(ots) -
Die zentrale Datenbank zur Vergabe von Studienplätzen erfüllt auch
fünf Jahre nach ihrer Einführung noch immer nicht ihren Zweck. Nach
Recherchen des ZDF-Magazins "Frontal 21" für die Sendung am Dienstag,
29. September 2015, 21.00 Uhr, konnten im vergangenen Wintersemester
21 036 Bachelor- und Masterstudienplätze nicht vergeben worden.
"Frontal 21" hatte die Kultusministerien aller Bundesländer befragt.
Der Anteil unbesetzter Studienplätze stieg danach von 4,8 auf 6,3
Prozent. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
kritisiert, dass das Vergabesystem nicht funktioniere, weil zu wenige
Hochschulen teilnähmen. Außerdem sei die Finanzierung bis heute nicht
abschließend geklärt.
Das so genannte Dialogorientierte Serviceverfahren (DoSV) der
Stiftung für Hochschulzulassung hatte 2008 die Zentralstelle für die
Vergabe von Studienplätzen (ZVS) abgelöst. Über die Internetplattform
"hochschulstart.de" sollten begehrte Studienplätze besser auf die
Studieninteressierten verteilt werden. Tatsächlich bieten nach
Recherchen von "Frontal 21" zu Beginn des neuen Wintersemesters
gerade 89 von 180 der in Frage kommenden Hochschulen Studienplätze
über die computergestützte Datenbank an. Zudem sind nur elf Prozent
aller zulassungsbeschränkten Studiengänge, also Studiengänge mit
einem Numerus Clausus, in der Datenbank gelistet.
"Wenn nur die Hälfte der Hochschulen teilnehmen, dann fehlen den
Studienplatzbewerbern die Hälfte der notwendigen Daten. Wie soll da
irgendwas zentral koordiniert werden?", kritisiert der
stellvertretende GEW-Vorsitzende Andreas Keller in "Frontal 21". Es
sei paradox, dass trotz Studienplatzmangels immer mehr Studienplätze
unbesetzt blieben. Keller fordert, der Gesetzgeber müsse Hochschulen
verpflichten, am neuen Vergabeverfahren teilzunehmen.
Für den Vizepräsidenten der Hochschulrektorenkonferenz, Professor
Holger Burckhart, ist die ungeklärte Finanzierung eine Ursache des
Problems. So sei den Hochschulen immer versprochen worden, dass die
Länder die Kosten vollständig übernähmen. Von diesem Jahr an müssten
die Hochschulen aber zahlen. Vor allem kleinere Hochschulen seien
laut Burckhardt überfordert: "Wir sind hier strittig mit der Stiftung
für Hochschulzulassung, mit dem Bund und den Ländern."
Die Stiftung für Hochschulzulassung weist dagegen jede Kritik
zurück. Der Vorsitzende der Stiftung, Thomas Grünewald (SPD),
zugleich Staatssekretär im nordrhein-westfälischen
Wissenschaftsministerium, sagt im "Frontal 21"-Interview: "Wir reden
von einer Erfolgsgeschichte." Grünewald verteidigt das
"Dialogorientierte Serviceverfahren" auch im Auftrag der
Kultusministerkonferenz der Länder: "Große komplexe Lösungen brauchen
ihre Zeit." Dass die Datenbank zur Studienplatzvergabe zu kompliziert
sei, weist er ebenso zurück wie technische Probleme. Auch dass die
Hochschulen bei der Finanzierung im Stich gelassen würden, lässt
Grünewald nicht gelten: "Die Hochschulen sind nach dem Staatsvertrag
beitragspflichtig."
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