(ots) - IGBCE-Chef Michael Vassiliadis macht den Staat
mitverantwortlich für die derzeit enormen Wertverluste der großen
Energiekonzerne. "Die erneuerbaren Energien werden immer noch sehr
hoch subventioniert. In der Zwischenzeit verlieren die großen
Energiekonzerne an der Börse rasant an Wert.
Ich halte das für sehr bedenklich, zumal der Staat gleichzeitig
die Verantwortung der Unternehmen für den Rückbau und die Endlagerung
der Kernenergie thematisiert", sagte Vassiliadis der Westdeutschen
Allgemeinen Zeitung (WAZ, Freitagausgabe) . Die aktuelle Debatte um
die Atomrückstellungen der Konzerne geißelt der IGBCE-Chef als
"ebenso oberflächlich wie aggressiv". In Anspielung auf das von
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) geplante Gesetz zur
unbefristeten Haftung der Konzerne für den Atomausstieg sagte
Vassiliadis: "Wenn der Bundeswirtschaftsminister betont, Eltern
haften für ihre Kinder, dann sage ich: Ja, beide Eltern der Atomkraft
haften gemeinsam, die Mutterkonzerne und Vater Staat."
Indirekt sprach sich Vassiliadis für ein Fonds- oder
Stiftungsmodell zum Atomausstieg aus. "Es ist doch so: Lässt man die
Rückstellungen in den Konzernen, schwächt aber gleichzeitig weiter
ihre Geschäftsbasis, dann ist dort irgendwann nichts mehr zu holen",
sagte Vassiliadis, "zieht man andersherum die 39 Milliarden Euro mit
einem Mal aus den Konzernen heraus, eliminiert man sie."
Die Debatte folge einer irrigen Annahme: "RWE beispielsweise hat
schließlich keinen Goldschatz im Keller gehortet, sondern die
Rückstellungen stecken in Kraftwerken und Braunkohlebaggern." Die
Abwicklung über einen öffentlich-rechtlichen Fonds oder eine Stiftung
"könnte eine Lösung sein". So oder so müsse der Staat überlegen, "ob
man konventionelle Kraftwerke geordnet weiter nutzt oder Geld
verbrennt, das dann der Steuerzahler aufbringen muss." Letzteres,
weil dann das Geld für den Atomausstieg fehle.
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