(ots) - Auf dem Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel in
Rheinland-Pfalz beginnen in diesen Tagen die Vorbereitungen für die
Stationierung neuer amerikanischer Atombomben. Das belegen
US-Haushaltspläne, die dem ZDF-Magazin "Frontal 21" vorliegen
(Sendung am Dienstag, 22. September 2015, 21.00 Uhr).
Rüstungsexperten bestätigen, dass die neuen taktischen Nuklearwaffen
vom Typ B 61-12 wesentlich zielgenauer sind als die Atombomben, die
bislang in Büchel lagern. Im Kriegsfall sollen deutsche
Tornado-Piloten im Rahmen der NATO-Strategie der so genannten
"Nuklearen Teilhabe" Angriffe mit den US-Bomben fliegen. "Mit den
neuen Bomben verwischen die Grenzen zwischen taktischen und
strategischen Atomwaffen", kritisiert Hans Kristensen vom Nuclear
Information Projects (Atomic Scientists) in Washington D.C./USA.
"Uns beunruhigt, dass Staaten, die eigentlich keine Atomwaffen
besitzen, den Einsatz dieser Waffen üben, und zwar im Rahmen der
NATO-Praxis der Nuklearen Teilhabe", erklärt die Sprecherin des
russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, gegenüber "Frontal
21": "Das ist eine Verletzung der Artikel 1 und 2 des Vertrages über
die Nichtverbreitung von Atomwaffen."
Dabei hatte der Bundestag im März 2010 mit breiter Mehrheit
beschlossen, die Bundesregierung solle sich "gegenüber den
amerikanischen Verbündeten mit Nachdruck für den Abzug der
US-Atomwaffen aus Deutschland einsetzen". Auch im Koalitionsvertrag
von Union und FDP hatte die Bundesregierung 2009 den Abzug der
Atomwaffen aus Büchel zugesagt. Doch statt der Abrüstung erfolgt nun
die Stationierung von rund 20 neuen Nuklearwaffen, die zusammen die
Sprengkraft von 80 Hiroshima-Bomben haben.
Der SPD-Verteidigungspolitiker Thomas Hitschler bestätigt, dass
die Bundesregierung in den kommenden Jahren rund 120 Millionen Euro
in den Bundeswehrstandort Büchel investieren will. Mit diesem Geld
soll die Landebahn des Flugplatzes mit einem modernen
Instrumentenanflugsystem ausgestattet werden. Weitere europäische
Standorte amerikanischer Atomwaffen wie die Luftwaffenbasen in
Incirlik/Türkei und Aviano/Italien werden modernisiert. Auch dort
soll mit neuen Nuklearbomben vom Typ B 61-12 nachgerüstet werden,
bestätigt Hans Kristensen vom Nuclear Information Project.
Der frühere Parlamentarische Staatssekretär im
Verteidigungsministerium, Willy Wimmer (CDU), warnt vor neuen
"Angriffsoptionen gegenüber der russischen Föderation" durch die
neuen Atomwaffen in Deutschland und Europa: "Das ist eine bewusste
Provokation unserer russischen Nachbarn."
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