Frauen und Ostdeutsche mehr Defizite in Bezug auf
eine kinderfreundliche Politik, während insbesondere die 18- bis
29-Jährigen Deutschland für ein eher kinderfreundliches Land halten.
Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage von infratest
dimap im Auftrag von UNICEF Deutschland und Deutschem Kinderhilfswerk
anlässlich des Weltkindertags am 20. September.
Als besonders wichtig für die Kinderfreundlichkeit betrachten die
Bundesbürger den Schutz von Kindern vor Gewalt, die Vereinbarkeit von
Familie und Beruf und den Kampf gegen Kinderarmut. 90 Prozent sagen,
dass es zur Kinderfreundlichkeit gehört, dass sich um
Flüchtlingskinder gut gekümmert wird.
Danach befragt, ob sie diese Bereiche gut umgesetzt sehen,
konstatieren die Befragten allerdings erhebliche Probleme. Lediglich
26 Prozent sind der Ansicht, dass sich Politiker "sehr gut" oder
"gut" um die Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland kümmern, und
nur 27 Prozent stimmen der Aussage zu, dass sich Deutschland gut um
die Belange von Flüchtlingskindern kümmert. Die Unterstützung für
Familien und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die 98 Prozent
als sehr wichtig betrachten, sehen lediglich 41 Prozent der Befragten
als "sehr gut" oder "gut" erfüllt an.
Aus der Sicht von UNICEF und dem Deutschen Kinderhilfswerk zeigen
diese Ergebnisse klaren Handlungsbedarf für die Politik.
"Die Kinderfreundlichkeit unseres Landes zeigt sich daran, ob wir
es schaffen, den Kindern Chancen und Perspektiven zu geben, die es
besonders schwer haben", sagt Dr. Jürgen Heraeus, Vorsitzender von
UNICEF Deutschland. "Jedes Kind hat ein Recht auf Förderung, Schutz
und Beteiligung - das gilt auch für Flüchtlingskinder."
"Die Zahlen sind ein klarer Handlungsauftrag an die Politik,
entschiedener als bisher die Kinderarmut in Deutschland zu bekämpfen.
Gleichzeitig brauchen derzeit die Kinder, die als Flüchtlinge in
Deutschland Schutz vor Krieg, Armut und Verfolgung suchen, unsere
besondere Aufmerksamkeit", betont Thomas Krüger, Präsident des
Deutschen Kinderhilfswerkes.
Umfrageergebnisse im Einzelnen
Trotz differenzierter Sicht der Anhänger der verschiedenen
Parteien kommen jeweils große Mehrheiten in allen politischen Lagern
zur Aussage, dass sich die Politik nicht ausreichend um die
Bekämpfung der Kinderarmut kümmert. Diese Einschätzung teilen 77
Prozent der Linken-Anhänger, 76 Prozent der Grünen-Anhänger, 72
Prozent der SPD-Anhänger und 69 Prozent der Unions-Anhänger.
Bei der Frage, ob sich Staat und Gesellschaft ausreichend um
Kinder aus Flüchtlingsfamilien kümmern, gehen die Auffassungen der
Parteianhänger deutlicher auseinander. Als "weniger gut" oder "gar
nicht gut" erfüllt sehen diesen Punkt 59 Prozent der Unions-Anhänger,
69 Prozent der SPD-Anhänger, 74 Prozent der Linken-Anhänger und 83
Prozent der Grünen-Anhänger an.
Auch bei der Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen sieht eine
große Mehrheit der Befragten (62 Prozent) erhebliche Defizite: 72
Prozent der Anhänger der Linken, 63 Prozent der SPD-Anhänger, 58
Prozent der Grünen-Anhänger und 57 Prozent der CDU-Anhänger sind der
Auffassung, dass dieses wichtige Kriterium einer kinderfreundlichen
Gesellschaft in Deutschland "weniger gut" oder "gar nicht gut"
erfüllt ist.
Für die repräsentative Umfrage zur Kinderfreundlichkeit in
Deutschland wurden von infratest dimap im Auftrag des Deutschen
Kinderhilfswerkes und UNICEF Deutschland deutschlandweit 1.006
Wahlberechtigte ab 18 Jahren mittels computergestützter
Telefoninterviews befragt. Die Fehlertoleranz liegt zwischen 1,4 (bei
einem Anteilswert von 5%) und 3,1 Prozentpunkten (bei einem
Anteilswert von 50%).
"Kinder willkommen!" - so lautet bundesweit das Motto für den
Weltkindertag 2015. UNICEF Deutschland und das Deutsche
Kinderhilfswerk rufen dazu auf, die Rechte und Bedürfnisse aller
Kinder in das Zentrum von Politik und Gesellschaft zu stellen -
ausdrücklich auch die von Kindern und Jugendlichen, die als
Flüchtlinge in Deutschland Schutz suchen. Der Tag wird überall in
Deutschland mit bunten Kinder- und Familienfesten gefeiert. Die
beiden größten Veranstaltungen finden am 20. September in Berlin
(www.weltkindertag.de) und in Köln statt
(www.weltkindertag-koeln.de).
Weitere Informationen und Rückfragen:
UNICEF Deutschland, Rudi Tarneden (Sprecher), Tel. 0221/93650-235
oder 315, Mail: presse(at)unicef.de, Internet: www.unicef.de
Deutsches Kinderhilfswerk, Uwe Kamp (Pressesprecher), Tel.
030/308693-11 oder 0160-6373155, Mail: presse(at)dkhw.de, Internet:
www.dkhw.de