(ots) - So ernüchternd es klingt: Womöglich ist Alexis
Tsipras, der Schulter an Schulter mit seinem unvergesslichen
Finanzminister Varoufakis die EU nahezu in den Wahnsinn trieb,
tatsächlich die kleinste politische Gefahr, soweit es um Athener
Regierungen geht. Die niedrige Wahlbeteiligung und der Hinweis vieler
Wähler, man habe von "diesen Typen", nämlich den Konservativen und
den Sozialisten, die Nase voll, spricht Bände. Natürlich bleibt die
Frage, was Tsipras mit den merkwürdigen Rechtspopulisten von "Anel"
im Sinn hat. Und hoch gespannt wartet die EU auf die Stunde der
Wahrheit: Versucht Tsipras die Reformen, die er den Europäern
versprochen hat, wegzuverhandeln? Folgt man den Regeln der
Notwendigkeit und der Vernunft, darf von der Sparpolitik kein Jota
abgewichen werden. Es sei denn, man zieht einen Abschied Athens vom
Euro noch immer - oder erneut - ins Kalkül. Den aber will die EU
offenkundig auf Biegen oder Brechen vermeiden, dies ist eine
Erkenntnis dieses Sommers. Allerdings hat sich die Situation Europas
seit Juli mit dem Flüchtlingsthema fundamental verändert. Es stellen
sich Fragen, das Bild ist noch unklar. Kommt die EU am Ende zu der
Ãœberzeugung, dass zwei Herausforderungen, deren finanzielle Dimension
überhaupt noch nicht abschätzbar ist, einfach zu viel werden - sodass
ein Grexit doch wieder in den Bereich des Möglichen rückt? Oder ist
es umgekehrt: Sind die Flüchtlingsströme, so makaber es klingen mag,
eine Chance für Athen? Die EU könnte nämlich zu der Ansicht gelangen,
dass Griechenland, da von Flüchtlingsströmen zuerst und intensiv
betroffen, nun ganz grundsätzlich einfach größere finanzielle
Zugeständnisse braucht.
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