PresseKat - WAZ: Der Westen muss Putins Plan prüfen. Kommentar von Dirk Hautkapp zu Syrien

WAZ: Der Westen muss Putins Plan prüfen. Kommentar von Dirk Hautkapp zu Syrien

ID: 1264711

(ots) - Der Befund mag vielen den Magen umdrehen: Aber in
Syrien kommt das westliche Bündnis ab sofort nicht mehr an Russland
vorbei. Wladimir Putin hat mit den ersten militärischen Fingerübungen
an Syriens Küsten Fakten geschaffen. Moskau, nach der
Ukraine-Intervention noch in die Paria-Ecke gestellt, wird
voraussichtlich schon bei der UN-Vollversammlung in wenigen Tagen als
Problemlöser an den weltpolitischen Verhandlungstisch zurückkehren.
Bei allen berechtigten Vorbehalten gegen Putin sind zwei Aspekte
festzuhalten: Aufgrund der katastrophalen humanitären Lage in Syrien
und angrenzenden Ländern hat der von Präsident Obama geführte Westen
gar keine andere Chance, als Putins Plan eines gemeinsamen Vorgehens
gründlich zu prüfen. Und: Die Europäische Union, die gerade unter den
Kollateralschäden des Versagens der Groß- und Regionalmächte in
Syrien zu zerreißen droht, muss alles tun, um die Gespräche in ein
konstruktives Fahrwasser zu lenken. Putins Motive sind überschaubar.
Er will ein Ãœberschwappen der dschihadistischen Bedrohung durch den
IS auf dafür notorisch anfällige Regionen im Kaukasus und in
Zentralasien abwehren. Er will zum anderen Syrien als einzige
Einflussschneise in den Mittleren Osten nicht verlieren. Er will
drittens im Verein mit Teheran den Amerikanern zuvorkommen. Dort wird
im ruppigen Präsidentschaftswahlkampf 2016 erwogen, militärisch
energischer in Syrien aufzutreten und womöglich doch noch eine
Flugverbotszone einzurichten. Putin will der Welt beweisen, dass ohne
russisches Engagement Groß-Konflikte nicht gelöst werden können. Erst
Assads Massenmord am eigenen Volk hat den Aufstieg des IS beflügelt.
Bleibt Assad im Amt, wird der Islamische Staat weiter wachsen. Putin
weiß das. Darum wird er nicht auf Gedeih und Verderb an dem
Alewiten-Herrscher festhalten. Aber er verlangt einen Preis dafür,




den Schlächter (weich ins Exil) fallen zu lassen: Wiederaufnahme in
den internationalen Klub. Dazu müsste Barack Obama über seinen
Schatten springen und einen widerständigen Kongress mitnehmen. Die
Chancen dafür stehen nicht gut. Aber man muss es ernsthaft versuchen.



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Datum: 20.09.2015 - 19:03 Uhr
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