(ots) -
Nach 55 Prozent vor zwei Wochen sind jetzt 63 Prozent der Meinung,
die Flüchtlingskrise gefährde den Zusammenhalt in der EU sehr stark
oder stark. Für zusammen 34 Prozent (Sept. I: 42 Prozent) trifft dies
nicht so stark oder gar nicht zu (Rest zu 100 Prozent hier und im
Folgenden jeweils "weiß nicht"). Einzelne EU-Länder, darunter auch
Deutschland, haben im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise wieder
Kontrollen an ihren Grenzen eingeführt. Mit 78 Prozent begrüßt eine
klare Mehrheit diese Maßnahmen, nur 19 Prozent finden diese
Kontrollen an EU-Binnengrenzen schlecht.
Mehrheit glaubt, dass Deutschland die vielen Flüchtlinge
verkraften kann
Mit 57 Prozent (Sept. I: 62 Prozent) sind weiterhin die meisten
Befragten der Meinung, Deutschland könne die große Zahl an
Flüchtlingen, die zurzeit zu uns kommen, verkraften. 40 Prozent
(Sept. I: 35 Prozent) glauben das nicht. Alles in allem finden 24
Prozent (Sept. I: 17 Prozent), dass für Flüchtlinge und Asylbewerber
in Deutschland zu viel getan wird. 49 Prozent (Sept. I: 57 Prozent)
halten das Engagement für gerade richtig, und 21 Prozent (Sept. I:
21 Prozent) meinen, dass nicht genug getan wird. Auf lange Sicht
erwarten 21 Prozent, dass die vielen Flüchtlinge eher Vorteile für
Deutschland bringen, 29 Prozent rechnen eher mit Nachteilen, und 47
Prozent sehen Vor- und Nachteile gleichermaßen.
Flüchtlingspolitik: Nur jeder Zweite zufrieden mit Merkel
Während fast drei Viertel (73 Prozent) der Befragten der
Bundeskanzlerin insgesamt gute Arbeit bescheinigen (schlecht: 23
Prozent), fällt das Urteil zu ihrer Flüchtlingspolitik eher gespalten
aus: 50 Prozent sind der Meinung, Merkel mache im Bereich Flüchtlinge
und Asyl ihre Sache gut, 43 Prozent stellen ihr ein schlechtes
Zeugnis aus. Von den CDU/CSU-Anhängern sind hier 68 Prozent zufrieden
mit der Arbeit der Kanzlerin, 27 Prozent sind unzufrieden.
TOP TEN: Merkel fällt mit deutlichen Einbußen zurück auf Platz
vier
Die Liste der zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker wurde
von den Befragten Anfang September neu bestimmt. Hinzugekommen ist
danach Wolfgang Bosbach und ausgeschieden Sahra Wagenknecht. Im
Vergleich zur Vorumfrage werden die meisten Politiker jetzt
schlechter bewertet, so auch Wolfgang Schäuble, der auf der Skala von
+5 bis -5 mit einem Durchschnittswert von 2,1 (Sept. I: 2,4) die
Liste erneut anführt. Trotz leichter Verluste ist Frank-Walter
Steinmeier mit 2,0 (Sept. I: 2,1) auf Platz zwei aufgerückt, gefolgt
von Neuzugang Wolfgang Bosbach mit 1,9. Deutliche Verluste hat Angela
Merkel, die mit ebenfalls 1,9 (Sept. I: 2,4) bei Unterschieden im
Hundertstelbereich nur noch Platz vier einnimmt. Das ist ihr
schlechtester Wert in dieser Legislaturperiode. Danach Sigmar Gabriel
mit 1,1 (Sept. I: 1,3) und Manuela Schwesig mit 1,0 (Sept. I: 0,9).
Thomas de Maizière wird mit 0,6 (Sept. I: 0,7) bewertet, Ursula von
der Leyen auch mit 0,6 (Sept. I: 0,8), und Gregor Gysi kommt auf 0,5
(Sept. I: 0,4). Am Ende der Rangliste steht Horst Seehofer mit
unveränderten 0,2.
Projektion: Union verliert - Linke und AfD legen zu
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, müsste die
CDU/CSU einen Punkt abgeben auf 41 Prozent und die SPD käme
unverändert auf 26 Prozent. Die Linke könnte sich auf 9 Prozent (plus
1) verbessern, die Grünen blieben bei 10 Prozent, und die FDP
erreichte unverändert 4 Prozent. Die AfD könnte zum zweiten Mal in
Folge zulegen und mit 5 Prozent (plus 1) rechnen. Die anderen
Parteien erzielten zusammen 5 Prozent (minus 1). Neben einer großen
Koalition würde es damit auch für CDU/CSU und Grüne sowie rechnerisch
für CDU/CSU und AfD reichen. Eine Koalition aus SPD, Linke und Grüne
hätte dagegen keine Mehrheit.
Abgas-Skandal: Gut die Hälfte erwartet dauerhaften Schaden für VW
54 Prozent gehen davon aus, dass die Manipulation von VW bei den
Abgaswerten von Dieselfahrzeugen dem Unternehmen dauerhaft schaden
wird, 44 Prozent glauben das nicht. Dabei ist das Vertrauen in die
Angaben von Autoherstellern generell nicht sehr groß: 76 Prozent sind
der Meinung, dass bei Abgaswerten sehr häufig oder häufig
Falschangaben gemacht werden, nur für 17 Prozent kommt das nicht so
häufig oder fast nie vor.
25 Jahre Deutsche Einheit: Zwischen West und Ost überwiegen die
Gemeinsamkeiten
Nach 26 Prozent vor zwanzig Jahren, 40 Prozent vor zehn Jahren und
43 Prozent vor fünf Jahren sagen jetzt 55 Prozent, und damit erstmals
eine Mehrheit, dass zwischen dem Westen und dem Osten Deutschlands
die Gemeinsamkeiten überwiegen. Diese Einschätzung wird in den alten
(56 Prozent) und den neuen (50 Prozent) Bundesländern geteilt. Für
zusammen 41 Prozent stehen dagegen weiterhin die Unterschiede im
Vordergrund. Insgesamt 64 Prozent halten die Probleme der
Wiedervereinigung größtenteils für gelöst (nicht gelöst: 34 Prozent),
darunter 66 Prozent der Befragten im Westen und 53 Prozent der
Befragten im Osten.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der
Zeit vom 22. bis 24. September 2015 bei 1225 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ
für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich
beträgt bei einem Parteianteil von 40 Prozent rund +/- drei
Prozentpunkte und bei einem Parteianteil von 10 Prozent rund +/- zwei
Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 43 Prozent,
SPD: 27 Prozent, Linke: 9 Prozent, Grüne: 10 Prozent, FDP: 3 Prozent,
AfD: 5 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag,
9. Oktober 2015.
Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage finden Sie auch auf
www.forschungsgruppe.de
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Ansprechpartner: Presse-Desk, Telefon: 06131 - 70-12108,
pressedesk(at)zdf.de
Fotos sind erhältlich über ZDF Information und Presse, Telefon:
06131 - 70-16100, und über
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