PresseKat - Prof. Dr. Jürgen Stark: Die europäische Integration vertiefen

Prof. Dr. Jürgen Stark: Die europäische Integration vertiefen

ID: 1263743

(ots) - Vortrag auf der 11. Plansecur-Finanzplanungsmesse
in Kassel

Im Ringen um eine wirtschaftlich stabile Zukunft Europas hält
Prof. Dr. Jürgen Stark eine vertiefte europäische Integration für
nötig. Dies erfordere einen starken politischen Willen und eine
Klärung, welche Aufgaben auf europäischer Ebene wahrgenommen werden
sollen. Kritisch beurteilt er die schleichende Entwicklung zu einer
Haftungs- und Transferunion in Europa. Die beiden extremen
Entwicklungsmöglichkeiten - eine Rückbesinnung auf die klar
definierten Maastricht-Kriterien auf der einen beziehungsweise eine
Auflösung der Euro-Währungsunion auf der anderen Seite - sehe er
derzeit aber nicht, sagte der Ökonom anlässlich der
Plansecur-Finanzplanungsmesse in Kassel, auf der er zum Thema "Wohin
steuern Europa und der Euro?" sprach.

Die angespannte Situation in Europa ist nach Prof. Starks Meinung
die Kombination einer Schulden-, Struktur- und institutionellen
Krise, die in diesem Jahr aufgrund des Flüchtlingsdramas zusätzlich
verschärft werde. Im Krisenmanagement auf nationaler und
supranationaler Ebene müssten vor allem wirtschaftliche
Herausforderungen gemeistert werden. Die Lage der öffentlichen
Finanzen sei trotz einer leicht positiven Entwicklung weiterhin
dramatisch und die kritische Masse an Strukturreformen, um das
Wachstumspotenzial zu stärken und die Arbeitslosigkeit in Europa
signifikant zu verringern, sei noch nicht erreicht. Zudem verzögere
sich seit 2008 die Sanierung des Bankensystems. Auch Änderungen in
den Abläufen der Wirtschafts- und Währungsunion - zu Beginn der
Finanzkrise eine gewünschte Reaktion - scheinen sich zu einem
stetigen Zustand zu entwickeln.

Die Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB), deren Chef-Volkswirt
und Direktoriumsmitglied er in den Jahren von 2006 bis 2012 war,




empfindet Prof. Stark in der aktuellen Situation als ambivalent: "Die
EZB versteht sich als die einzige funktionierende föderale
Institution, die über rasche Entscheidungsverfahren, die notwendige
Flexibilität und unbegrenzte finanzielle Ressourcen verfügt." Das von
der EZB seit geraumer Zeit betriebene Quantitative Easing, also die
Ausweitung der Geldbasis, um die Realzinsen zu senken, kritisiert er:
"Wenn die Zentralbank bereits an der Nullzins-Grenze operiert und
Markt-Zinsen bereits sehr niedrig sind, droht Geldpolitik ineffektiv
zu werden." Der Ökonom wies auch auf unbeabsichtigte Folgen hin, die
diese EZB-Strategie mit sich bringen könne. Neben einer Änderung des
Spar- und Vorsorgeverhaltens der Verbraucher, internationaler
Übertragungseffekte auf Nicht-Euro- und Schwellenländer und
Fehlanreizen für einen funktionierenden Interbankenmarkt bestehe
zudem die Gefahr neuer Marktübertreibungen bis hin zu einer
Finanzkrise.

Die Plansecur-Finanzplanungsmesse fand zum elften Mal statt. Der
erste Messetag war für die 67 Aussteller reserviert, der zweite Tag
bot den Besuchern 20 Kurzvorträge aus dem gesamten Spektrum der
Allfinanz: Workshops zu Personen- und Sachversicherungen waren ebenso
im Programm wie Vorträge über Investmentfonds oder geschlossene
Beteiligungen. "Beim fachlichen Austausch ging es in diesem Jahr vor
allem um Anlagestrategien im anhaltenden Niedrigzinsumfeld. Nach der
Messe beginnt das Schlussquartal 2015 und ich denke, dass wir uns
darauf gut eingestimmt haben", lautete das Fazit von
Plansecur-Geschäftsführer Johannes Sczepan.

Die Plansecur ist eine konzernunabhängige Unternehmensgruppe für
Finanzplanung und Vermittlung. Sie bekennt sich seit ihrer Gründung
1986 zu ethischen Grundsätzen. Bundesweit betreuen etwa 200 Berater
mehr als 60.000 Kunden. 2015 platzierte sich das Unternehmen beim
Wettbewerb "Top Service Deutschland" unter 109 Teilnehmern auf Rang
7. 2012 wurde die Plansecur erneut mit dem Gütesiegel "Ethics in
Business" als Vorreiter ethischen Handelns ausgezeichnet.



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Datum: 17.09.2015 - 11:00 Uhr
Sprache: Deutsch
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